Egal ob in Deutschland, in England oder in Irland: Man kann sich auf den nationalistisch-rassistischen Reflex verlassen, sobald es mit dem allgemeinen Wohlstand bergab geht. Wo die Gürtel enger geschnallt werden, gibt es immer auch Schreihälse, die dann lautstark die Ausgrenzung, Entfernung und Vertreibung des Nicht-Eigenen, des Anderen, des Fremden und Angstmachenden fordern und manchmal auch betreiben.


Ob sich rechtsextreme Dumpfbacken in Deutschlands wildem Osten zusammenrotten, um Nicht-Deutsche zu bedrohen, zu verprügeln oder gar umzubringen, oder ob der Bürgermeister von Limerick die Ausweisung aller arbeitslosen nicht-irischen EU-Bürger, die sich nicht selber finanzieren können, fordert: Hinter beidem steckt dieselbe Gesinnung, die man Rassismus nennen muss. 

Gut ein Jahr nach dem wirtschaftlichen Absturz hat die tiefe wirtschaftliche Rezession die Stimmung in Irland grundlegend verändert. Drei Viertel der Iren befürworten laut einer im November veröffentlichten Umfrage der Irish Times, dass die Zahl der nicht-irischen Einwanderer auf der Insel “reduziert” werden sollte.  Vor allem junge Iren, die um ihre Arbeit und ihr Einkommen bangen oder die beides schon verloren haben, sind zunehmend auf dem “Ausländer-raus-Trip”.

Interessanterweise spielt fast die Hälfte der jüngeren Iren mit dem Gedanken, ihr Land zu verlassen und im Ausland Arbeit und Lebensunterhalt zu suchen. Oft sind es ein und dieselben Leute, die Migranten nach Hause schicken wollen und selber eine Migration vorbereiten. Diese janus-köpfige Einstellung lässt offensichtlich auch zu, dass viele verunsicherte Insulaner den Ausländern jetzt die Tür zeigen und gleichzeitig ihre Familienkontakte in alle Welt pflegen – zu einer Milionenschar von Menschen und Nachkommen von Menschen, die Irland einst verlassen haben und darauf hofften, in einem Land gut aufgenommen zu werden und willkommen zu sein.

Auch der Wanderer, der sich in seinem eigenen Umfeld weiter willkommen und akzeptiert fühlt, hat nach zehn Jahren seine erste negative Immigranten-Erfahrung gemacht. Vor wenigen Tagen wurde er im Pub von einem alkoholisierten Bauern aus nichtigem Anlass aufgefordert, besser wieder nach Deutschland zu gehen (“go back to where you came from”). Zumindest in diesem Pub, in dem auch der Wanderer kein Heimspiel hatte, war der Rassisten-Bauer aber auf verlorenem Posten: Umstehende forderten ihn auf, die Schänke zu verlassen – der nord-irische Wirt gab seinem besten Kunden ein vorübergehendes Lokalverbot und setzte den Stänkerer vor die Tür (“We don´t want to hear these things. You´re gonna leave these premises now”). Respekt!