Das böse Wort von der Plan-Wirtschaft macht wieder die Runde. Das regelmäßige Lesen des Magazins „Der Spiegel“ vermittelt ein  Bild der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Weltlage, die Spiegel-Autor Philipp Oehmke in anderem Zusammenhang so beschreibt: „Das System ist in Ordnung, es wurde bloß von der Gier und Verantwortungslosigkeit einzelner Lehman-Brüder und Heuschrecken gesprengt.“ Leider liest man im Spiegel wie in den anderen systemtragenden Medien wenig darüber, wie eine neue Wirtschaftsordnung aussehen könnte. Die Wirtschaftsversteher diskutieren systemimmanent und verdrängen, dass das freie Spiel der Marktkräfte wohl Wachstum sichern, aber gleichzeitig alle Lebensgrundlagen auf der Erde zerstören wird.

In dieser Woche eine Überraschung: Der Spiegel gibt dem linken Literaten Ditmar Dath eine Plattform. Der Romanautor und Ex-Chefredakteur von “Spex”  darf offen Front machen, und er macht es intelligent. Dath ist kein Moralist, wenngleich er obszön findet, dass jemand mehr besitzt, als er selbst nutzen kann, oder dass Profitstreben die westlichen Gesellschaftlichen regiert und dominiert. Menschen wie er

 „denken radikal demokratisch nicht aus Jux und Humanismus, sondern weil sie wissen, daß Gesellschaften, in denen die Mehrheit unmündig, elend und schlecht erzogen ist, erfahrungsgemäß dazu neigen, beim erstbesten Versorgungs- oder Raumordnungsengpaß in blutige allgemeine Angstbeißerei abzurutschen.“

Dath fordert, dass wir die moderne Technik anders begreifen und nutzen müssen. Die Kernthese seiner Streitschrift Maschinenwinter (Suhrkamp, April 2008):

Kommunikationstechnik und global vernetzte Computer sind heute so weit entwickelt, dass eine weltweite,  demokratisch kontrollierte Planung möglich ist. Weltweite Planung gibt es längst in Konzernen. Sie müsste volkswirtschaftlich eingesetzt und sinnvoll (nicht am Profit) ausgerichtet werden. Dass zentrale Planung im real existierenden Sozialismus gescheitert ist, ist kein Beweis, dass sie nicht möglich wär, denn die neuen Technologien erweitern die Gestaltungsmöglichkeiten.

 Der 39jährige Badener, der sieben Jahre als Redakteur bei der FAZ schrieb, zieht diese geschichtliche Analogie:

 “Die bürgerliche Demokratie hat auch ein paar Anläufe gebraucht. Zunächst mal ist sie in Frankreich im Blut ersoffen… Und doch leben wir heute nicht mehr wie vor 1789, sondern eher so, wie es die bürgerlichen Revolutionäre wollten. Es ist Zeit für die nächste Stufe.”

Eine Leseprobe der Streitschrift Maschinenwinter spendiert uns der Suhrkamp Verlag hier.