Weihnachten ist in Irland das Fest der Zahnärzte und der Internisten. Die saisonalen Ernährungsgewohnheiten weiter Bevölkerungskreise lassen Zähne zarter schmelzen und den insulanischen Insulinbedarf in die Höhe schnellen. Ab Ende Oktober durchwandert man im örtlichen Supermarkt (ein “SuperValue”) auf dem Weg zur Kasse das “Death Valley”. Links und rechts türmen sich entlang der 15 Meter langen Gasse zu beiden Seiten die Süßigkeiten auf – bis weit über unsere Köpfe.
Die volle Dosis Cadbury´s Roses, Kimberley´s, Elite, Quality Street. Pralinen, Schokolädchen und Kekse in großen Blechdosen, die unserer Oma durchs ganze Jahr geholfen hätten. Dazu die üblichen Riegel-Arsenale – alles in festlichen Turnierpackungenen und in reichlich dekorativem Verpackungsmüll präsentiert.

Weil wir zwei Kinder haben, legen uns die lieben Nachbarn pünktlich vor Weihnachten auch kilokalorienweise Liebesbeweise der Marke “Roses” vor die Haustür. Sie glauben, dass unsere Kinder das Hüftgold mögen – und sie haben völlig recht.

Weihnachten in Irland: Das ist natürlich auch das Fest der großen Familien, der endlosen Dinner und der heiligen Saufgelage. Wer irgendwie kann, egal wo er lebt in der Welt, nimmt einen Flieger und kommt nach Hause. Viele Iren werden von ihrem tribalistischen Nationalstolz gerade zu Weihnachten förmlich übermannt, und sie halten diese mächtigen Gefühle allein in der Fremde meist nicht gut aus.

Irgendwo habe ich gelesen, dass jeder irische Bürger über die Weihnachtsfeiertage im Durchschnitt 154 Kilogramm Müll produziert: Ob die Weihnachtsgeschenke der amerikanischen Verwandten, die meist schon am Weihnachtsabend den Geist aufgeben (“Made in China”), in dieser stolzen Menge eingerechnet sind, war bislang nicht zu erfahren; aber wir bleiben am Ball. Cheerio, wir leben im besten Weihnachts-Wunder-Land Europas.