Warum tun wir, was wir tun? Warum schreibe ich täglich eine halbe Stunde diesen Blog? Warum bloggen wir? Millionen Menschen weltweit tun mittlerweile, was vor zehn Jahren nur wenige Eingeweihte kannten. Warum bloggen sie? Warum bloggst Du?
Hier auf dem Irland-Blog stellen wir in den kommenden Wochen diese Frage: Warum bloggst Du? Wer uns die beste Antwort schickt, wird eingeladen, an unserer Wanderwoche im September in Irland teilzunehmen*
Jetzt aber erst mal an die Denkarbeit. Wir legen vor mit ein paar rein theoretischen Gedanken zur Frage: „Warum bloggen wir?“
„Bloggen ist eine zeitgemäße Form, Tagebuch zu schreiben“. Stimmt. Warum aber lassen wir plötzlich alle Welt in unser Tagebuch schauen, das wir früher so sorgfältig vor den Blicken anderer gehütet haben?
Bloggen ist die zeitgemäße Form des Tratschens. Bloggen stillt unser Mitteilungsbedürfnis, und wenn wir Glück haben, finden wir da draußen im virtuellen Treppenhaus geistige NachbarInnen, mit denen wir über unsere Lieblingsthemen tratschen können, ihnen sogar die Bilder von unseren Handarbeiten, Freunden, Kindern und Lumpis zeigen können – und von von denen wir Neuigkeiten erfahren.
Ich blogge, also bin ich. Im Blog schreiben wir, was wir denken, was uns ausmacht, was uns etwas angeht. Der Blog ist unser Strukturierungsmittel: Er zwingt uns jeden Tag zu gedanklicher Disziplin. Mein Alltag wird nun beherrscht von der Frage: Ist das Erlebte blog-wichtig, blog-bar, Blogfutter? Die Kamera darf nie fehlen. Sie liefert täglich neu den Nachweis meiner Existenz.
My Blog is my Castle. Dieser vertraute Gedankenraum, der sich vor mir , um mich, für mich auftut, wann immer ich will, ist mein nicht-materielles Zuhause. Meine geistige Zuflucht. Mit Fenster zur Welt. Hier bin ich daheim, hier kann ich sein, wie ich will. Hier sagt mir kein Chef, was ich denken und tun soll. Mein Blog heißt „myhomeismycastle“ oder „meindaheimmeinblog“.
Ich blogge, weil ich ein Missionar bin. Wir haben ein großes Sendungsbewußtsein, und erstmals können wir aller Welt mitteilen, was sie tun muss, ohne dass uns jemand daran hindert. Früher waren wir auf den Zugang zu den Medien angewiesen, damit sie stellvertretend für uns senden. Fernsehen, Radio, Zeitung, Konrads-Blatt, Metzger-Rundschau, Tagblatt – alles vorbei. Heute senden wir selber: „Post veröffentlichen“.
Wenn ich blogge, ist ein Mantra in mir (frei nach Klaus Hofmann). Bloggen konzentriert, Bloggen zentriert, Bloggen bringt mich in meine Mitte. (Die Version für Esoteriker).
Ich bin die Verona Feldbusch Poth des Journalismus. Wir haben den Beruf des Schournalisten zwar nie gelernt, aber jetzt sind wir selber welche. Wir können nichts, aber das macht nichts. Ist doch ganz leicht: Blog einrichten, ein paar Bilder von anderen Webseiten kratzen, meine Vorurteile in das Textfeld eingeben, Taste „Posten“ drücken – und fertig sind die Nachrichten, die die Welt nicht braucht.
Ich blogge, weil ich Verkäufer bin. Unsere Werbeagentur meint, wir müssen unbedingt einen Blog machen. Wer jetzt keinen Blog hat und mit dem ganzen Web-2.0-Zeug nicht mitmacht, wird in drei Jahren businessmäßig am Arsch sein, sagt der Werbefutzi. Also werben wir jetzt in einem Blog. Wenn´s nur nicht so mühsam wäre, sich jeden Tag diese 25 Zeilen aus den Fingern zu saugen.
Jetzt aber genug: In den nächsten Wochen bitten wir um Eure Gedanken: „Warum blogge ich, warum bloggen wir, warum bloggst Du“? Wir freuen uns auf Schlaues, Simples, Smartes, Lustiges. Einsendeschluss ist der 1. Mai 2009.
*Die Teilnahme an unserer Wanderwoche kostet bei normaler Bezahlung 390 Euro. Der Gewinner mit der besten Antwort nimmt mit einer Begleitperson seiner Wahl umsonst teil. (Dem Gewinner bleiben als Kosten An- und Abreise nach Glengarriff, West Cork und ein Eigenanteil an den subventionierten Unterkunftskosten von 20 Euro pro Nacht und Person).
***Blog, das, sächlich. Bekannt, bekannt. Wir bekennen uns zur Devianz, unser Blog ist ein Mann. Der Testosteron-Blog, der y-Blog. DER Blog.
Gute Frage und ziemlich viele Anregungen, aber keine passt auf mich…
Ich blogge um Zeit zu sparen…
Angefangen hat mal alles mit 5 Monaten Chile und der Frage wie um Himmels Willen hält man alle auf dem Laufenden und das ist bist heut so geblieben. Gibts viel Neues gibt es viele neue Posts, wenn nicht dann ist es ruhig.
Es ist einfach alle auf dem gleichen Wissensstand zu halten, Email sind Zusatz und Mitteilungweg für persönliche, spezielle Sachen geworden.
