Derryclare Lough, County Galway ©Peter Zoeller

Die aktuelle Krise Irlands ist vornehmlich eine spirituelle Krise, meinen manche. Das Inselvolk findet nach den wüsten Celtic-Tiger-Jahren seine Zugänge zu den inneren Quellen, zu Glück, zu Fürsorglichkeit, Veantwortlichkeit und achtsamer Behutsamkeit völlig verschüttet. Blockiert vom Geröll der Gier, der Ichbezogenheit (“Me-feinism”) und Rücksichtslosigkeit.

Einer, der auch so denkt, ist der irische Sänger Damien Rice. Der Meister der melancholischen Ballade schreibt heute in einem Gastbeitrag für die Irish Times, wie er sich eine Erneuerung des Landes vorstellt; Rice meint, dass der Anfang im Inneren der Menschen liegt, sie müssen sich mit der Magie des Landes wieder verbinden. Im Wechsel der Perspektive hin zu positiver Kreativität und mütterlicher Fürsorge sieht der singende Poet Chancen für die Heilung der gerissenene Wunden.

“The question is, do we care enough? If not for ourselves, can we at least find the motivation to do it for our kids? We can clean up our rivers and beaches and bring back the salmon. We can replant the forests we’ve torn down. We can become leaders in green energy production, and boost our economy like we did with computer chips. We can open our eyes and see that petrochemical fertilisers and genetically engineered products are damaging our natural habitat and poisoning people, and instead invest in large-scale organic growing and permaculture like they have in the Netherlands.”

Rice erntet in Leser-Reaktionen natürlich prompt Spott und Hohn, wird gar der “Hirnlosigkeit” bezichtigt. Der morgige Patrick’s Day, eigentlich ein “Gedenktag”, ist vielleicht dennoch ein guter Anlass, über das Verhältnis von innerer und äußerer Welt nachzudenken. Dazu muss man sich nicht grölend in eine Parade einreihen. Die Symbolfigur Patrick verkörperte für Irland immer auch etwas anderes als nur Party. Was der gute, alte Paddy denken würde, wenn er in diesen Tagen noch einmal von England auf die Nachbar-Insel übersetzen würde, wie damals im 5. Jahrhundert?

Dazu die Karikatur der Irish Times: St. Patrick wird im heutigen Irland von den Schlangen “Gier” ” Korruption” und “Me-Feinism” (eine wunderbare Wortschöpfung für den Ich-ismus, in Abwandlung von Feminismus) empfangen. “Die Briten kommen, um uns zu sagen, wie wir leben sollen.”

Das heutige Titelfoto stammt vom Fotografen Peter Zoeller. Er hat gerade seine neue Website mit zahlreichen faszinierenden Irland-Motiven gestartet. Hier geht es zu Peters Photo-Galerie.