Euro in IrlandWem das Wasser bis zum Hals steht, ist in der Wahl seiner Hilfsmittel zur Rettung vor dem Ertrinken meist nicht zimperlich. Im finanziell darbenden Irland dümpeln viele der 26 Lokalverwaltungen (County Councils) irgendwo zwischen finanziell schwer angeschlagen und faktisch pleite. Ein Grund dafür ist neben den rezessionsbedingten Einnahmeausfällen der ewige Schlendrian: Den Behörden Geld zu schulden, gehört in Irland traditionell fast schon zum guten Ton, die ohnehin schlechte Zahlungsmoral sinkt auf den absoluten Tiefpunkt, wenn es darum geht, Behörden-Rechnungen zu begleichen.

So fehlen den County Councils Irlands nach aktuellen Berechnungen des zuständigen Ministeriums satte 792 Millionen Euro, weil Erschließungsbeiträge, Gebühren, Bußgelder oder Mieten nicht bezahlt wurden. Im County Cork etwa ging vor einiger Zeit die Müllabfuhr pleite, weil ein Großteil der Kunden keine Lust darauf hatte, die Müllgebühren zu bezahlen — und tatsächlich kommen die Schuldner allzu oft ungeschoren davon, weil sich die Behörden als unfähig zur Durchsetzung ihrer Ansprüche erweisen.

Das soll sich nun ändern. Die Counties Roscommon und Leitrim haben bekannt gegeben, dass sie gemeinsam einen professionellen Schuldeneintreiber, also ein Inkassobüro, damit beauftragen wollen, Außenstände in Höhe von sieben Millionen Euro einzutreiben. Den Service wollen sich die beiden Lokalverwaltungen bis zu 150.000 Euro kosten lassen. Jetzt wird es also eng für zahlungsmüde Bürger. Vier Mahnstufen wollen die beiden finanziell angeschlagenen Councils ihren Schuldnern zugestehen, danach geht es automatisch vor Gericht.

Angesichts der dramatisch geschrumpften Budgets können viele Lokalverwaltungen schon jetzt ihren zentralen Aufgaben nicht mehr nachkommen: Straßen bleiben unrepariert, Wiesen werden nicht mehr gemäht, Hecken nicht mehr geschnitten, die Straßenränder nicht freigehalten, Müll nicht entsorgt, öffentliche Gebäude verwahrlosen. Das Beispiel von Roscommon und Leitrim könnte deshalb landesweit Schule machen.