Geheimgespräche in Berlin verursachen Sorgenfalten in Dublin: Die Verhandlungen zwischen den deutschen politischen Parteien CDU und SPD zur Bildung einer gemeinsamen Regierung („Große Koalition“) sorgen in Irland für große Unruhe. Es sickerte nämlich durch, dass die SPD Kanzlerin Merkel Europa- und Finanzkrisen-politisch zu einem anderen Kurs drängt.
Die deutschen Sozialdemokraten stört tatsächlich, dass die großen multinationalen US-Konzerne in Irland die Steuer in großen Stil prellen. Ein Wunder, dass wirklich jemand Anstoß daran nimmt, denn Tatsache ist: Irlands Regierung ist bekannt und beliebt dafür, maßgeschneiderte Steuerschlupflöcher für Großkonzerne zu konfigurieren, mit denen Unternehmen wie Google, Apple, Intel oder Facebook, aber auch deutsche Dax-Unternehmen ihre Steuerquote für das Europa-Geschäft auf lächerliche Beträge unter zwei Prozent drücken. Es geht gar nicht um die ohnehin schon niedrige irische Unternehmens-Steuer von 12,5 Prozent, sondern um die listigen Steuersparmodelle „Made in Ireland“ für die Big Companies dieser Welt.
„Double Irish in a Dutch Sandwich“ heißt die erfolgreiche Methode des Geldverschiebens zwischen zwei irischen, einer Off-Shore und einer niederländischen Niederlassung. Mit dieser Konstruktion der legalen Steuerhinterziehung und mit der diskreten Unterstützung der Finanzschurkenstaaten Irland, Niederlande und Luxemburg bringen die Multinationals ihre Schäfchen mühelos ins Trockene. Während Otto Normalbürger immer mehr Steuern bezahlt, optimieren die Trickser in den Konzernen die Steuerwuote gegen Null. Das Ergebnis: Im großen Umverteilungskampf werden die Gewinne privatisiert und den Gemeinwesen entzogen.
Den Staaten in den USA und Europa gehen durch die staatlich geschützten Steuer-Tricksereien jährlich hunderte Milliarden Euro verloren. Diese wandern in die Taschen von wohlhabenden Privatleuten und fehlen für den Bau von Schulen, die Reparatur von Straßen, den Betrieb von öffentlichen Einrichtungen wie Bibliotheken, Schwimmbädern und Sportanlagen. Hoffen wir deshalb, dass die SPD sich einmal durchsetzt, und dabei hilft, die Tragödie des verschwindenden Allgemeinwohls zu beenden.
Das eine hat mit dem anderen wenig zu tun. Bez. der Schulden bin ich ganz meiner Meinung, die deutsche Austeritätspolitik ist krank und macht krank. Und keiner traut sich in Europa, die Steuern für die oberen 10% endlich deutlich anzuheben, um aus dem Schulden-Schlamassel herauszukommen. Noch nicht.
Wenn Irland weniger Schulden hätte, wäre mehr für soziale Einrichtungen vorhanden.
Leider hat Irland kaum Industrie oder Bodenschätze. Beliebt ist es als „european headquarters“ für internationale, v.a. amerikanische Konzerne durch die englisch-sprachige Belegschaft und wegen der geringen Steuern. Keine sind natürlich Steuerhinterziehung. – Deshalb haben wir auch so viele Rockbands und Künstler hier, die zahlen per Gesetz keine Steuern.
… und ich bin auch meiner Meinung. LOL – Freudscher Versprecher?
Dein lieber Freund, mein lieber Freud . . .
Sehr treffend ausgeführt. – Allerdings ist das dtsch Roß ein hohes, vergessen wir doch leicht, daß Dtschld schon zweimal die Staatsschulden erlassen wurden in den letzten 100 Jahren, und zwar nach dem 1.ten und 2.ten WW (siehe Marshallplan z.B.). Scheinbar sind die irischen Staatsschulden weniger als 2% des Profits der Deutschen Bank, den sie auch lukrativ in Irland zu Boomzeiten erwirtschaftet hat.
In Punkto Demut kann Irland Dtschld einiges vormachen …