Die Weinrebe ein irischer Baum? Zu tief ins Weinglas geschaut? Moment! Der Wein wird heute in unserer Serie als „Mitglied“ im keltisch-Irischen Baumkalender vorgestellt – obwohl der Weinstock in Irland keine wichtige Rolle spielt. Dass Wein hier überhaupt nicht wächst, ist allerdings auch ein Irrtum. Irland hat eigene Weingebiete. Sie sind klein, gut zählbar und konzentrieren sich in der Region Cork im Süden der Insel. Wer mehr wissen will, findet hier Informationen zum irischen Wein. Nun aber zum Bericht unserer Autorin Elisabeth Firsching, zu ihrem Porträt des Weins, der Pflanze, die im Keltischen Baumkreis den Monat September repräsentiert.

Wein wird in Europa und Vorderasien nachweislich seit mindestens 7000 Jahren angebaut. Sumerer, Griechen, Gallier und Germanen kannten und konsumierten den vergorenen Saft aus den Trauben. Die Römer brachten den Wein auch nach England, wie überall dorthin, wo sie Truppen stationiert hatten. Sie sprachen diesem Getränk, das mit Wasser vermischt genossen wurde, heilende und stärkende Eigenschaften zu. Darüber hinaus war Wein aus hygienischen Gründen als Alltagsgetränk sicherer, denn sauberes Wasser war auf den Eroberungszügen nicht überall verfügbar. Geschmacklich konnte das damalige Produkt wahrscheinlich nicht mit heutigem Qualitätswein mithalten, war aber mit Sicherheit naturbelassener.
Abgesehen von den Inselkelten erzeugten die Kelten in Kontinental-Europa traditionell Wein und betrieben ausgedehnten Handel mit allen Völkern des antiken Europa. Als mehrjähriger Strauch mit bis zu 15 Meter langen Ranken gedeiht Wein auf lockerem, tiefgründigem Boden und verträgt keine Staunässe. Spricht man von Wein, denkt jeder sofort an das vergorene Getränk, so groß ist aufgrund dieser Verwendung seine kulturelle und soziale Bedeutung in Europa. Über 2000 Sorten werden heute kultiviert. Auch in der christlichen Religion kommt ihm in Schlüsselbereichen der kultischen Handlung eine tragende Rolle zu. Insofern ist hier durchaus Kontinuität in der religiösen Bedeutung des Weins seit den Kelten festzustellen.

„In vino veritas“ lautet ein bekannter lateinischer Spruch. Im Wein liegt Wahrheit. Dass Wein die Stimmung hebt weiß jeder, der schon einmal mehr als ein Glas davon getrunken hat. Dass er ehrlich macht, bereuen manche spätestens am nächsten Tag, wenn die Wirkung verflogen und die Konsequenzen des Gesagten überdacht worden sind. Andererseits täte mehr Authentizität unseren Beziehungen sicher gut. Den Schlüssel für erfolgreiche Kommunikation zeigt allerdings das Blatt der Weinrebe auf. Es ist groß und herzförmig. Es lehrt uns, mit dem Herzen zu sprechen. Wer grundsätzlich seinen Mitmenschen mit Achtung begegnet, die aus Toleranz und Liebe erwächst, kann eigentlich alles sagen, ohne richtig verletzend zu werden.
Fröhlich, beschwingt und ganz dem gegenwärtigen Augenblick verpflichtet, weil das Morgen jetzt nicht wichtig und sowieso nicht aufzuhalten ist. Ein wenig von dieser Qualität täte immer wieder auch gut. Und wie immer gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift.
A propos fröhlich: Die hervorragend recherchierten Comicbände von Asterix, dem Gallier, enthalten einige sehr amüsante Beispiele für die Wirkungen des übermäßigen Genusses von Wein. In Asterix bei den Briten etwa kommt es zu einem „Weinappell“ im Palast des Statthalters von Londinium (London), von den römischen Legionären mit soldatischer Disziplin ausgeführt. Köstlich!
Fotos: Elisabeth Firsching (2), Markus Bäuchle (1, ganz oben)

Es ist schon verblüffend und sehr interessant welche Verbreitung der Wenbau durch die Römer erfahren hat. Also in Irland hätte ich den Wein nun wirklich nicht vermutet.