Hunde sind auch nur Menschen. Hunden wird es leicht langweilig, wenn sie alleine sind –  besonders wenn es sich um arbeitsfreudige Border Collies handelt. Schäferhund Tommie machte seinem menschlichen Ersatz-Rudel gestern wieder einmal deutlich, was er davon hält, alleine daheim gelassen zu werden: Er machte sich mitsamt seiner 6 Meter langen Leine vom Acker (besser: vom Hof) und bereiste die duftenden Landschaften der Nachbarn. Dass diese Reise nicht als Rundreise enden würde, war der heimkehrenden Familie bald klar: Die Leine, sie würde sich früher oder später im Ginster, in den Felsen oder in einem Zaun verfangen . . .

Die Suche begann, und da die intelligenten Border Collies mit den Menschen gut kommunizieren, war sie am Ende erfolgreich. Der Hund in Not  beantwortete Pfiffe mit Bellen und ließ sich dadurch orten. Zwei Kilometer vom Wohnhaus und 800 Meter von der nächsten Straße entfernt, saß der Vierbeiner in einem schwer zugänglichen Bach-Tal, mitten in einem kaum durchdringbaren Ginster-Dschungel, der wiederum von einem fast schienbeintiefen – von Kühen getretenen – Morastgürtel umgeben war. Der Schäferhund hatte sich festgelaufen, die Leine war zwischen Grenzsteinen, Brombeeren und Stacheldraht verwickelt, Freund Tommie blieben noch etwa 30 Zentimeter Spielraum, um seinen Kopf zu bewegen.

Diese kleine Episode in der Samstagabend-Dämmerung brachte den Besitzern des Border Collies drei Erkenntnisse:

1. Man muss nicht weit gehen, um die “Comfort Zone” zu verlassen. Schon einige hundert Meter querfeldein reichen auch für Menschen aus, um sich im irischen Busch hoffnungslos zu verlaufen oder festzulaufen. Nur einige hundert Meter weiter kann das Leben ungemütlich und bedrohlich sein.

2. Die besten Navigatoren im Mikrokosmos der Wiesen und Felder, der aufgelassenen Flächen, der Mauern und der zugewachsenen Felder sind weder Kompass noch GPS, sondern die heimischen Farmer: Mit einem untrüglichen Sinn für Laute, Richtung und Distanz führte der hilfsbereite Farmer R. die Suchenden durch Zäune, Ginster, Morast und Brombeeren zielstrebig zum gesuchten Hund.

3. Alles hat ein Ende, nur die Schnur hat zwei. Der Hund war zwar am Halsband mit der langen Leine verbunden, das andere Ende der Leine aber war nicht fixiert worden. Wer will es dem Hund verdenken, dass er diesen Fauxpas prompt zum Anlass für einen Ausflug nahm? Hunde sind doch auch nur Menschen.