News aus Irland immer aktuellAuswandern, weil es Spaß macht, Steuer nicht bezahlen, weil sie Wut macht, menschliche Katastrophen im Krankenhaus und im Atlantik: Die News dieser Woche heute wieder kurz und knapp in unserem schnellen Wochenrückblick.

 

 

Ist Emigration ein Lifestyle-Phänomen?

Michael Noonan, Finanzminister IrlandIrlands Finanzminister Michael Noonan sorgte in dieser Woche für Aufregung: Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag bezeichnete Noonan die Auswanderung mancher junger Iren als “Lifestyle Choice”, als freiwillige Entscheidung im Rahmen eines mobilen Lebensstils. Der Minister verwies auf drei seiner fünf privilegierten Kinder, die ohne Not ins Ausland gezogen seien, um dort zu arbeiten und Erfahrungen zu sammeln. “Emigration”, würde er dies nicht nennen, fügte Noonan hinzu und zog sich den Zorn all derer zu, die aus reiner materieller Not und aufgrund des Fehlens von Perspektiven derzeit Irland verlassen. Man spricht von 1000 Irinnen und Iren pro Woche, die diese “Lifestyle Choice” für sich treffen (müssen). (Quelle: RTE)

Haussteuer: 26 Prozent wollen nicht zahlen

Das Wett-Unternehmen Paddy Power Bookmaker veröffentlichte in dieser Woche das Ergebnis einer Kurzumfrage zum Thema „Household Charge“. Das überraschende Ergebnis: 26 Prozent der befragten Zahlungspflichtigen kündigten an, die mit dem Jahreswechsel eingeführte Haussteuer nicht bezahlen zu wollen. Die neue Abgabe in Höhe von 100 Euro pro Haus hat die Regierung im Zuge ihrer Maßnahmen zu Konsolidierung des Haushalts beschlossen . 42 Prozent aller befragten Umfrageteilnehmer erklärten gegenüber den Interviewern, sie wären verpflichtet zur Zahlung und würden die 100 Euro bezahlen. 19 Prozent erklärten, nicht zur Zahlung verpflichtet zu sein, 24 Prozent waren sich nicht sicher. Auf die Hausbesitzer reduziert ergab die Umfrage eine stattliche Quote von 26 Prozent der zahlungspflichtigen Bürger, die nicht gewillt sind, ihre “Household Charge” an den Staat zu entrichten und stattdessen lieber die angedrohten Bußgelder riskieren. (Quelle: Irish Examiner)

Fünf Tote nach Untergang eines Fischerboots

Während die Welt in der vergangenen Woche an die Küste der Toskana blickte und mit den Rettungsmannschaften auf der Costa Concordia fieberte, trauerten die Menschen an der südwestirischen Küste um fünf Fischer, die beim Untergang ihres Schiffs ums Leben gekommen waren. Das Fischerboot „Tit Bonhomme“ war am vergangenen Sonntag vor der Küste von West Cork in widrigem Wetter auf einen Felsen aufgefahren und gesunken. Von den sechs Seeleuten an Bord konnte sich lediglich ein ägyptischer Matrose schwimmend auf eine Insel retten. Zwei weitere Seeleute, ein Ägypter und ein 21-jähriger Ire aus Clonakilty konnten im Laufe der Woche nur mehr tot geborgen werden, vom irischen Kapitän und zwei weiteren Ägyptern fehlt bisher jede Spur. Auch Tauchroboter konnten die Leichen der vermissten Seeleute bis Samstagnacht nicht finden. (Quelle: (Quelle: Independent)

Kein Gold für Irland bei den Golden Globes

In der Nacht zum Sonntag fieberten auch zahlreiche irische Fans mit „ihren“ Idolen und hofften darauf, dass  zumindest einer der nominierten irisch(stämmig)en Stars einen der begehrten Golden Globes zu erhaschen könnte. Doch die Hoffnungen wurden enttäuscht – keine der goldenen Statuetten machte sich auf den Weg über den Atlantik. Nominiert war die amerikanische Schauspielerin mit irischen Wurzeln Rooney Mara, die im aktuellen Stieg Larsson-Thriller die Hackerin Lisbeth Salander spielt, Brendan Gleeson für seine Darstellung des Sergeant Gerry Boyle, und der Deutsch-Ire Michael Fassbender für seine Rolle in dem im März anlaufenden Film „Shame“. Mara musste sich in ihrer Kategorie  Meryl Streep (Die eiserne Lady)  geschlagen geben, Jean Dujardin (The Artist) bekam den Vorzug gegenüber Brendan Gleeson und Michael Fassbender hatte gegen George Clooney (Familie und andere Angelegenheiten) keine Chance. (Quelle: Gaelnet)

Körperschaftssteuer: Druck auf Irland wächst

Sie ist die heilige Kuh der irischen Finanzkrise. Egal wie hoch das Wasser den Iren am Hals steht, an den 12,5 Prozent “wird nicht gerüttelt“, ist ein Mantra, mit dem Brian Cowen unter den Rettungsschirm schlüpfte und sein Nachfolger Enda Kenny bisher jegliche derartige Vorstöße der europäischen Partner abblockte. Und auch in dieser Woche betonte Tanaiste Eamon Gilmore, dass man nicht vorhabe, die Grundlagen der Abgabe zu verändern.
Doch das Bestreben von Deutschland und Frankreich, ein gesamteuropäisches Gewerbesteuersystem einzuführen, könnte den irischen Politikern noch einige schlaflose Nächte bereiten. Denn die beiden Führungsmächte der EU plädieren zur Zeit für die Einführung eines europaweit einheitlichen Basissatzes für die Gewerbesteuer, der vor allem für Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in mehreren Ländern gelten soll – und der läge wohl oberhalb der irischen 12,5 Prozent. In sechs Wochen wollen die Europäischen Regierungsschefs das Thema wieder verhandeln, doch die irische Position hat Eamon Gilmore schon diese Woche verkündet:“12,5 Prozent ist unser Steuersatz und wir werden daran nichts ändern!“ (Quelle: Irish Times)

