Barack Obama muss nicht nur die Welt und sein Land retten, er hat auch so manch andere repräsentative Aufgabe zu bewältigen. Wir sehen den US-Präsidenten nachdenklich vor dem Spiegel stehen – und er könnte sich fragen: “Mensch Barack, wie komme ich bloß um diesen Termin in Cork, Irland, herum?” Hochbedeutende Wichtigtuer in Irlands heimlicher Hauptstadt haben sich nämlich an der selbstgestellten Aufgabe festgebissen, den US-Präsidenten nach Cork zu holen. Wichtige Leute in Irlands eigentlich wichtigster Stadt bekommen Besuch von noch wichtigeren Leuten, gar dem wichtigsten Menschen der westlichen Welt aus dem wichtigsten Land auf dem Globus. Das macht doch Sinn, oder? Die Köder sind jedenfalls ausgelegt, die Kampagne “Welcome to Cork, Mr. President” ist angelaufen.

Die “Obama-for-Cork”-Kampagne ins Rollen gebracht hat der irische Autor und Medienproduzent Don Mullan. Er hatte herausgefunden, dass Frederick Douglass im Jahr 1845 Irland besuchte und einen von sechs Monaten in Cork verbrachte. Der Schwarz-Amerikaner Douglass (Foto, *1818 – 1895) wurde als Kind von schwarzen Sklaven in die Sklaverei geboren, konnte sich aufgrund seiner großen intellektuellen Fähigkeiten aber befreien und wurde zum einflußreichen Großvater der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in Amerika. Douglass, eine Ikone des afrikastämmigen Amerikas, hielt in Irland mehrere Reden gegen die Sklaverei und wurde unter anderem von Corks Säulenheiligen Father Matthew und Daniel O’Connel unterstützt. Frederick Douglass – und so schließt sich der Kreis – ist eines der großen Vorbilder von Barack Obama. In gewisser Weise wurde der Kampf für die Rechte der Schwarzen, den Douglass im 19. Jahrhundert aufnahm, mit der Wahl Obamas zum ersten schwarzen US-Präsidenten vollendet.  


Nun aber beansprucht auch Cork einen Anteil an dieser großen Erfolgsstory für sich:  Immerhin hatte Frederick Douglass vor über eineinhalb Jahrhunderten in Cork seine Gedanken geordnet und atmete die belebende und inspirierende irische Luft hier ein. Deswegen soll Douglass 155 Jahre nach seinem Besuch am Lee auf dem Gelände des University College Cork ein Denkmal erhalten – und wer ein Denkmal aufstellt, braucht einen wichtigen Festredner, der den bedeutenden Ehrenmann auf dem Sockel mit seiner eigenen Bedeutung noch bedeutender erscheinen lässt – und die ganze Festversammlung dazu. Barack Obama soll diesen Job übernehmen. Klare Sache, immerhin hat auch der US-Präsident irische Wurzeln, ist eigentlich ein Kearney (aus Dublin), und hat deshalb allen Grund, nach Irland zu reisen, und um ganz genau zu sein, Cork zu besuchen.

Ob wir Barack Obama also bald die Patrick Street in Cork herunterspazieren sehen? Es ist angesichts des Corkonischen Geltungsdrangs nicht auszuschließen. Wahrscheinlich aber wird zuerst noch eine andere Größe aus dem globalen Show-Geschäft der Grünen Insel Ihre Aufwartung machen: Elisabeth II, Königin von Großbritannien und Nordirland,  will der Republik Irland “vor Ablauf des Jahres 2011” einen Staatsbesuch abstatten. Die einst mit heißem Herzen verachtete Lizzy von der Themse soll dem Jahrhunderte alten anglo-irischen Lied von Liebe und Hass  eine weitere Strophe hinzufügen – eine versöhnliche, liebliche, schwesterliche. Doch davon später mehr.


Fotos: Wikipedia, The White House, The British Monarchy