News aus Irland immer aktuellViertelfinale bei der WM: Irland ist im Rugby-Fieber. Ein buntes Grüppchen aus sieben KandidatInnen bewirbt sich derweil um das Amt des Staatspräsidenten. Zudem: Rihanna fliegt vom irischen Acker, und die Hauspreise in Irland werden langsam wieder interessant. Die Irland-Nachrichten der Woche heute wie gewohnt kurz und auf den Punkt in unserer Sonntags-Zusammenfassung. Irland-Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin.

 

Rugby-WM: Irland schießt Italien ab – Viertelfinale! 

Erneut durfte Rugby-Irland heute früh aufstehen, um mit dem eigenen Team mitzufiebern:  Klasse Spiel des irischen Rugby-Teams. Heute morgen holte Irland den vierten Sieg im vierten Spiel der Rugby-WM in Neuseeland. Irland besiegt Italien mit furiosem Spiel in einem einseitigen Match mit 36 zu 6 und qualifiziert sich damit für das Viertelfinale. Glückwunsch! Am kommenden Samstag um 6 Uhr morgens (GMT) spielt Irland in Wellington das Rugby-WM-Viertelfinale gegen Wales. Das Interesse der Iren an Rugby ist riesig, lässt das an Fußball weit hinter sich – um so mehr angesichts der aktuellen Erfolge bei der WM (Foto: RTE).

 

Die Präsidentschafts-Kandidaten stehen fest

Irland wählt einen neuen Staats-Präsidenten. Am Mittwoch war Anmeldeschluss für die Kandidaten. Alle sieben Kandidaten, die ein ernsthaftes Interesse hatten, konnten ihre Nominierungen und damit ihren Platz auf den Stimmzetteln sichern. Damit ist der Schönheitswettbewerb “Ich bin ein Promi – wählt mich zum Präsidenten” offiziell eröffnet. Die Gruppe derer, die sich für die ausgeschriebene Stelle als “Catering Manager m/w” der Nation bewerben, ist wahrlich eine illustre Gesellschaft. Am 27. Oktober darf das Volk darüber entscheiden, welcher Kandidat oder welche Kandidatin seiner Ansicht nach auch neben der englischen Königin und dem amerikanischen Präsidenten eine gute Figur abgeben würde, und wer Freikarten für die Finalspiele der All-Ireland erhält. Zur Wahl stehen:

Gay Mitchell (60): offizieller Kandidat von Fine Gael, bis 2002 Vorsitzender von Fine Gael, bis Enda Kenny seinen Platz übernahm

Michael D. Higgins (70): Intellektueller und Dichter. Tritt für die Labour Party an. Gilt als der seriöseste Kandidat für das Amt.

David Norris (67): Parteiloser Senator und bekennender Homosexueller. Absoluter Publikumsliebling. Seine Wahl wäre ein Meilenstein in der Geschichte Irlands. Wenn da nicht die Geschichte mit seinem früheren Lebenspartner wäre …

Mary Davis (56): Parteilos und Vorsitzende des Special-Olympic-Komitees. Setzt sie nach Mary Robinson (1990 – 97) und Mary McAleese (1997 – 2011) die Reihe der Präsidenten-Marys fort?

Seán Gallagher (49): Parteiloser Unternehmer. Hat als einziger der Kandidaten beschlossen, keine Wahlplakate aufhängen zu lassen. Ist entweder sehr siegessicher – oder gibt sich keine großen Chancen.

Dana Rosemary Scallon (60): Parteilos und erzkonservativ. Gewann 1970 für Irland den Eurovisions Song Contest mit “All Kind of everything”. Stellte sich bereits 1997 zur Wahl als Präsidentin – und verlor. Mary McAleese hatte scheinbar “more of everything” zu bieten.

Martin McGuinness (61): Vize-Premierminister in Nordirland und früher aktives Mitglied der IRA. Gehörte anscheinend zum A-Team innerhalb der IRA: Ballern ja, aber niemanden verletzen. Auch er muss sich Fragen zu seiner Vergangenheit gefallen lassen (Quelle: Irish Independent).

 

Gesetz soll Neu-Verhandlung von Mieten für Geschäftsräume ermöglichen

Der Autor: Dirk Huck berichtet aus Dublin.

