In der von Überschwemmungen historischen Ausmaßes betroffenen Stadt Cork macht sich heute morgen enorme Wut breit: Die Menschen von Cork fühlen sich im Hochwasser von der Regierung in Dublin, ihren Politikern und von den nationalen Medien (RTE berichtete unangemessen knapp und wenig detailliert) im Stich gelassen. Vor allem aber richtet sich der Zorn gegen die eigene Stadt-Regierung.

Cork, die zweitgrößte Stadt der Republik Irland, hat nach zuviel Wasser nun zu wenig.

Auf Corks Radiostationen diskutieren Augenzeugen und Betroffene erregt über “das totale Versagen” der Katastrophenbehörde und der Einsatzleitung. In vielen verschiedenen Variationen ist zu hören, dass das Cork City Council seit Beginn der Überflutung am Donnerstagabend eine katastrophale Informationspolitik betrieben habe – nämlich keine. Die Methode “Wegducken und warten bis das Wasser abgelaufen ist”, bringen den Bürgermeister und seine Verwaltung zunehmend unter Druck.

Fakt ist wohl, dass während des gesamten Wochenendes in Corks City Hall trotz hunderter verzweifelter Anrufe niemand erreichbar war. Statt dessen wurden die Leute per Ansage an die Feuerwehr verwiesen. Auch in den Medien gab es keinerlei Informationen aus erster Hand, die Einsatzleitung des Rathauses war zumindest kommunikativ dauerhaft auf Tauchstation.
Jetzt werden in Cork viele Fragen gestellt: Warum wurde der Staudamm von Iniscarra geöffnet, warum die Stadt geflutet? Vor allem aber: Warum gab es im Vorfeld keine Informationen und keine Warnungen? Warum keine Informationen darüber, wie mit der Flut, dem Ausfall des Trinkwassers umzugehen sei? Lob erneten einzig die Polizei, die Feuerwehr und die vielen vielen freiwilligen Helfer, die retten halfen, was zu retten war in den Tagen der großen Überschwemmung.
Wo war die Armee, die bei Katastrophen dieses Ausmaßes rund um die Uhr im Einsatz sein müsste, fragen viele Menschen in Cork? Nach zahlreichen Augenzeugenberichten wurden Uniformierte im Einsatz kaum gesehen. Unklar bleibt, wieviele Soldaten seit Freitag in Cork aktiv waren. Die Bevölkerung wurde jedenfalls von Tankwagen einer örtlichen Molkerei mit dem dringend benötigtem Trinkwasser versorgt. Und die Wasserbehälter werden von Pepsi gespendet. Das alles sieht nicht nach einem stimmigen Katastropheneinsatzplan aus.
Spott erntet auch Ministerpräsident Brian Cowen, der nun endlich in Cork eingetroffen ist: Er hat fast vier Tage gebraucht, um sich erstmals vor Ort im Überschwemmungsgebiet blicken zu lassen.
In manchen Geschäften Corks bricht sich nun Raffgier Bahn: Sie haben offensichtlich die Preise für Trinkwasser am Wochenende mal eben verdoppelt und versuchen, mit der Not Geschäfte zu machen. Die gute Nachricht: Andere Geschäfte gaben das Wasser zu Sonderpreisen ab. Inzwischen wurde auf Cork´s 96 FM dazu aufgerufen, die Wucherer öffentlich zu benennen und künftig zu boykottieren.

Foto: Peter Zoeller