Über Irlands Immobilienmarkt müsste man Bücher schreiben anstatt Blogeinträge, um das grandiose Scheitern des Landes und seiner Wirtschaft angemessen zu erklären. Seit die Blase vor zweieinhalb Jahren implodierte, sind die irischen Hauspreise drastisch geschrumpft, offiziell um 35 Prozent, faktisch um über die Hälfte. Eine Auswertung der deutschen Bausparkassen weist nun darauf hin, dass auch nach fast drei Jahren wirtschaftlicher Talfahrt ein Haus in Irland noch immer teurer ist als eines in Deutschland.

Spitzenreiter des europäischen Vergleichs im Sommer 2010 ist Luxemburg mit einem durchschnittlichen Häuserpreis von über einer halben Million Euro. Aber auch in Belgien, den Niederlanden, Großbritannien und Frankreich liegen die Preise für Eigenheime zwischen 40 und 60 Prozent höher als in Deutschland. In Belgien müssen Eigenheimkäufer im Schnitt 316.000 Euro für ein Einfamilienhaus hinblättern, in den Niederlanden 290.000 und in Großbritannien und Frankreich rund 280.000 Euro. Zum Vergleich: Deutsche Häuser kosten im Schnitt 199.000 Euro. Geringfügig teurer sind die Hauspreise in Irland. Mit rund 200.000 Euro Erwerbskosten zahlen Käufer dort etwas mehr als für Häuser zwischen Rhein und Elbe. Ende 2006 lagen die Hauspreise in Irland noch bei durchschnittlich 300.000 Euro. Nach dem Platzen der Immobilien-Preisblase 2008 brach das Preisniveau am Häusermarkt um 35 Prozent ein.

Abgesehen davon, dass Durchschnittspreise nur bedingte Aussagekraft besitzen: Der Report der Bausparkassen geht nicht auf das Kriterium Bauqualität ein. Die im Keltentigerboom gebauten Häuser darf man zum Großteil der Kategorie “Quick & Dirty” zurechnen. Sie wurden im Eiltempo hochgezogen, oft mit minderwertigen Baumaterialien und meist mit sehr überschaubarem Expertenwissen. Viele irische Neubauten, sagen wir es so, sind nicht für die Ewigkeit angelegt und überschreiten den Rubikon schon nach einem Jahrzehnt – vor allem, wenn sie unbewohnt sind. Und das sind über hunderttausend neue Häuser auf der Insel. So wird aus einem Neubau innerhalb weniger Jahre ein Altbau.

Ein renommierter Immobilienverwalter wure kürzlich gefragt, wann er mit dem Wieder-Erstarken der Bauwirtschaft rechne. Der ältere Herr antwortete: “Erst wenn all die leeren Häuser vom Markt verschwunden sind. Ich werd es wohl nicht mehr erleben. Nicht in den nächsten zehn Jahren.”  Der Dubliner sagte auch: “Natürlich wird in den kommenden Jahren hier und da gebaut werden. Aber sicherlich werden die Baunternehmer lediglich von ihrer 15-Prozent-Marge leben, ganz traditionelle Jobs verrichten und nicht in Luxuslimousinen oder Hubschraubern reisen.”