Popp Stolizei! Seit gestern nacht weiß der Wanderer: Das Handy ist kein Handschmeichler. Schon das Halten eines Telefons im Auto kostet den Fahrer nach aktuellem Bußgeldkatalog 60 Euro und zwei Punkte im irischen Flensburg. Was kostet dann erst Telefonieren? Abgesehen von den Gebühren von Vodafone und Co. auch nicht mehr.

Welch ein Glück, an diesem Abend das Geld für ein paar Pints gespart zu haben, denn ein Blaskonzert war auch gleich angesagt. Resumee: 60 Euro für einen netten Abend inklusive Straßenunterhaltung, ein wahrlich fairer Preis. Und die Strafpunkte: gespart. Der Arm Europas ist noch immer viel zu kurz, um zwei in Irland erstandene Punkte in der deutschen Verkehrssünderdatei auf einen deutschen Führerschein eintragen zu lassen. Das nennt man Privilegien, oder Glück im Unglück.

Der Mensch ist stets geneigt, die eigenen Erlebnisse anekdotisch zu verklären, vor allem aber sie zu verallgemeinern. Die folgenden Anmerkungen zur Polizei im Staate Irland müssen sich deshalb den schlimmen Vorwurf gefallen lassen, dass es sich um völlig singuläre Erfahrungen handelt.

* Das Jammern von Wirten und Lokalpolitikern ist begründet: DIe irische Garda tut alles, um ihren guten Ruf im ländlichen Raum zu stärken und schützt die Bewohner mit obsessiven Kontrollen vor sich selbst. Gleich zu dritt stehen die Bußgeldjäger in einer einsamen irischen Nacht an einem der leblosesten Flecken des Landes, um drei, vier Vorbeifahrenden praktische Verkehrs-Erziehung zu verpassen. Das ist Einsatz. Chapeau!

* Die Verkehrskontrollen haben in den vergangenen Jahren zumindest in West Cork im Südwesten Irlands drastisch zugenommen. Zu schnell, zu unangebunden, zu kommunikativ oder zu beschwipst unterwegs? Vorsicht: Das Risiko, Vergnügungssteuer zu bezahlen, ist größer geworden. Das heißt natürlich nicht, dass die Aufklärungsquote und das Engagement der Verordnungshüter bei Kardinaldelikten auch zunimmt.

*  Nicht angeschnallt zu fahren, kostet in Irland derzeit 80 Euro und zwei Punkte, leicht zu schnell unterwegs zu sein, ebenfalls. Dank lebenslanger Konditionierung und ausgeprägter Obrigkeitsgläubigkeit, zahlen Deutsche, Österreicher oder Schweizer diese Bußgelder meist anstandslos und sofort. Ein Fehler? Als Ire zumindest wartet man erst mal ab, lässt sich nach der dritten oder vierten Nachlässigkeit auch schon einmal auf ein Schwätzchen mit dem Richter ein und erwägt dann den verbleibenden Spielraum. Vielleicht passiert ja auch gar nichts. Wir leben ja schließlich in Irland.

* Eigenen Felduntersuchungen zufolge haben Touristen bei manchen Verkehrspolizisten einen freundlich gemeinten Urlaubs-Bonus: Mietwagen des Jahres 2010 aus Dublin sind schon von Weitem leicht zu erkennen und schnell durchgewunken. Die alte heimische Karre, zugelassen im County Cork im Jahr 1999 natürlich auch. Popp. Es gibt Genossen im Dorf, die steif und fest behaupten, die mobilen Alkotest-Trupps der Garda hätten es nur auf die Einheimischen abgesehen. Welch ein Zufall, dass im zweifachen Selbst-Test im vergangenen Sommer drei Touri-Autos durchgewunken und das heimische Vehikel zum Blasen gestoppt wurde. Blöder Zufall, eigentlich hätte man diese Beobachtung glatt für die Tourismuswerbung einsetzen können. . .