Die größte und zugleich teuerste Volksverdummung, die das Wahlvolk in Irland seit langem – wahrscheinlich seit Bestehen der Republik – verstehen und durchschauen muss, heißt NAMA. Nein, nicht MAMA. Auch wenn NAMA tatsächlich so etwas wie die virtuelle MAMY aller gierigen und unfähigen Banker auf der Insel werden soll. Diese NAMA (National Assets Management Agency) soll den Banken in Irland nach dem Willen der Regierung demnächst für 54 Milliarden Euro faule Immobilienkredite abkaufen, die zwar einen Nennwert von 77 Milliarden Euro haben, die aber de facto im aktuellen Marktumfeld nur 47 Milliarden Euro wert sind – und deren Wert in Zukunft mit ziemlicher Sicherheit noch drastisch sinken wird.

Die NAMA, so etwas wie die schlechte Idee einer “Bad Bank”, erhielte im Gegenzug tausende Grundstücke, sowie halbfertige Wohn- und Gewerbegebiete. Wir stellen uns vor, die Staatsagentur NAMA muss diese Werte in den kommenden Jahren verwalten und treuhänderisch für die Bürger gewinnbringend verkaufen: Das kann nur schief gehen, und schon heute kann man absehen, wie die miesen staatlich moderierten Grundstück-Deals der kommendene Jahre ablaufen werden.
Die Banken und die schlechten Bankler jedenfalls – die die Orgie aus Beton und Gier bis zum Zusammenbruch massiv befeuerten – sie wären fein raus: Der doofe irische Steuerzahler würde die Zeche zahlen. Die Regierung unterlässt nichts, um dem Wahlvolk zu suggerieren, dass es dazu keine Alternative gibt. Sie pflegt dabei schamlos einen Gemeinwohlbegriff, der am Ende nur einigen Wenigen wohl tun wird.
Gestern nun wandte sich auch Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stieglitz bei einem Auftritt in Dublin massiv gegen die Pläne der bauwirtschafts-verfilzten Fianna Fáil-Grünen-Regierung. Der Ökonom kritisierte “den massiven Geldtransfer” von den Bürgern zu den Bankern als falsch und er zeigte die klare Alternative zur NAMA auf: Im Kapitalismus sei es nun einmal so, dass Unternehmen, die ihre Schulden nicht zurückbezahlen können, kaputt gehen.
Der US-Professor nennt die geplante “Geldverschwendung” der irischen Regierung “kriminell” und fordert, dass die Risiken für die Sanierung der irischen Banken bei den Banken selber verbleiben müssen. Damit unterstützt Stieglitz eine “Good Bank”-Lösung, die den Missbrauch von Steuergeldern zugunsten von Bank-Anteilseignern verhindern will. In den vergangenen Monaten hatten bereits Finanz-Star George Soros, der irische Ökonom David McWilliams und zahlreiche irische Wirtschaftprofessoren gefordert, dass die Regierung ihre NAMA-Pläne aufgibt. McWilliams etwa sagt: Lass die alten Banken kaputt gehen, es werden neue unbelastete Banken entstehen.
Die NAMA-Pläne der Regierungspolitiker Cowen, Lenihan und Co. sind allerdings nur zu stoppen, wenn die verbrauchte Fianna-Fáil-Regierung selber gestoppt wird. Und es scheint, dass die Tage der Regierung tatsächlich gezählt sind. Schon am Wochenende könnte Schluss sein, wenn die Basis der Grünen über den Fortbestand der Koalitionsregierung entscheidet. Man möchte den Grünen zurufen: Spart Strom, spart Geld, pull the plug. Zieht endlich den Stecker.
Das Foto zeigt das irische Parlament, Daíl Éireann.