Als großes Manko während der Rezession erwies sich ein altes Gesetz, nach dem sich die Mieten für Geschäftsräume nur nach oben entwickeln dürfen. Damit soll bald Schluss sein. Die Regierung bereitet ein Gesetz vor, das es Ladeninhabern ermöglicht, bei Bedarf die Miete neu zu verhandeln. Viele strauchelnde Geschäftsinhaber hatten immer wieder beklagt, dass vielerorts die von den Eigentümern eingeforderten Mieten nicht im Einklang mit der wirtschaftlichen Situation stünden und ihnen das Leben unnötig schwer machten. (Quelle: Irish Times)

Internationales Ansehen: Irlands Stern sinkt

Irland verliert an internationalem Ansehen. Dies zeigt sich in einer Studie, die das “Corporate Reputations and The Reputation Institute” jährlich durchführt. In der aktuellen Ausgabe für 2011 belegt Irland nur noch den 17. Platz, nach einem 14. Platz im vergangenen Jahr und einem 11. Platz im Jahr 2009. Die Studie bewertet Länder hinsichtlich Faktoren wie Sicherheit für Besucher und Einwohner, Beitrag zur globalen Wirtschaft oder eine freundliche und einladende Bevölkerung. Spitzenreiter in der Liste ist übrigens Kanada, gefolgt von Schweden und Australien (Quelle: Irish Times).

 

Rote Karte für Rihanna in County Down

Rihanna. Foto: Universal Music

Das kleinge Bangor in der nordirischen Grafschaft Down erlebte diese Woche einen Enthüllungs-Skandal der anderen Art: In einem Kornfeld räkelte sich die Pop-Sängerin Rihanna und entledigte sich bis auf einen Bikini ihrer Kleidung. Die Stripp-Aktion unter freiem Himmel erfolgte im Rahmen von Dreharbeiten zu ihrem neuen Musik-Video. Farmer Alan Graham, 61, hatte dem Pop-Sternchen und ihrem Team die Genehmigung erteilt, auf seinem Feld zu drehen – ohne zu wissen, wer Rihanna ist und welcher Art die Dreharbeiten sein würden. Als er sah, was da auf seinem Feld ablief, fühlte er sich unbehaglich und beendete die Dreharbeiten kurzerhand. Derlei Aktivitäten hielt er für unangemessen und könne sie deshalb auf seinem Land nicht dulden, erklärte er. Rihanna packte ihre Sachen und zog von dannen. Ob sie nach dieser Erfahrung nochmal einen Video-Dreh in Irland in Erwägung ziehen wird? (Quelle: Irish Independent)

Die virtuelle Wirtschaft Irlands floriert

Die Internetwirtschaft hilft der darbenden Realwirtschaft Irlands zunehmend auf die Beine. “Brick & Mortars” sind out, doch Online ist die Insel weiterhin eine gute Adresse. In dieser Woche kündigte Web-Gigant Google an, in Dublin für 75 Millionen Euro ein neues Rechenzentrum zu bauen. Der Grund ist das milde und ausgewogene Klima, das beim Betrieb von Datenzentren viel Strom sparen hilft. Google folgt den Beispielen von Amazon und Microsoft, die Computerzentren in Irland betreiben. Auch der Online-Dienst Twitter, der zig Millionen Zwitscherern weltweit eine Plattform für ihre Textnachrichten bietet, wird in Dublin demnächst eine internationale Niederlassung eröffnen. Und in Galway baut die Online-Spielefirma Bioware den Support für das neue Spiel “Star Wars” auf und schafft 200 Arbeitsplätze. High-Tech-Irland wächst und gedeiht.

Häuser in Irland werden billiger und billiger . . .

Langsam werden die Hauspreise in Irland wieder interessant. Seit dem großen Knall im Jahr 2007 sind die Phantasie-Preise für Wohneigentum mittlerweile um durchschnittlich 43 Prozent gefallen und kehren allmählich auf ein realistisches Niveau zurück. Das Statistikamt Irlands, das CSO, hat auch errechnet, dass die Wohn-Immobilien in der Hauptstadt Dublin landesweit am meisten an Wert eingebüßt haben: 48 Prozent. Appartements sind mittlerweile sogar 67 Prozent billiger als noch vor vier Jahren. (Quelle: CSO).

Und was bringt die kommende Woche in Irland?

Die Troika kommt. Die Finanz-Oberbefehlshaber von IWF, EU und EZB besuchen Dublin und studieren die Kassenlage der Regierung. Zuletzt war der schwer kranke Patient Irland als besonders hoffnungsvoller Fall ein ums andere Mal gelobt worden. Ob es nur ein Ablenkungsmanöver war, um den Karren in Griechenland ungestörter aus dem Dreck zu ziehen, oder ob der irische Patient tatsächlich bereits auf dem Weg der Besserung ist?