Dear Mum: In dieser Woche haben die Kinder in den irischen Schulen fleißig gebastelt und Glückwunschkarten geschrieben: Morgen, am vierten Sonntag der Fastenzeit, feiert Irland seine “Mammies”. Muttertag. Mother´s Day. Ganz nach dem Motto “Einmal im Jahr darf sich Mutti beim Abwaschen hinsetzen”  ist der Muttertag auf der Insel eine traditionell willkommene Gelegenheit, die Fastenregeln außer Kraft zu setzen und zu feiern. Während der westliche Mutter-Kult (der in katholischen Ländern immer eine religiöse Komponente hat) im restlichen Europa und in den USA am zweiten Mai-Sonntag zelebriert wird, lassen die Briten und Iren ihre Mütter je nach Mondstand Ende März oder Anfang April hoch leben.

Die Mammy ist eine irische Institution. Hartnäckig hält sich die Auffassung, dass im vermeintlich partriarchalischen Irland seit jeher ganz klar die Frauen die Hosen anhaben – vor allem die in die Jahre gekommenen mehrfachen Mütter. Das Matriarchat regiert die Grüne Insel, und es erzieht kleine Jungs zu großen Jungs, die ihre Mammies abgöttisch lieben und über alles verehren. Morgen nun ist es wieder an der Zeit, Mutterliebe unter Beweis zu stellen – zur Freude der Kartenshop-Besitzer, der Floristen, der Spirituosen- und der Devotionalienhändler.

Der Schriftsteller Joseph O’Connor hat das Verhältnis des irischen Mannes zu seiner Mutter einmal treffend beschrieben und allen heiratswilligen Damen geraten, sich die Optionen gut zu überlegen: “Ladies, bitte prüfen Sie sich genau, ob Sie wirklich keine Alternativen haben; es gibt Emigration, eine lesbische Zukunft oder den Eintritt ins Kloster. Wenn Sie aber immer noch glauben, unbedingt mit einem irischen Mann zusammen leben zu müssen, dann sollten Sie sich zumindest dies ganz genau merken:  1. Der irische Mann hat immer Recht. 2. Der irische Mann liebt es zu fluchen, und 3. Sie werden gegen seine Mammy niemals eine Chance haben.”