Ryanair schafft Jobs außerhalb Irlands

Ryanair by Markus Bäuchle1000 neue Jobs – mit diesem ehrgeizigen Vorhaben machte der irische Billigcarrier Ryanair vergangene Woche Schlagzeilen. Doch noch mehr Aufmerksamkeit erhielt die Tatsache, dass diese Arbeitsplätze mitnichten zu einem Aufschwung auf dem irischen Arbeitsmarkt führen werden, sondern samt und sonders im europäischen Ausland entstehen sollen. Ryanair-Chef Michael O`Leary schimpft auch über die neue irische Regierung, die das Unternehmen Ryanair eher behindere als fördere, und setzt deshalb auf Wachstum fern seiner Heimat. Die neuen Jobs werden sowohl im Cockpit, wie auch in der Kabine und auch in der Werft geschaffen und sollen Ryanair helfen, den angekündigten Wachstumskurs weiter zu verfolgen. Ziel der Fluggesellschaft ist es, im laufenden Jahr die Zahl der Passagiere um fünf Prozent auf insgesamt 80 Millionen nach oben zu schrauben. (Quelle: Ryanair)

Corrigan Brothers huldigen George Clooney

Sie haben es wieder getan. Die Corrigan Brothers, die vor einigen Jahren die irische Abstammung von US-Präsident Barack Obama zu ihrem schmissigen Partylied „There’s no one as Irish as Barack Obama“ verarbeiteten, huldigen in ihrem neuesten Werk nun Hollywood-Star George Clooney, der vermutlich im April bei einem Familientreffen  in Tallahought im County Kilkenny auf Ahnensuche gehen will. Auch das neue Liedchen „Welcome home George Clooney“ kommt im Gassenhauer-Stil daher, lässt sich binnen Sekunden mitsingen und angesichts des amüsanten Textes lässt sich auch ein Schmunzeln nicht vermeiden. „Oh the girls are feeling swooney as they welcome home George Clooney, back to Ireland and Kilkenny, back to meet the Clooney Clan.“ Wie viele Damen wirklich in Ohnmacht fallen werden, wird sich im April zeigen, wenn Doktor Ross wirklich dem County Kilkenny seine Aufwartung macht und erstmals auf Ahnensuche gehen wird. (Quelle: Pacifica Riptide)

Jagd auf Erreger im Krankenhaus

Nachdem im Belfast’s Royal Maternity Hospital drei Babys binnen zwei Wochen durch eine Pseudomonasinfektion ums Leben kamen, wird der Raum für Neugeborene an diesem Wochenende einer Tiefenreinigung unterzogen. Gleichzeitig bemüht sich ein Team von Spezialisten unter Hochdruck darum,den Ursprung der Infektion aufzuspüren. Der nordirische Gesundheitsminister Edwin Poots beeilte sich, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Obschon sich drei weitere Kinder mit der Bakterieninfektion angesteckt hätten, bestünde kein Anlass, vor der Geburt stehende Mütter in de Republik Irland zu verlegen. Es würden alle notwendigen Schritte zur Eindämmung der Infektion ergriffen, so Poots. „Ich verstehe die Sorge der Eltern und der Gesellschaft, doch wir tun alles dafür,  die sichere Babypflege und die Unterstützung der Eltern zu gewährleisten.”  (Quelle: RTE )

Das letzte Wort der Woche

Noch einmal Irlands Finanzminister Michael Noonan: Er hält die finanzielle Beteiligung der Banken an der Entschuldung von Ländern wie Griechenland und Irland für groben Unfug, Das sagte Noonan in der Samstagsausgabe der Süddetuschen Zeitung. Er bezeichnete die faktisch erzwungene Beteiligung privater Banken, Versicherungen und Investmentfonds am geplanten Schuldenschnitt in Griechenland als kapitalen Fehler. Durch diese Entscheidung sei die Euro-Schuldenkrise noch einmal verschärft worden. “Wenn Sie Geld verleihen, lautet die erste Frage: Kriege ich es zurück?”, sagte der Minister. “Vor diesem Hintergrund war es tödlich, eine Debatte über Schuldenschnitte zu Lasten der privaten Gläubiger anzufangen. Das hat die Märkte verrückt gemacht.”  Spekulationen, auch in Irland könnte ein Schuldenschnitt notwendig werden, wies Noonan zurück. “Wir werden unsere Schulden bedienen”, sagte der Minister er. Die Prognose von irlandnews.com: Der Schuldenschnitt für Irland wird trotzdem kommen. Früher oder später.

Irlandnews.com

Tom Brütting

Der Autor: Tom Brütting ist in Augsburg als freiberuflicher Journalist und PR-Berater tätig. Seit einer Schulexkursion auf die grüne Insel im Jahr 1991 ist er Irland hoffnungslos verfallen und hat das Land seitdem rund zehnmal besucht – zwei Auslandssemester an der National University of Ireland Galway inklusive. Im Herbst 2010 setzte er mit der Website www.gaelnet.de eine lange gehegte Idee in die Tat um. Gaelnet wertet irische Nachrichten für deutschsprachige Leser aus.

Die erste und die letzte Meldung des Wochenüberblicks kommen direkt aus der Irlandnews-Redaktion. Fotos: Fine Gael (1) (oben); Markus Bäuchle (2); Corrigan Brothers, privat.