
Vor zwei Jahren noch wären derlei Aktionen in Irland niemandem aufgefallen, denn keiner interessierte sich wirklich für Preise. Gekauft wurde in der Regel,was direkt vor der Nase auftauchte – egal, ob es gerade mal wieder zehn Prozent teurer geworden war als noch ein Vierteljahr zuvor. Die Zeiten haben sich allerdings geändert, viele Taschen sind leer und die Iren ehren auch denEuro-Cent wieder. In Massen tragen sie Ihre Euros nun zu den vergleichsweise preiswerten Discountern Lidl und Aldi – und in vielen Familien werden Preise verglichen und verschiedene Geschäfte frequentiert. One-Stop-Shopping hat fertig.
In diesem sensiblen Preisklima hat TESCO, der einst unangefochtene Platzhirsch im irischen Lebensmittelmarkt, seine Karten nun überreizt. Verbraucherschützer und Irish Times kamen dem Täuschungsmanöver auf die Schliche. Tesco wird vorgeworfen, in den ersten Wochen des neuen Jahres die Preise von 8000 Produkten heimlich erhöht zu haben, um das Ergebnis für das am 28. Februar zu Ende gegangene Geschäftsjahr noch kräftig aufzuhübschen. Die Beweislage ist übrigens so erdrückend, dass TESCO-Marketingdirektor Kenny Jacobs die Konsumenten-Täuschung zugeben musste. Nun ist die Blamage groß. Zwar räumte Jacobs das zweifelhafte Verfahren der Reduzierung eines kurz zuvor erhöhten Preises bislang nur für 250 Produkte ein – doch scheint dies nur ein Rückzug auf Raten. Die Verbraucherschützer haben nämlich gut Buch geführt.
Nicht zu vergessen, dass noch immer der gleiche Tesco-Warenkorb im Norden der Insel bis zu 20 Prozent weniger kostet als im Sueden. Die Fuehrungsriege von Tesco hat fuer Irland den passenden Namen: Treasure Island …
Gruss aus Dublin