Jedes Volk hat seine Eigenarten. Das irische beispielsweise entledigt sich seiner Altautos bis heute auf äußerst bemerkenswerte Weise. Dort, wo es keinen Schrottplatz und keine Schrottpresse gibt, suchen sich Iren für ihre ausgediente Motorkutsche gerne ein lauschiges Plätzchen im Grünen. Die ästhetische Spannung zwischen Zivilisations-Fetisch und Natur adelt den Aufbewahrung-Ort geradezu, auch wenn ihn spießige Ausländer gern mit einem Müllplatz verwechseln.

Was ist es für ein Hochgefühl, auf den einsamen Bergrücken des Sheeps-Head urplötzlich einem alten VW-Bus gegenüber zu stehen. Wie leicht ist es, sich die Abzweigung in den Caha Mountains auf Anhieb zu merken (am Schrott-Auto links ab).  Wie inspirierend der Anblick der MacGillicuddy’s Reeks mit vorgelagertem Schrottauto. Die Tradition der Culchie-Kunst wird irgendwann als “Irish Land-Art” in einem Atemzug mit Verhüllungs-Events der Christos genannt werden.

Allerdings bemühen sich die wenig feinsinnigen Behörden seit einigen Jahren, die in der Landschaft positionierten Altautos wieder einzusammlen und die Eigentümer zu ermitteln. Das Cork County Council rühmt sich, bereits hunderte Schrottkarren aus Bergen, Wiesen und Straßengräben gepflückt zu haben. Doch keine Bange: Es sind noch genügend Land-Car-Art-Objekte installiert.

Das Foto zeigt eine besondere Spielart der Culchie-Kunst: Abgebranntes Objekt in Nationalpark. Das Auto wurde zur Herstellung ganz besonderer Farbeffekte liebevoll mit ein paar Litern Benzin übergossen und flambiert. Zu besichtigen am Killarney Upper Lake. Öffnungszeiten: 24/7. Eintritt frei.