News aus Irland immer aktuellDie Iren finden Gefallen am Radfahren. Das Radverleihsystem in Dublin ist so erfolgreich, dass es auch in anderen Städten eingeführt werden soll. Halloween war wie gewohnt schmerzhaft und blutig. Die Regierung schließt die Botschaft im Vatikan: Das sind  die Irland-News vom Sonntag. Dirk Huck berichtet aktuell aus Dublin.

 

Dublin Bikes: Fahrradverleihsystem macht Schule

Dublin Bikes Irland FahrradIrland steigt aufs Rad um: Dublin Bikes, das Dubliner Modell eines öffentlichen Fahrradverleihsystems für den Stadtbereich, macht Schule und soll nun auf weitere Städte in Irland ausgedehnt werden. In Dublin nutzen bereits mehr als 63.000 Teilnehmer das System. Seit Inbetriebnahme des Fahrradverleihs im September 2009 wurden mehr als 2,6 Millionen Touren mit den City-Fahrrädern unternommen, im Schnitt wird jedes der derzeit über 500 Fahrräder fast zehnmal am Tag ausgeliehen. Diese Woche wurde bekanntgegeben, dass nach Dublin auch Cork, Waterford, Limerick und Galway Interesse haben, das überaus erfolgreiche Fahrradverleihsystem zu übernehmen. In den kommenden Wochen sollen in diesen Städten Tagungen stattfinden, um mögliche private Sponsoren zu gewinnen. (Quelle: TheJournal.ie )

Peinlicher Buchungsfehler im Finanzministerium

Und plötzlich waren es 3,6 Milliarden Euro Schulden weniger: Das Finanzministerium musste diese Woche einräumen, Ende vergangenen Jahres aufgrund eines Buchungsfehlers die Staatsverschuldung um 3,6 Milliarden Euro zu hoch kalkuliert zu haben. Verbindlichkeiten der National Treasury Management Agency (NTMA), die Nationale Vermögens- und Schuldenverwaltung, wurden doppelt verbucht. Nun streiten Finanzministerium und NTMA darüber, wer für den Fehler verantwortlich ist. Und als Beobachter fragt man sich: Welche anderen Buchungsfehler schlummern noch so in den Büchern des Finanzministeriums?  (Quelle: Irish Times)

Haushaltsdefizit: Drei Prozent bis 2015 – Mission Impossible?

Zum Jahresende kommt auch für die neue Regierung der Zeitpunkt, da sie ihre Karten auf den Tisch legen muss. “Let’s get Ireland working”, hieß es im Wahlkampf. Aber wie? Finanzminister Michael Noonan gab diese Woche einen Ausblick auf den kommenden Etat für 2012 und darüber hinaus. Im Haushaltsentwurf 2012 soll die klaffende Lücke zwischen Ausgaben und Einnahmen zunächst um 3,8 Milliarden Euro reduziert werden, 2,2 Milliarden Euro durch Ausgabenkürzungen, 1,6 Milliarden Euro durch diverse Abgaben und Steuererhöhungen (darunter eine Anhebung der Mehrwertsteuer von 21% auf 23%). Auch legte die Regierung ihren Grob-Plan vor, wie sie bis Ende 2015 die Neuverschuldung auf die von EU und IWF geforderten maximal drei Prozent vom BIP herunter bringen will. Hierzu sollen über die nächsten vier Jahre Haushalts-Korrekturen um insgesamt 12,4 Milliarden Euro erfolgen, 7,75 Milliarden durch Kürzungen und 4,65 Milliarden durch Abgaben und Steuern. Harte Zeiten stehen bevor. Ende 2015 aber soll dann alles wieder im Lot sein. Ja, wenn denn alles nach Plan verläuft. So geht die Regierung in ihren Rechenmodellen zum Beispiel für 2013 von einem Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent aus, für 2014 und 2015 von jeweils 3 Prozent. Wenn das angesichts der äußerst wackeligen Euro-Zone nur mal nicht zu optimistisch ist.  (Quelle: Irish Times)

Irland schließt Botschaft im Vatikanstaat

Irland schließt zum 1. Januar 2012 seine Botschaft im Vatikan. Dies gab diese Woche Außenminister Eamon Gilmore bekannt. Die Schließung der Botschaft erfolge in erster Linie aus Kostengründen, heißt es. Eine ständige Präsenz im Vatikan sei in der gegenwärtigen Zeit nicht tragbar, zumal die Botschaft keinerlei wirtschaftlichen Gegenwert erziele, erklärte Gilmore. Aufmerksame Beobachter werden sich aber erinnern, dass die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem einstigen Musterschüler Irland nicht mehr die besten sind. Im Juli hatte Premierminister Enda Kenny im Rahmen der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Cloyne-Diözese den Vatikan öffentlich scharf kritisiert, als er dessen Gebaren als “abgehoben, elitär und narzisstisch” bezeichnet hatte. Damals schon hatte Irland offen in Erwägung gezogen, seine Botschaft im Vatikan zu schließen. (Quelle: Irish Times)

