Irland Buch

Irland Buch Markus BäuchleEs ist nicht allzu lange her, drei Jahre vielleicht, da waren Irland-Blogs und Irland-Diskussionsforen im Internet äußerst populär. Auf den Blogs wurde diskutiert, gestritten und um die Deutungshohheit gerangelt: Was ist dieses Irland, wie ist es, warum ist es anders, als das was wir von zuhause kennen, warum fasziniert es uns, warum sind manche negativ und andere positiv davon fasziniert? Warum berührt uns dieses Land? Die Zeiten haben sich geändert.

Von der munteren Diskussion ist nicht viel geblieben, sie ist dem schnellen Facebook-Like, der Trägheit der Autoren und dem Hang zu bequemer Selbstreferenzialität gewichen. Der oberlehrerhafte Irland-Chefblogger Bernd Biege in Cavan betreibt heute auf dem Berndlog.com bevorzugt Nabelschau und erzählt sich selber Geschichten aus dem Gemüsegarten und von den Wunden des letzten Krieges.

Die tapferen Nachrichten-Übersetzer und – Abschreiber vom Gaelnet.de sind längst serviceorientiert in anderen Berufen unterwegs und  Nenad, der alte Irland-Hasser, der Irland nur mit “zwei R” zu buchstabieren wusste,  sitzt längst wieder im geliebten Deutschland und wird langsam altersmilde. Er schrieb uns diese Woche: “Man wird es mir nicht glauben, aber … ich vermisse Irrland so ein bisschen. Ist wahrscheinlich nur ein sentimentaler Moment …” .

Nur auf Haralds Irlandlive.com und auf Dirks Blog-for-Ireland scheint ganz dann und wann noch ein heller grüner Geistesblitz auf. Ich selber will mich nicht ausnehmen: Meine Quintessenz, wie ich Irland sehe, warum ich gerne hier lebe, was es bedeutet, hier statt in Deutschland zu arbeiten, habe ich in meinem Buch “Irland. Ein Länderporträt.” ( Foto oben, zu kaufen hier) beschrieben und zusammengefasst. Das Buch ist im August vergangenen Jahres erschienen und hat sich seitdem zu meiner Freude bislang sehr gut verkauft (Ein Dank an die  Leser . . .). Doch damit war auch erst mal Vieles gesagt . . .

Und warum schreibe ich das? Bin ich vielleicht auch schon lange genug in Irland-Dingen unterwegs, um die Freuden und Schrecken der frühen Jahre in milder Erinnerung als das Goldene Zeitalter verkaufen zu müssen? Nein, es gibt einen anderen Grund, und der ist fleißig, klug, schreibfreudig und lebt seit 17 Jahren im County Clare: Petra Dubilski (Foto), seit langem bekannt als Autorin diverser Irland-Reiseführer (“Dumont”), mischte in der Blog- und Foren-Szene als “pema” heftig mit und positionierte sich gerne als freiheitsliebende Gälen-Emanze mit Tendenz zum Linksverkehr.

Dubilski IrlandPetra hat nun in einem semi-literarischen Sidestep der alten Irland-Bloggerszene ein kleines Denkmal gesetzt. Es ist 256 Seiten lang, ganz aus Papier und heißt: “Fettnäpfchenführer Irland. Alles im grünen Bereich“. Das Buch ist gerade im Conbook Verlag erschienen, kostet 11,95 Euro und macht sich geschickt die Vorzüge von Internet-Diskussionen zu nutze. Petra beschreibt eine Dauer-Diskussion  im Blog-Stil zwischen fünf Freunden, die alle auf ihre Art mit Irland verbunden sind. Die geschickt gewählte Struktur erlaubt der Autorin, vor uns ein gepflegtes Einerseits-Anderseits über diesen insularen Ort der Begierde auszubreiten. Da diskutiert die Irland-Realistin mit dem Grünbebrillten, da kommentieren der gemäßigte Irland-Romantiker und der Irland-Experte qua Geburt: der Ire selbst.

Irland Petra DubilskiMit diesem cleveren Konzept kann  sich Petra schreibend einem Land wieder annähern, das sie eigentlich schon viel zu gut kennt und dessen Wahrnehmung bei Besuchern und Urlaubern je nach Standort extrem unterschiedlich ausfällt. Der eine oder andere Blogger mag sich in den Figuren Dubilskis vielleicht wieder erkennen, doch rein fürsorglich gilt für das gelungene Büchlein: “Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen . . . sind rein zufällig”. Wir räsonieren über die Milde Pemas und empfehlen das unter schweren inneren Schmerzen entstandene und gut gereifte Blogbuch:

“Fettnäpchenführer Irland”. Lesenswert. Unbedingt kaufen. Hier. 

Fotos: Ch Links Verlag (1, oben links); Conbook Verlag (2), privat (1, rechts unten)