Irlandnews Sehnsuchtsraum Sonnenaufgang Dzogchen Beara Antje Wendel

 

Mein liebstes Irland-Foto.  Die Reisebeschränkungen machten es in diesem Sommer schwer, wenn nicht unmöglich, nach Irland und in Irland zu reisen. Da half nur Träumen, um die Sehnsucht nach der grünen Insel wenigstens ein bisschen zu stillen.

Wir hatten deshalb hier auf Irlandnews einen Sehnsuchts-Raum geöffnet und freuten uns über alle, die mit gemacht und sich auf die anhaltend geringe Geschwindigkeit eingelassen haben. Wir zeigten unsere in Irland entstandenen Lieblings-Fotos. Ich habe die AutorInnen von Irlandnews gebeten, ihr Lieblingsfoto zu zeigen.

Im Zeitalter der zahllosen schein-perfekten, hyper-gefilterten und photo-tot-geshoppten Super-Fotos wollten wir mehr. Denn Sehnsucht lässt sich nicht knipsen. Die Lieblingspuppe war doch meist nicht die schönste Puppe, der Lieblings-Teddy war der, dem das linke Ohr und das rechte Auge – vom ständigen Lieb-Herzen – längst fehlte. Ihr und ihm aber galt unsere Zuneigung.

Genauso ist es mit den Lieblings-Fotos: Sie erinnern uns an besonders tiefe und eindrucksvolle, manchmal an selbstvergessene Momente, in denen es uns um alles andere ging als um das perfekte Foto. Zwar mag es heute Menschen geben, die die Welt nur noch im Stakkato als schnelle Foto-Motive wahr nehmen, doch auch das soll keine Rolle spielen.

Heute beenden wir die lose Serie mit einem Dank an alle, die mitgemacht haben und einem weiteren Foto von Antje Wendel. Die drei Foto-Geschichten, die uns am besten gefallen haben, würdigen wir in den kommenden Tagen mit einem eigenen Beitrag.

 

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[2. September 2020, Mittwoch]

Wenn der Tag langsam erwacht

 

Irlandnews Sehnsuchtsraum Sonnenaufgang Dzogchen Beara Antje WendelHeute zeigt Antje Wendel zum Abschluss ein zweites Lieblingsbild aus ihrer Wahlheimat Irland: Es entstand früh morgens an einem Sonntag Ende September 2019 und zeigt den Sonnenaufgang in Garranes auf der Beara Peninsula. Antje schreibt dazu:

“Es war ein unbeschreiblicher Morgen vor dem Cottage von Dzogchen Beara, ab 6 Uhr saß ich auf dieser kleinen Terrasse und sah zu, wie die Welt um mich herum langsam erwachte. Anfangs konnte man noch das stetige Blinken des kleinen Sheeps Head Leuchtturms in der Ferne sehen. Es wurde langsam heller und heller, die Vögel erwachten, ein vorwitziges Rotkehlchen gesellte sich irgendwann zu mir auf die kleine Mauer.

Und dann war da einfach nur noch Licht und Schönheit, ein tiefes Gefühl von Ruhe in mir, begleitet von dem unablässigen Wellenrauschen tief unter mir. Wenn es jemals einen wirklich perfekten Moment gab, dann war es dieser: Als eigentliche Nachteule saß ich dort am frühen Morgen und es fühlte sich so richtig an, so verbunden mit allem.”

 

ut The ARK und schaut, dass die Web-Technik das tut, wir gerne von ihr möchten. Hier Antjes Foto und seine Geschichte:

 

“Mein Foto zeigt den Ausblick vom Sugar Loaf Mountain im County Cork unter anderem auf Bantry und die Bantry Bay. Ich sehe den Sugar Loaf jeden Tag von meinem Haus bzw. Vorgarten aus, auf dem Weg ins Büro begleitet er mich für ungefähr die Hälfte des Weges. Wenn ich im Winter ein paar Wochen nach Deutschland fahre, um Familie und Freunde zu besuchen, und bei der Rückkehr den Sugar Loaf sehe, dann weiß ich, ich bin zu Hause.

Lange trug ich den Wunsch in mir, auch ein Mal oben zu stehen und den Ausblick zu genießen. Bei einer Wanderung ging es schon mal ziemlich weit rauf, aber nicht bis zum Gipfel, ein weiterer Versuch scheiterte an fehlender Kondition. Der Sugar Loaf mag nur knapp 600 Meter hoch sein, aber ein Spaziergang ist er nicht.

Ende August 2018 machten wir uns in einer kleinen Gruppe auf den Weg nach oben. Es war ein wunderschöner Tag in den Bergen, die Sonne schien vom fast wolkenlosen Himmel. Spät realisierte ich, dass es diesmal wirklich bis ganz nach oben gehen sollte. Die letzten Meter ging ich ganz alleine und bestand plötzlich nur noch aus (Freuden-)Tränen und einem Gefühl von tiefer Ruhe und großer Freude. Hier stand ich nun, auf „meinem“ Sugar Loaf, tatsächlich und wahrhaftig. Später konnte ich durch die Zoomlinse meiner Kamera sogar das Haus sehen, in dem ich lebe.

Warum es eines meiner Lieblingsfotos ist: Weil es mich immer wieder an diesen ganz besonderen Moment erinnert. Lange hab ich wirklich geglaubt, ich würde nie dort oben stehen. Dieses Bild beweist mir das Gegenteil und zeigt mir, dass ich es wirklich geschafft habe. Ich hab es auf den Sugar Loaf geschafft, da schaffe ich ganz andere Sachen sicher auch.”