Freitagabend vor Weihnachten, ein idealer Zeitpunkt für den jährlichen Pubbesuch. Dachten wir. Üblicherweise würde man in einer solchen Nacht tief Luft holen, bevor man sich mit Kraft und Ausdauer in den Schankraum und dann zum Tresen durchdrückt. Doch gestern Abend: 10 Leute in der Cottage Bar, 15 bei Bernard´s, 11 Gäste in MacCarthy´s, immerhin 24 im Blue Loo. Bei Johnny Rainbow völlige Tristesse: Breeda Diamond spielt irische Folksongs für sechs mehr oder weniger traurige Gestalten. Was ist bloß mit Irland Pubs los?

Das Gejammer über den Niedergang dieser Institution gibt es schon lange. Heute allerdings ist ein Pub mit Schanklizenz, traditionell die Lizenz zum Gelddrucken, schon für den Preis eines kleinen Einfamilienhauses zu haben. Der lange Abstieg des Pubs begann in den 70er Jahren, als das Fernsehgerät in der Bar und in allen Wohnungen Einzug hielt. Seitdem hat sich der irische Lebensstil dramatisch verändert, die Leute sind abends genauso müde vom hektischen Arbeitsalltag wie andernorts in Europa, sie können vergleichsweise preiswerten Alkohol in Supermärkten und vielen Off-License-Geschäften kaufen und genehmigen sich ihren Absacker lieber zuhause.

Als Nachrichtenbörse, Heiratsmarkt und Lebensmittelladen hat das Pub ohnedies lange ausgedient. Dazu kam im April 2004 das erste Rauchverbot in ganz Europa; und seit ein, zwei Jahren überzieht die Polizei auch die ländlichen Straßen massenhaft und regelmäßig mit Alkoholkontrollen. Vorbei die Zeiten, als John und Mary ihre Halbwüchsigen am Freitagabend ins den Jugendclub fuhren und die zwei Stunden Wartezeit bis zum Abholen mit zwei, drei Pints überbrückten.

Dass allerdings die Leute selbst am Wochenende vor Weihnachten nicht mehr ins Pub strömen, überrascht. Die Wirte sind besorgt und schauen nicht ganz optimistisch ins neue Jahr, immerhin haben die Schluckkapazitäten der Bewohner und Gäste von Glengarriff bis heute acht Pubs, acht Wirte und deren Familien versorgt.

Die Stimmung der wenigen, die im Pub saßen, war übrigens schlecht: Man hat Angst vor der Zukunft, Angst, dass das Land wirtschaftlich völlig abstürzt und dass sich die schlimmen Zeiten der Armut wiederholen. Das Geld wird sicherlich in den kommenden Jahren knapper werden, die Sorgen dafür größer. Ob dann die Wirte wieder zu den Gewinnern gehören? Immerhin reimte schon Wilhelm Busch in der Frommen Helene: “Es ist bekannt von altersher, wer Sorgen hat, hat auch Likör”.