Ein Spaziergang durch Irlands südliche City Cork wäre unvollständig ohne einen Besuch im besten Kunstmuseum der Stadt, der Crawford Art Gallery am Emmet Place.
Donnerstagnachmittag im Obergeschoss des Crawford Museums: Wir hören das Schluchzen eines Menschen. Einer Frau. Hemmungsloses Weinen. Leid, Verzweiflung, Unglück. Was ist los? Wo verbirgt sich dieses gepeinigte Wesen? Will sie denn gar nicht mehr aufhören?
Dort. In einem dunklen, komplett in schwarz gehaltenem Raum finden wir die unglückliche ältere Frau. Es ist die irische Schaupielerin Britta Smith und sie schluchzt vor orangefarbenem Hintergrund von einer drei Meter breiten Videowand herunter, in sich hinein. Schwarze Tränen rollen über ihr vom Schmerz verzerrtes Gesicht.
Ich weiß nicht, was diese Frau so unendlich unglücklich macht. Ich weiß, dass die Künstlerin Cecily Brennan, ihr Ziel erreicht hat: Gerne würde ich wegschauen, die arme Frau in ihrem Leid nicht mit meinen Blicken fixieren. Ìch halte den Blick aufrecht, und das fremde Leid springt auf mich über. Wie damit umgehen? Zulassen, verdrängen, Stärke, Schwäche, Aggression, Überlegenheit, Sympathie oder gar Mitgefühl empfinden? Probieren Sie es aus.
Nein, der gestrige Tag war nicht zum Weinen  – und heute sieht es auch ganz gut aus. Wer allerdings einmal tief mitleiden und sich dem Seelen-Schmerz eines anderen Menschen offensiv aussetzen will, hier geht es zum neuen 8-Minuten-Video von Cecily Brennan: BLACK TEARS. Die gestern eröffnete Ausstellung in der Crawford Gallery dauert bis zum 26. Februar.
Cecily Brennan: Die 1955 geborene Künstlerin aus Galway lebt und arbeitet in Dublin und Berlin. Ihre provokativen Video-Installationen haben sie über Irland hinaus bekannt gemacht.