Vor kurzem schrieb eine deutsche Hauptstadt-Zeitung in einem Beitrag über Irland von der “Insel der Unglückseligen”. Die Überschrift spielte mit einen bekannten Begriff: “The Luck of The Irish”. Das “Glück der Iren”, ist eine gebräuchliche Rede-Wendung der englischen Sprache – und sie schmeichelt den vermeintlich Glücklichen nicht.

Irland hat schon glücklichere Tage gesehen. In einer Zeit, da sich die Volkswirtschaften Europas allmählich vom Schock der ersten Weltwirtschaftskrise des 21. Jahrhunderts erholen, geht es auf der Grünen Insel kontinuierlich weiter bergab: Steigende Arbeitslosenzahlen, sinkende Einkommen, Auswanderung. Ist den Iren das Glück mal wieder abhanden gekommen?

“The Luck of The Irish” war nur ein Jahrzehnt lang ein ehrlich verwendeter Begriff: Als der Keltische Bau-Tiger noch röhrte, schrieben die Wirtschaftszeitungen anerkennend vom “Glück der Iren” – und sie zollten den zu so schnellem wie flüchtigem Wohlstand gekommenen Westeuropäern Respekt.

Davor hatte der in den USA geborene Begriff “The Luck of The Irish” eine ironisch-verächtliche Bedeutung. Den im amerikanischen Gold- und Silberrausch des 19. Jahrhunderts besonders erfolgreichen Iren beschieden Neider, sie hätten “das Glück der Iren” – das Glück der Dummen.  Im Deutschen ähnelt das Sprichwort vom dümmsten Bauern, der die dicksten Kartoffeln erntet, dem englischen Begriff.

Ironisch mutete “The Luck of The Irish” vor allem angesichts der tragischen irischen Geschichte von 1000 Jahren Besetzung, Armut und Unterdrückung an. Der um das Wohl der Welt besorgte John Lennon sah sich berufen, die semantische Bedeutung des Spruches in seinem Lied “The Luck of The Irish” zurechtzurücken. Lennons Song aus dem Jahr 1972 sagt: “If you had the luck of the Irish / You´d be sorry and wish you were dead / You should have the luck of the Irish / And you´d wish you was English instead.”

Wünschen wir den Iren, dass sich das Glück auf der Insel bald wieder dauerhaft niederlässt – das nächste Mal vielleicht zusammen mit den ständigen Begleitern Achtsamkeit, Anmut, Nachhaltigkeit und Respekt.