Burg IrlandAm Ende gewinnt immer die Schwerkraft. Der Mensch kann den Zerfall der eigenen Bauwerke und die Erinnerung an die Architektur vergangener Epochen aufhalten — verhindern kann er sie am Ende nicht. So bleibt jede Restaurierung, jede Konservierung und jegliche Denkmalspflege am Ende immer nur ein Aufschub des Verfalls.

In Irland gewinnt die Schwerkraft oft schneller als andernorts. Zu viele alte — wenn auch selten uralte — Bauwerke stehen übers ganze Land verteilt. Zu gering sind die Mittel des Staates und die interessierter Privatleute, um den archäologischen Bestand des Landes in seiner ganzen Vielfalt erhalten zu können. So verfallen viele interessante Bauwerke wie diese alte Burg aus dem 13. Jahrhundert Jahr für Jahr ein wenig mehr. Regen, Wind und ein gelegentlicher Frost nagen und zerren an den kunstvoll errichteten Trockensteinmauern der einstigen Burg des mächtigen O`Mahony-Clans. Die Nachfahren der Könige von Munster trotzten im äußersten Südwesten Irlands erfolgreich dem Ansturm der Normannen und beherrschten das damals bewaldete Kap 400 Jahre lang, bis  die Teilnahme an der Schlacht von Kinsale im Jahr 1601 ihr Schicksal besiegelte und ihre Macht hinweg fegte.

Die alten Burgmauern sind stumme Zeugen kriegerischer Zeiten in einer Landschaft, die wir heute als friedliche Idylle erleben. Langsam verschwindet dort das alte Irland, Mauer um Mauer, Stein um Stein, der zurück auf den Boden fällt, von wo er einmal herkam. Erhalten oder verfallen lassen — welchem Impuls ist der Vorzug zu geben: Dem Erhalten und Erinnern wollen, oder dem Verfallen lassen und Vergessen? Sich gegen die Zeit stemmen oder die gnadenlose Herrscherin über unser Leben einfach gewähren lassen? Beides hat seinen Reiz. Was meint ihr?

Burg in Irland

Ab April führen Wanderwochen von Wanderlust auch wieder zu dieser Burgauf der Mizen Halbinsel. Fotos: Markus Bäuchle / Wanderlust