Der Druck auf Irlands Landwirte steigt. Der aktuelle UN-Bericht zu Klimawandel und Landnutzung, den die IPPC diese Woche vorstellte, fordert die deutliche Reduktion von Fleisch und Milch sowohl in der Produktion als auch in der menschlichen Ernährung. Das erhöht den Anpassungs-Druck auf die irische Landwirtschaft und die Regierung in Dublin. Schneller Wandel muss gelingen, um die Erderhitzung zu bremsen, die Ernährung der Menschen sicherzustellen und die Natur zu schützen. Auch die irische Landwirtschaft muss sich neu erfinden.

In der Insel-Republik leben mehr Rinder als Menschen: Im Jahres-Durchschnitt sind es rund 7 Millionen Methan ausstoßende Vierbeiner, davon etwa 1,4 Millionen Milchkühe. Die irische Landwirtschaft hat sich in den vergangenen zehn Jahren noch stärker als vorher auf die flächenintensive Rinderhaltung zur Produktion von Fleisch und Milch konzentriert und die Herstellung von pflanzlicher Nahrung eher vernachlässigt. Irish Beef und irische Molkerei-Produkte sind Exportschlager, doch der Preis für den Erfolg ist hoch: Massiver Landverbrauch, dramatische Überdüngung (mit die höchste in Europa), ein hoher Ausstoß an Treibhausgasen und die schnell fortschreitende Zerstörung der restlichen Natur – von den gesundheitlichen Folgen einer fleisch-satten Ernährung nicht zu reden.

 

 

Klimaschützer fordern deshalb die sofortige Einführung von Land-Nutzungsplänen in Irland mit dem Ziel der wirkungsvollen CO2-Reduktion: Große Flächen sollen mit Mischwäldern aufgeforstet werden, der Torfabbau endlich beendet und die Moore reaktiviert werden. Die landwirtschaftliche genutzte Fläche soll drastisch verkleinert und die Landwirtschaft teilweise auf nachhaltigen Anbau pflanzlicher Nahrung umgestellt werden. Eine überwiegend für die Bevölkerung im eigenen Land produzierende Landwirtschaft würde weitere Probleme lösen, würde Transport-Energie sparen und könnte helfen, die hohe Quote vernichteter Lebensmittel zu reduzieren: 25 bis 30 Prozent der weltweiten Nahrungs-Produktion wandern heute ungenutzt in den Müll.

Nach Expertenschätzung muss die Rindfleisch- und Milchproduktion in der EU bis 2050 unbedingt halbiert werden, um die Klimaschutzziele  im Sektor Landwirtschaft einigermaßen einzuhalten. Für Irland gibt es Berechnungen, dass der Rinderbestand je nach Klima-Ziel um ein bis zwei Drittel reduziert werden muss.

Noch wehren sich die Farmer und deren mächtiger Verbands IFA vehement gegen den Wandel und die Notwendigkeit einer stärker pflanzlich basierten Ernährung sowie die drastische Reduzierung der Fleisch- und Milch-Produktion. Sie stellen sich gerne als super-grüne Farmer dar, die eigentlich nicht viel ändern müssen. Doch dass das Gras auf den Weiden grün ist, hilft dem Klima und der Natur wenig. Wenn die irische Regierung es mit ihrer Klimaschutz-Politik wirklich und endlich ernst meint, dann wird sie sehr schnell um harte Kämpfe mit der Bauern-Lobby nicht herum kommen.

Fotos: Markus Bäuchle