Wer in Irland Zeitung liest oder RTE sieht, bekommt leicht den Eindruck, dass er sich in Sodom & Gomhorra befindet: Die nationale Berichterstattung durchzieht Tag für Tag eine Blutspur: Mord, Totschlag, Körperverletzung. Weil in diesem kleinen, nur 4,2 Millionen Menschen großen Inselvölkchen fast jeder jeden kennt, oder zumindest ganz sicher einen, der den anderen kennt, schafft es jedes halbwegs ambitionierte Verbrechen mühelos in die Medien und macht einige Tage lang Schlagzeilen.

Der medial vermittelte Eindruck allerdings trügt, die Fakten liegen anders: Irland, so beweisen es die internationalen Kriminalstatistiken, ist mit das sicherste Land in Europa – was allerdings nicht ausschließt, dass man in Städten wie Limerick oder Dublin in Probleme verwickelt werden kann oder dass man am Strand beklaut wird.

Entgegen dem medialen Image von einem Land, in dem politische und kriminelle Gewalttäter und Gewalt das Klima diktieren, entgegen dem bis heute weit verbreiteten Vorurteil, dass hier doch “Krieg ist”, hat die WHO, die Welt-Gesundheits-Organisation, in einer großen Studie im Jahr 2007 gezeigt, dass Irland das am wenigsten gewalttätige Land in ganz Europa ist. Ein Ranking von Mercer belegt, dass die Sicherheit in der Hauptstadt Dublin nicht hinter der von Großstädten in Japan, Australien und Kanada zurücksteht – und so schafft es Irland in diesem Jahr in die Liste der “ultra-sicheren Reiseziele” von Forbes Traveller (und dort abgeschrieben zitiert auch in BILD).
Auf dem irischen Land lebt es sich übrigens bis heute mit gesundem Urvertrauen weitgehend wie damals vor langer Zeit in Deutschland: Die Haustüren stehen immer offen, die Autos bleiben unverschlossen, und wer etwas verliert, hat gute Chancen, dass er es wieder bekommt. Auch wenn zunehmend Ausnahmen die Regel bestätigen: Die Ehrlichkeit ist – zumindest auf dem Land – noch immer ein hohes Gut.