Es gibt viele interessante Hobbies: Ein Freund schaut sich fürs Leben gerne Immobilien aller Art an, vergleicht Qualität und Preise der Häuser. Er kennt sich im Häusermarkt Irlands und vor allem Südwest-Irlands aus wie kaum ein anderer. Der gute Freund kennt auch zahlreiche “Objekte” – wie der Fachmann sagt – in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz oder auf abgelegenen Inseln wie den Azoren oder St. Helena.

Der Mann ist dank seines Hobbies ein Experte für Wohneigentum geworden. Vor kurzem wies er uns nun auf seinen Vergleich zwischen qualitativ vergleichbaren Häusern in Irland und in Deutschland hin. Fazit: In Deutschland kauft man sich für 350.000 Euro ein wunderschönes, großes, frei stehendes und gut ausgestattetes Haus in bester Lage – in Irland reicht das Geld allenfalls für ein mittelmäßiges Durchschnittshaus. Unser Freund hat diese Vergleiche erst neulich wieder angestellt, und das lässt erahnen, wohin sich die Hauspreise in Irland noch bewegen werden.

Der Markt macht den Preis. Perspektivisch darf man für Irland annehmen: Einem in der Boomphase massiv aufgeblähten Hausangebot steht eine weiter sinkende Nachfrage gegenüber. Die Phantasiepreise für Häuser werden weiter nach unten korrgiert werden. Mit den Einkommen der Menschen werden sie weiter fallen, zugleich wird es schwieriger, einen Hauskauf zu finanzieren.

Der Immobilienwahn in Irland erreichte seinen Höhepunkt im Sommer 2007. Davor waren die Hauspreise in wenigen Jahren um 300 Prozent gestiegen. Seit Juli 2007 aber gibt es nur noch eine Richtung: abwärts. Die Banken geben mittlerweile einen Preisverfall von 25 Prozent zu – in Wirklichkeit darf man heute davon ausgehen, dass die tatsächlich gezahlten Preise für Häuser bereits um 50 Prozent zurückgegangen sind. Diese Auffassung wurde gerade auch von der Irish Times in ihren “1o neue Regeln für Hauskäufer” veröffentlicht, die sich auf Umfragen bei Maklern stützt. Hinter vorgehaltener Hand räumen Häusermakler Preiskorrekturen auf die Hälfte der Preise von 2007 ein – offiziell darf über Hauspreise in Irland gar nicht gesprochen werden, sie unterliegen kurioserweise dem Datenschutz.
Häuser zum halben Preis, das hört sich schon wieder schnäppchenverdächtig an – ist es aber nicht. Für die Menschen in Irland nicht, weil die persönlichen wirtschaftlichen Verhältnisse sich für die meisten verschlechtert haben und weil die Finanzierungskonditionen schlechter geworden sind. Für ausländische Käufer auch nicht – weil Amerikaner und Engländer kursgebeutelt als Käufer ausscheiden und weil die irischen Hauspreise im Euro-Raum einem Vergleich noch lange nicht stand halten, wie unser Freund anhand vergleichbarer “Objekte” klipp und klar nachweist.
Die beste Strategie für Häuslekäufer in Irland bliebt also: Abwarten. Die zweitbeste wäre, sich intensiv im Markt der überwiegend schnell und schlecht gebauten Häuser nach den guten Herbergen umzusehen und dann wie ein Teppichhändler im Bazaar zu verhandeln. Denn die offiziellen Verkaufspreise sind weniger relevant denn je – die Realität des Marktes beginnt 20, 30 oder 40 Prozent darunter. Wo genau, das hängt auch vom Verhandlungsgeschick ab.