Ob die alternativen Therapien “Schönreden” und “Gesundbeten” auch gegen drohende Staatsbankrotte helfen?  Kein Tag vergeht, ohne dass man in den Medien nicht von den vorbildlichen Iren, den neuen Musterknaben Europas, den umsichtigen Sparern von der Insel lesen muss. Irland gilt in manchen Wirtschaftskreisen als tapferster Patient auf der Intensivstation der europäischen Staaten, der die bitterste Medizin mit einem Lächeln schluckt: Die Regierung in Dublin spart seit zwei Jahren, was das Zeug hält, beziehungsweise, was die geduldigen Irinnen und Iren noch mitmachen, ohne auf die Barrikaden zu steigen.

Das Magazin “Newsweek” verstieg sich vor kurzem sogar dazu, den irischen Ministerpräsidenten Brian Cowen in den Kreis der zehn besten Staatenlenker der Welt aufzunehmen. Begündung: Dieselbe. Mustersparer. Steuern rauf, Löhne und Gehälter runter. Hoffen und Beten. Daheim auf der Insel gilt Brian Cowen allerdings als Lusche, als lahme Ente, die demnächst von der eigenen Partei ausgewechselt werden wird, bevor diese selber bei den nächsten Wahlen abgewählt wird. Gerade 18 Prozent der Iren halten noch zu ihrem Taoiseach Cowen, der die irische Wirtschaft als Finanzminister maßgeblich mit in den Sumpf gefahren hat. Vier von fünf Iren meinen: Der “fiskalische Zuchtmeister” muss weg. 14 Prozent Arbeitslosigkeit, Auswanderung wie zu schlimmsten Zeiten und vor allem: keine Ahnung, woraus die viel zitierte neue Smart Economy wachsen und Wachstum kreieren soll, das sind gute Gründe für einen Abgang.

Während die Schönredner und Gesundbeter in Europa wahrscheinlich nur auf Zeit spielen, um erst den Niedergang Griechenlands zu verdauen und dann etwas entspannter die Scherben in Irland aufzusammeln, dürfen sich Irlands Steuerbürger auf die nächste Sparrunde einrichten. Die Schönredner wollen derweil seit Monaten schon das Licht am Ende des irischen Krisentunnels erspäht haben, und erklären alle, die diese Anzeichen nicht erkennen, für Blinde. Die vermeintlich Blinden aber bestehen darauf, dass Irland für den sturen Kurs, mehr als 50 Milliarden Euro in die Rettung hoffnungslos maroder Banken zu stecken, einen bitteren Preis wird zahlen müssen: Den Staatsbankrott.

Die Rating-Agenturen haben vor einigen Stunden die Richtung erneut klar angezeigt: S&P stufte Irlands Kreditwürdigkeit von AA auf AA-. Geld leihen wird noch teurer, die Schuldenschere öffnet sich weiter. Die wirtschaftlichen Aussichten sind schlecht und sie bleiben schlecht.