Priory-Hall-Skandal: Sanierungsarbeiten gestoppt

Der Alptraum für die Bewohner und Eigentümer im Priory Hall Apartment-Komplex (siehe auch diese Irlandnews) im Norden von Dublin hält an. Diese Woche rief der Stadtrat die angerückten Bautrupps zurück, weil sich kein nennenswerter Fortschritt bei der Ausführung der angeordneten Sanierungsarbeiten feststellen ließ. Jetzt kümmern sich die Gerichte um die Sache. Doch wie soll es für die vertriebenen Bewohner weitergehen? Der zuständige Bauunternehmer ist pleite und hat kein Geld, die notwendigen Arbeiten zur Beseitigung von Feuerschutzmängeln ausführen zu lassen. Der Stadtrat hat zwar die Räumung des Komplexes angeordnet, hat aber ebenfalls nicht die Mittel, dafür zu sorgen, dass die Bewohner irgendwann auch wieder einziehen dürfen. 250.000 Euro zahlten die Eigentümer seinerzeit für die Apartments, in denen sie jetzt nicht einmal mehr wohnen dürfen. Zu Recht fühlen sie sich im Stich gelassen. Während des Bau-Booms kassierte der Staat bei jedem Bau-Projekt kräftig mit, ohne sich um die ordnungsgemäße Umsetzung der Projekte zu kümmern. (Quelle: Irish Independent)

 Halloween: Unruhige Nacht für Polizei und Rettungsdienste

Halloween, Nacht der Schrecken. Für Polizei, Ambulanzen und Feuerwehr wurde die Nacht auf den 1. November auch in diesem Jahr wieder ihrem Ruf gerecht. Allein im Raum Dublin mussten die Notdienste fast 1.000 zusätzliche Einsätze absolvieren. Vorfälle mit außer Kontrolle geratenen Freudenfeuern oder illegalen Feuerwerkskörpern sorgten dafür, dass die Rettungsdienste eine schwere Nacht hatten. Im Stadtbereich musste die Feuerwehr 296 mal ausrücken, 400 mal die Ambulanz. Weitere 260 Einsätze kamen im Großraum Dublin hinzu. Drei Polizisten wurden bei den Vorfällen leicht verletzt. Der Sprecher der Polizei bestätigte, dass man eine sehr anstrengende Nacht hatte, dass es aber keine schwer wiegenden Vorfälle gab. Ein ganz normales Halloween also. (Quelle: Irish Times)

Berühmte Taschenuhr aus “Ulysses” wird versteigert

Eine echte Kuriosität kommt am 5. Dezember unter den Auktions-Hammer: Die goldene Taschenuhr des Friedhofleiters aus dem James-Joyce-Roman “Ulysses”. Während die meisten Figuren in dem Roman fiktiv sind, hat John O’Connell, der ehemalige Leiter des Friedhofs von Glasnevin, tatsächlich gelebt. Leopold Bloom und Stephen Dedalus, die beiden Hauptfiguren im “Ulysses”, begegnen ihm in der Beerdigungsszene im sechsten Kapitel. Dabei wird auch O’Connells 18-karätige Taschenuhr mit Goldkette erwähnt, die er stets zu tragen pflegte: “The caretaker hung his thumbs in the loops of his gold watch chain and spoke in a discreet tone to their vacant smiles.” O’Connell starb 1925. Seitdem befindet sich seine berühmte Taschenuhr im Familienbesitz. Nun soll sie versteigert werden. Das Auktionshaus Adam’s schätzt, dass die Uhr 8.000 Euro erzielen wird. (Quelle: Irish Times)

Und was bringt die kommende Woche?

Für die irische Fußball-Nationalmannschaft geht es nächste Woche um die Wurst: Am 11. November spielt Trapps Team in den Play-Offs um die Qualifikation für die Endrunde der Europameisterschaft 2012 gegen Estland in Tallinn, vier Tage später folgt das Rückspiel in Dublin. Drücken wir die Daumen.

Der Autor: Dirk Huck berichtet aus Dublin.

 

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans ein gruseliges Halloween und eine gute erste Novemberwoche.

PS: Mehr von Dirk Huck gibt es auf seinem eigenen (derzeit ruhenden) Blog www.blog-for-ireland.blogspot.com zu lesen.

Alle Fotos: Dirk Huck