Wer mag sie nicht, die Aphorismen, die Sinnsprüche, die Instant-Einsichten, die kleinen “Weisheiten in einer Nuss-Schale” (wie der Amerikaner sagt)? Der Wanderer liebt Kalendersprüche innig – doch nur, um sie schnell wieder zu vergessen. Er hat kein Gedächtnis für Witze und Aphorismen, und dennoch faszinieren sie ihn. Hier also der Wochenrückblick in gelesenen und gesprochenen schlauen Worten.

Der SPIEGEL sezierte in der vergangenen Woche den Apple-Erfinderchef Steve Jobs und zitiert ihn mit diesem Satz, den er sagte, nachdem ihm die Diagnose “Krebs, unheilbar” übermittelt worden war:

“Wenn Du jeden Tag lebst, als sei es Dein letzter, wirst Du irgendwann recht haben.”  

Wunderbar. Bleibt nur hinzuzufügen: Recht haben ist nicht zwangsläufig lebensverlängernd. Rechthaberei schon gar nicht. Jobs hat den erfolgreichen Kampf gegen seine Krankheit übrigens nach dem Kampfruf geführt:

  “Folgt Eurem Herzen und Eurer Intuition . . .Bleibt hungrig, bleibt tollkühn”. 

Gisbert zu Knyphausen, der größte Songpoet  deutscher Zunge seit Hannes Wader und Franz-Josef Degenhardt, hat vor Tagen eine neue CD in die Regale geschoben: “Hurra! Hurra! So nicht.” Feinster Gedankenstoff und schöne Musik. Sechs Worte Zitat:

“Gegen Fernweh hilft nur das Heimweh”

Eine alte Hollywood-Schauspielerin wurde in dieser Woche damit zitiert:

“Die Männer bemühen sich, die Frau zu verändern und beklagen sich dann, dass sie nicht mehr die alte ist.” 

Barbra Streisand hat das natürlich unter umgekehrten Geschlechter-Vorzeichen intoniert. Es ist jedenfalls eine Variation des Themas “Gern zerstört man, was man liebt”. Dies scheint nicht nur das Prinzip der Beziehungen zwischen Männern und Frauen, es ist auch die widersprüchliche Triebfeder des Tourismus. Er zerstört, wo er auftaucht, stets seine eigenen Grundlagen.

Wer kennt nicht den eifrig vermarkteten “Geheim-Tipp”, das “total unberührte Tal X” und die “völllig un-erschlossene Halbinsel B”? Sobald die Zeilen formuliert sind, ist es irgendwann um die unberührte und intakte Landschaft geschehen. So sagte jemand am Freitag über die Beara Peninsula im Südwesten Irlands:

“Die Stärke der Beara Peninsula ist deren Schwäche.”

Beara ist wenig erschlossen, kaum vermarktet. Faszinierend, Doch das Getöse hebt an und will in Bahnen gelenkt sein. Irgendwann, in einigen Jahren wird jemand den Satz zu Protokoll geben:

“Die Schwäche der Beara Peninsula ist deren Stärke.”

Kerry=Ring=Beara: Der Wanderer ist in diesen und den kommenden Tagen auf der Beara Peninsula unterwegs. Wandern natürlich. Die Einträge auf dem Irland-Blog bleiben deshalb überschaubar. Kommentare sind umso mehr erwünscht. Eine gute Woche – auch dort, wo die Sonne nicht scheint.