Es war schon immer etwas Besonderes, von einer Behörde in Irland eine schnelle Antwort zu bekommen. Wer in die Verlegenheit geriet, die Baubehörde oder das Kindergeldamt anrufen zu müssen, war traditionell auf dem richtigen Weg, wenn er sich für das Projekt einen halben Tag frei nahm.

Jetzt aber will der ebenso aufgeblähte wie ineffiziente öffentliche Dienst des Landes beweisen, dass alles noch schlimmer geht. In vielen Amtsstuben wird angesichts der anhaltenden Tarifkonflikte mittlerweile “Dienst nach Vorschrift” geschoben. “Work to Rule” ist ein Verfahren, sich peinlich genau an die Dienstvorschriften zu halten und keinen Deut mehr (als verlangt) zu erledigen. Während man sich fragen kann, ob das nicht der Normalität definierende Maßstab in Irlands Behörden ist, treibt die öffentlich-dienstliche Quälerei immer neue bunte Blüten: Die Sprechzeiten werden noch mehr eingeschränkt, die Erreichbarkeit einzelner Abteilungen sinkt gegen Null.

Selbst die politische Kaste des Landes beginnt sich nun über den Staatsapparat zu beklagen. Parlamentarier im County Cork beispielsweise haben seit kurzem keinen direkten Zugang mehr zu den Behörden. Es ist Ihnen auch nicht erlaubt, eine Fachabteilung des County Councils zu besuchen oder anzurufen, um dringende Angelegenheiten für die Bürger zu regeln. Alle Eingaben müssen nun schriftlich per E-Mail erfolgen, und auf eine Antwort darf allenfalls gehofft werden.

Ein mehr als frustrierter County Councillor klagte gestern dem Wanderer: “Dieses Land ist total zum Stillstand gekommen. Hier geht nichts mehr. Es ist alarmierend”. Auf die Frage, wer das zu verantworten habe, die knappe Antwort: “Die Regierung natürlich”. Warum übernimmt die Opposition dann nicht endlich, will der Wanderer wissen und erfährt aus berufenem Politikermund die nackte Wahrheit: “Wer will schon diesen Sauladen übernehmen?”

Die Politikerkaste auf der Grünen Insel scheint ausgedient zu haben.