Die eigenen Kulturgüter zu erhalten, sie vor dem Verfall zu bewahren, um sich der eigenen Vergangenheit und Herkunft zu versichern, ist ein menschliches Bedürfnis. Das Anrennen und sich Stemmen gegen die eigene Endlichkeit, gegen das Faktum, dass am Ende nichts bleibt, ist den westlichen Gesellschaften jedes Jahr Milliardensummen wert.

Jetzt allerdings, im Zeitalter der Weltfinanzkrise und der dramatischen Staatspleiten droht die Moral hinter das Fressen, die Kultur hinter den Kampf um die nackte Existenz zurückzufallen. In Irland zieht sich der Staat weitgehend aus seinen ohnedies überschaubaren Aufgaben zurück: Selbst die Wartung von Straßen wird neuerdings wieder den Bewohnern aufgebürdet – und wo das Geld so knapp ist wie auf der Spar-Insel, da bleibt für den Erhalt der nationalen Kulturgüter nicht viel übrig.

Kilcathrine Church etwa, eine der bemerkenswerten frühchristlichen Kirchen im Land, fällt derzeit geradezu in sich zusammen. Die Ruine aus dem 8. Jahrhundert, die im Zentrum eines Friedhofs auf der Kilcathrine Halbinsel auf Beara, West Cork, steht, hat den strengen Winter nicht gut überstanden: Die Gibelwände stürzen ein, und den Arbeitstrupps vom County Council fällt nicht mehr ein, als einen Schutzzaun um die Steinhaufen zu ziehen. Auf diesem Friedhof steht eines der ältesten christlichen Kreuze, die jemals gefunden wurden, diese Kirche, Standort eines frühen Nonnenklosters, hat große lokalhistorische Bedeutung, und doch: Am Ende sind es Steine, die nicht aufeinander liegen bleiben.

Auch Dunboy Castle, die Burg des letzten gälischen Chieftains Donal Cam O’Sullivan Bere, auf der Südseite der Beara Halbinsel, bietet ein trauriges Bild: Im Jahr 2002 zum 400. Jahrestag des “Großen Rückzugs” noch pompös gefeiert, zeigt sich das ober-irische Denk-Mal heute als vergessene, vermüllte und zugewachsene Kulisse für nächtliche Feten und Gelage. Man fragt sich, ob die O’Sullivans von Beara mit ihrer Geschichte endgültig abgeschlossen haben . . .