Diese Woche in Irland: Dirty Old Town Portlaoise
Über den Autor: Markus Bäuchle
Autor, Journalist, Wanderer, Lebt und arbeitet seit dem Jahr 2000 in West Cork, Irland, / Writer, journalist, rambler. Living and working in West Cork, Ireland.
Lieber Galahad, isst Du denn nur eine Schale Reise am Tag, weil viele arme Inder auch nicht mehr bekommen? Ein Staat, zumal ein aufgeklärter, hat meiner Meinung kein Recht, Minderheiten zu benachteiligen, wenn es um Persönlichkeitsrechte geht.
@ Nicola: Gemessen an dem, was in Sachen Menschenrechten rund um diesen Globus im Argen liegt, ist die Frage, mit welchen Paragrafen und Ausführungsbestimmungen ich das fröhliche Treiben sexueller Minderheiten organisiere, in der Tat eine "petitesse" – ein Luxusproblem verwöhnter Gutmenschen im wohl behüteten Reservat einer (noch) heilen Welt. Meine Welt ist das nicht, und deshalb bewegen wir uns vermutlich in sehr unterschiedlichen Wirklichkeiten …
@ Galahad: Es gibt international ein Verbot der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, und es gibt ein Allgemeines Persönlichkeitsrecht auf Selbstbestimmung. Dazu sollte gehören, dass jede/r Erwachsene mit jeder/jedem Erwachsenen, mit der/dem er/sie will und die/der das auch will, eine rechtlich verbindliche Partnerschaft mit allen Möglichkeiten und Verpflichtungen eingehen kann. Ich finde es falsch, dass ein Staat/die Öffentlichkeit/eine Mehrheit – von der keiner genau weiß, wie groß sie überhaupt ist – oder eine Tradition zwingend vorschreiben, dass dies nur unter der Voraussetzung verschiedener Geschlechter möglich ist. Wenn man bedenkt, dass die voll gelebte Partnerschaft eines der wichtigsten Themen im individuellen Leben ist, handelt es sich in meinen Augen um alles andere als um "eine Petitesse".
@Nicola: Die "civil partnership" als "Menschenrecht"? Gehts nicht vielleicht eine Nummer kleiner? Das inflationäre Pathos, mit dem die Menschenrechte für fast schon jede Petitesse strapaziert werden, höhlt auf die Dauer die Substanz dieses Begriffs aus. Wenn man das will, bitteschön.
Die zehn Prozent werden in den Medien allgemein verwendet. "Echte" statistische Zahlen schwanken wohl zwischen fünf und fünfzehn Prozent, wobei es auch noch zusätzlich eine schwer einzuschätzende Dunkelziffer derjenigen gibt, die sich gar nicht trauen, eine korrekte Angabe zu machen. Und wo liegt die Grenze zur Bi-Sexualität, die ja von noch mehr Menschen gelebt wird? Schwieriges Thema.
Und meiner Ansicht nach geht es bei eingetragenen Partnerschaften aller Art nicht nur darum, dass jemand "dann wohler ist", sondern um gleiche Menschenrechte.
Wo hast Du denn die 10 Prozent her, Nicola? Es gibt zwar Berufsgruppen, die kommen auf einen geschätzten Anteil von 25 % Schwulen, aber gesamtgesellschaftlich scheinen mit die 10 doch maßlos überzogen. Wobei ihnen gerne der staatlich geregelte Eintrag gegönnt sei, wenn es ihnen in ihrer Beziehung dann wohler ist …
Ich find's erstaunlich, dass in all dem politischen Durcheinander doch noch irgendwer im Parlament zu arbeiten scheint und mal was Positives beschließt – wie das Gesetz für die Civil Partnership. Die direkte Zielgruppe liegt zwar "nur" bei zehn Prozent der Gesamtbevölkerung, trotzdem handelt es sich um ein allgemeines Zeichen der Liberalisierung in einer teilweise noch reichlich konservativen Gesellschaft. Von dieser Erweiterung des sozialen Horizonts werden indirekt alle profitieren. Dass die Zeit reif ist dafür, sieht man daran, dass das Gesetz breite Unterstützung im Dáil und im Seanad hatte.