Irland analysiert sich: “Wir haben uns benommen wie die Kinder, denen man zuviele Süßigkeiten gibt”. Oder: “Wir sind egoistisch, selbstsüchtig und rücksichtslos geworden”. Oder: “Der plötzliche Wohlstand hat die schlechtesten Seiten in uns geweckt”. So sprechen Irinnen und Iren heute gerne beim gemütlichen Bier über sich und die ihren.

Eine katholische Gesinnung hat auch ihre Vorteile. Richtig angewendet wirkt eine Beichte bekanntlich wie eine Sitzung beim Psychotherapeuten, und auch deren zivile Form, die eifernde Selbstbezichtigung verfehlt ihre Wirkung zumeist nicht. Wenn Padraig und Mary  sich heute für ihr merk-würdiges Verhalten während der rauschhaften Celtic-Tiger-Jahre selber “geiseln” , dann erfüllt diese Beichte ihren katholischen Zweck: Das “Mea Culpa” verschafft dem Selbstankläger Entlastung und Seelenfrieden. Warum auch nicht.

Derweil hat sich Irland im neuen Alltag des kargen Wohlstands längst bestens eingerichtet. Man besinnt sich auf die alten Tugenden der Väter und Großväter: Während die einen protestieren und mit Lastwagen Dublins Verkehr lahmlegen, reaktivieren die anderen die Kartoffelfurchen der Großeltern und lernen das Gärtnern und Farmen. Die Selbstversorgung hat Konjunktur auf der Insel. Es wird gespart, was das Zeug hält – und das Ersparte ist vielen Menschen auf der Insel so wertvoll, dass sie es nicht mehr den Lumpen und Absahnern, den Bankstern von den Banken anvertrauen wollen. Auch “wenn´s um Geld geht”, kehren viele Insulaner zu den bewährten alten Methoden der Selbstversorgung zurück und meiden den Weg zur Sparkasse.

Der Sparstrumpf ist wieder “in”. Es ist tatsächlich (nicht nur in Irland) eine Überlegung wert, ob man in diesen welt-finanziell so turbulenten Wochen nicht doch den finalen Gang zu seiner Bankfiliale antritt und das Konto räumt – bevor es zu spät ist. Viele Iren verfahren so, erinnern sie sich doch noch bestens an die Zeiten, als Banken in ihrem Leben überhaupt keine Rolle spielten. Ein funktionierendes Banken- und Kreditwesen für alle Bürger gibt es auf der Insel schließlich gerade einmal 25 Jahre. Davor regierte die Methode “Cash unter der Matratze.”

Das Sicherheitsbedürfnis, wenn´s um Geld geht, scheint allerdings gewachsen. Der Trend zum Goldbarren paart sich mit dem zum Haus-Safe. Man weiß ja nie. Zwei Nachbarn spielten das Thema Nummer eins gerade für sich durch: “Pat, Du musst Dir irgendwo im Wohnzimmer ein Loch in den Boden graben und einen kleinen Safe einbauen.” Pat hatte das Thema für sich auch schon entdeckt: “Tja, Jim, ich habe schon die Golden Pages nach einer geeigneten Firma durchgeblättert, bin aber nicht fündig geworden.” – “Um Himmels willen, Pat – da musst Du selber ran, das Versteck darf doch niemand kennen. Sonst kannst du Dein Geld gleich vor die Haustür legen.”

Alles klar? Spaten raus, Beton angerührt und “Vamos a la Banca” – bevor auch Spanien (und Irland) auf Ramsch (BB+/B) “geratet” wird.