Altes Steinkreuz IrlandSteinkreise, stehende Steine, Steinreihen, Steinkreuze, Steinherde, Steingräber, Steinmauern, Steinhütten. Irland ist voller alter Steine, die nicht von einem Gletscher, einem Beben, einem Steinschlag oder einer anderen Naturgewalt an die Stelle gehievt wurden, wo sie heute stehen oder liegen. Alte Steine in Irland, das sind die ersten dauerhaften Manifestationen des Menschen in der Landschaft. Der Beginn der Architektur in der Zeit, als Menschen auf der Insel erstmals sesshaft wurden. Das sind später frühe Zeugen religiöser Offenbarung und ein Memento, dass immer schon gestorben wurde – seit es Leben, seit es Menschen gibt.

Der Gang zu einem Ort mit alten Steinen ist eine Reise in der Reise: Eine Zeitreise, zurück in die Zeiten, als diese Steine mühsam und langsam in Position gebracht wurden. Zu Zwecken, die wir bis heute nicht verstehen. Von frühen Bewohnern der Insel, die damals ganz anders ausgesehen haben mag. Von Menschen, die sich anders kleideten und anders benahmen als wir Zeitgenossen. Von Menschen, die geboren wurden, die lebten und starben. Wie wir. Die ein Leben gestalteten, das anders war als das unsere – und doch so ähnlich. Mit einem Anfang und einem Ende.

Die alten Steine trotzen der Zeit.  Eine Zeit lang. Am Ende werden auch sie verschwunden sein. An welchem Ende? Irgendwann. Die Liebe zu Irland ist auch die Liebe zu den alten Steinen. Zur Ewigkeit der Vergänglichkeit.

Foto: Frühes christliches Kreuz, wahrscheinlich aus dem 8. Jahrhundert. Wer kennt den Ort, an dem es steht?  © Markus Bäuchle