Wilder Lachs und wilder Atlantik: Auch irische Kapitäne und Seebären können wie Gartenzwerge daher kommen. Eine trügerische maritime Gartengnom-Idylle findet man abseits der Landstraße auf einem Küstenfelsen am Aghabeg-Pier von Rossmackowen auf der Beara-Halbinsel in West Cork. Die beiden Seeleute am Leuchtturm blicken sorgenvoll in Richtung Meer.
Ob sie wohl ahnen, was sich dort draußen in der Bucht bald abspielen könnte, wenn hunderttausende Zuchtlache auf engstem Raum in der Rekordzeit von 18 Monaten ihrer Bestimmung als Chemikalien-Cocktail (den manche noch Lachs-Delikatessen nennen) entgegen wachsen, um in Scheiben geschnitten in Plastikfolie eingeschweißt ihre letzte Reise anzutreten? Unweit des Piers in der Bucht liegt die Roancarrig-Lachsfarm, die nun eine fette große Schwester acht Kilometer weiter östlich am Shot Head erhalten soll.
Ob sie wissen, wie exzessive maritime Massentierhaltung und das wunderschöne Konzept von einer Natur-Idylle namens Wild Atlantic Way so gar nicht zusammen passen? Wilder Atlantik und Wild-Lachs gehören seit Urzeiten zusammen. Doch die Käfige eines profitgierigen norwegischen Fisch-Konzerns mit dann über einer halben Million gefangener Zuchtlachse alleine in der Bantry Bay werden dafür sorgen, dass bald auch der letzte Wildlachs in der Bucht verschwunden sein wird.
Ob diese beiden Seebären schon wahrhaben, dass Zuchtlachs eines der ungesündesten, ja giftigsten Lebensmittel der Gegenwart ist? Dass Lachsfarmen das Meer und die Strände ökologisch schwer beschädigen? Dass die Krankheiten der in Gefangenschaft siechenden Wildtiere die letzten wild lebenden Lachse ausrotten? Sie könnten es wissen, denn die Wissenschaft hat dies alles längst nachgewiesen. Aber das kümmerte die irische Regierung und deren Superminister Simon Coveney wenig. Er hat im vergangenen Sommer die Genehmigung für die Lachsfarm erteilt.
Vielleicht hoffen die beiden Seeleute am Pier von Rossmackowen auch, dass die Menschen in der Bucht von Galway ein Hoffnung stiftendes Signal gesetzt haben: Ihr Widerstand ließ die Politik im vergangenen Dezember einen Rückzieher machen: Die Pläne für eine gigantische Mega-Farm vor den Aran-Inseln wurden unter dem Druck einer protestierenden Bevölkerung vor Weihnachten und rechtzeitig vor den Parlamentswahlen zurück genommen. Die Mega-Lachsfarm ist gescheitert. Der Rückzieher könnte der Beginn eines Umdenkens gewesen sein und auch Auswirkungen auf zehn bis 15 andere Lachsfarm-Projekte entlang der irischen Atlantik-Küste haben.
Es wäre sinnvoll, denn dann bliebe der wilde Lachs dem wilden Atlantik vielleicht doch erhalten — und würde künftigen Generationen nicht nur als leblose Blechfigur oder als Name eines B&Bs (The Salmon Leap) am leblosen Fluss begegnen.
Mehr Informationen über das gesundheitliche, ethische und ökologische Problem Zuchtlachs finden Sie hier: Irlandnews über Lachsfarmen
Alle Fotos: Markus Bäuchle
Ich bin da ziemlich strikt. Keine Shrimps mehr, seit ich einen aufklärenden Film gesehen hab (da wars nicht mehr schwer zu verzichten). Bei Lachs nur Wilden MSC zertifizierten, halt nur mehr zu Anlässen (ist auch irgendwie schön) und bei Fisch allgemein immer öfter so, wie es Clemens beschreibt. Man muss sich schon ein wenig umschaun, aber in Österreich gibt es wirklich ausgezeichneten frischen Fisch zu kaufen, halt nicht an jeder Straßenecke, aber dort gibts Qualität sowieso schon lange nicht mehr. Da wir in einem Binnenland leben, muss auch nicht dauernd Meeresfisch auf den Tisch.
Liebe frostige und etwas neidvolle Grüße aus der europäischen Tiefkühltruhe
Elisabeth
Kein Lachs mehr, keine Scampi mehr, etc. So weh das als Meeresfrüchte-Liebhaber auch manchmal tut. Und generell keine in Massen gezüchteten Tiere mehr. Zum Veggi reicht es zwar noch nicht, aber: erleichtert wird dies, durch mein Glück im ländlichen Raum zu leben (Kleinstadt in Oberösterreich mit 12.000 Einwohnern). Wir haben vor Ort die besten Produkte – ab Hof-Verkauf und grandiose Bauern- und Grünmärkte. Alles frisch aus der Region und alles vor der Tür.
Der Vorteil: es kann sich kein Erzeuger schlechte Qualität, Chemie oder durch Antibiotika unterstützte unwürdige Aufzuchtmethoden leisten. Es gibt keinen Handel dazwischen. Der Erzeuger sieht mir als Endkunden ins Gesicht, wenn er mir sein Produkt verkauft. Da ist nix mit anonymen „globalen“ Lebensmittel-Konzernen. Aber ich weiß, das ist die Insel der Seligen…
Ich kauf nur MSC-zertifizierten Lachs. Ein Leben ohne Lachs-Pâté möchte ich mir im Moment nicht vorstellen…