Liebesbrief von Mick JaggerAltes Papier steht auch in Zeiten der ditigalen Dauer-Revolution hoch im Kurs: Gestern erzielte eine alte Schwarte eines irischen Schriftstellers James Joyce aus dem Jahr 1914 bei der Versteigerung von Sotheby´s in London den Spitzenpreis von 157.600 Euro. Der Meister selbst hatte die Erstausgabe der “Dubliners” mit einer handschriftlichen Dubliner von James JoyceWidmung für seinen italienischen Freund Roberto Prezioso geadelt.  Vor zehn Jahren wurde ein Band der 15 Kurzgeschichten in New York sogar für 210.000 Euro versteigert.  Ist das nun Liebhaberei oder pervertierter Materialismus? It´s the market, stupid.

Gestern bei Sotheby´s gingen übrigens auch zehn Liebesbriefe des ewigen Rock´n Roll Großmauls Mick Jagger über den Auktionstisch (Foto oben). Jung-Stone Jagger hatte sie im Sommer 1969 aus Australien an die amerikanische Sängerin Marsha Hunt (“Hair”) geschrieben. 43 Jahre später wurde Mick´s Liebes-Gesülze als “Dokument der Zeitgeschichte” gehandelt und fand einen Willigen, der für zehn Portiönchen beschriebenes Papier 231.000 Euro hinblätterte.  Und übrigens: Ein paar alte Latschen des verstorbenen Beatle George Harrison wechselten für 75.000 Euro den Besitzer. Das riecht.

Memorabilia — Objekte der Begierde, Sammler — fleischliche Manifestationen der Begierde. Warum kauft jemand altes Papier, alte Schuhe, eine Locke oder ein blutverschmiertes Taschentuch des verstorbenen Helden für sechs- und siebenstellige Euro-Beträge?

Fotos: Sotheby´s