Ein Medium für die neue, sich schnell ändernde Welt … heute hier, morgen da…
Für den modernen Nomaden und gleichzeitig Sklaven seiner Zeit: Ride on, see you, I could never go with you, no matter if I wanted too (Christy Moore)
Früher schrieb man Lieder (gerade die Iren haben viel über ihr Leben, Auswandern und Co in Liedern verfasst)heute Blog. Vielleicht wäre die Ballade Dan O´Hara oder In the City of Chicago in der heutigen Zeit ein Blog geworden…
Nun denn, warum bloggen wir, warum blogge ich?
Eine spannende Frage, die gar nicht so einfach zu beantworten ist.
Zum einen, weil es Spaß macht. Spaß, seine Meinung mitzuteilen (in kostengünstiger und öffentlichkeitswirksamer Form), mit anderen (LeserInnen) darüber zu diskutieren und Feedback zu erhalten.
Zum Anderen, weil ein kleines – nur als familiäres Infomedium gedachtes – Internetseitchen dann auf einmal doch ein paar Leser gefunden hat, die täglich retour kommen, um zu sehen, was der Verfasser so denkt.
Ich denke, man muss zum Bloggen bis zu einem gewissen Maß Narziss sein (wenn auch nicht zwingend so schön wie das Original), bereit, laut zu denken, fähig auch Kritik zu vertragen, und vor allem bereit sein, diesem Hobby (und nichts anderes ist es in den meisten Fällen) tagtäglich einen gewissen Zeittribut zu zollen.
Man kann mit seinen Gedanken schnell und unproblematisch die Online-Welt erreichen, und die Fülle der kommunikativen Möglichkeiten lockt.
Klar schlummert in vielen Blogautoren der „Möchtegern-Autor oder -journalist“, aber es ist mehr als das.
Bloggen kann Frustbewältigung und virtelle Freundschaftspflege sein, genau so aber jahrmarktähnliche Nabelschau, Pranger und pure Peinlichkeit. Je nachdem wie man bloggt, je nachdem, wer es liest.
Für mich persönlich heißt Bloggen eine Meinung haben, diese vertreten und verbreten. Mit allen positiven und negativen Nebeneffekten. Solange ich Spaß daran finde, werde ich weiter machen. Mal mehr mal weniger. Und wenn der Fun-Faktor einmal gegen Null sinkt, dann genügt immer noch ein Klick, um das Geschriebene und mit der Öffentlichkeit geteilte nahezu spurlos (?) im Nirvana des www versinken zu lassen.
Nur kann ein Blog kein Ersatz für soziales Leben und Real-Life-Communication sein.
Ich blogge also bin ich – falsch.
Richtig wäre in meinen Augen: Ich bin. Und außerdem blogge ich.
Was gibt´s an Stückwerk auszusetzen? Die ganze Welt besteht daraus!
Wir bloggen, weil hinter dem geschriebenen Wort die Person unsichtbar ist, mit der man nicht einverstanden sein will.
Wir bloggen, weil wir uns für ein solches Ausmaß an Mitteilungbedürfnis im „real live“ schämen würden.
Wir bloggen, weil wir zeigen wollen, dass wir es können.
Wir bloggen, weil wir so jeden Tag Antworten auf die Fragen geben dürfen, die uns niemand stellt.
Okay, ich werde es versuchen, obwohl die Denkanstöße, die „kleinen“ theoretischen Überlegungen mich ganz schön ins Schwitzen bringen.Ich bin keine Tagebuchschreiberin und ob ich eine Bloggerin werde,ist noch nicht entschieden. Klar ist, seit ich (vor kurzem erst)anfing zu stöbern,lässt es mich nicht mehr los – ich bin neugierig, schaue momentan täglich, was es an Neuem gibt und siehe da,ich habe doch tatsächlich auch schon ein paar Zeilen in ein Kommentarfeld getippt. Doch wieso bloß? Wo ich doch argwöhnisch und kritisch bin, mich missbilligend über Talkshows und ähnliche Veranstaltungen äußere, bei denen Menschen ihr Privates offenlegen…Und nun bloggen ?
Ich glaube, wir bloggen, weil wir überrascht werden wollen, weil wir andere überraschen wollen, weil es nicht wirklich Spaß macht etwas nur für sich alleine zu haben ( aber heißt das, wir haben zu wenige reale Beziehungen um uns herum, die wir einbeziehen könnten?.
Der Versuch zu antworten, wirft neue Fragen auf – Fragen, die vielleicht andere beantworten, wenn uns selbst nichts mehr einfällt.
Ein wenig Bequemlichkeit wird wohl auch dabei sein (zumindest beim Lesen von Blogs- das Schreiben ist da schon etwas anstrengender)Und was war das „früher“ doch mühsam, das Recherchieren, heute kann man sich Beiträge sogar abonnieren…
Wir rücken zusammen,wir tratschen, wir beschäftigen uns mit Gedanken von anderen Menschen,die wer-weiß-wie weit von uns entfernt, wer-weiß-wie- leben. Auch ein guter Grund: bloggen regt die Phantasie an.
Apropos weit weg und Phantasie: Ich war noch nie in Irland, stelle mir diese Wanderwoche aber wundervoll vor! Habe ich Chancen, obwohl ich doch keine umfassende, umwerfende, schlüssige Antwort gefunden habe,lediglich Stückwerk abliefere ??
Ach, wär das schön !
Herzliche Grüße
Birgit