News aus Irland immer aktuellDublin ist schmutzig, Killarney blitzsauber. Irland gehen die Polizisten und Krankenbetten aus und der einst großen Partei Fianna Fail die Luft. Was diese Woche in Irland geschah, fasst Blog-Autor Dirk Huck heute in den Irland-News wieder kurz und knapp für Sie zusammen Übrigens: Bertie Ahern, der Mann, der Irland in den Dreck geritten hat, leidet unter Realitätsverlust. 

Müll-Problem macht Dublin zur “Dirty Old Town”

Wieder einmal wurde die Hauptstadt Dublin ihrem Ruf als “Dirty Old Town” gerecht. Zu diesem Urteil kamen die Sauberkeits-Kontrolleure der Initiative “Irish Business Against Litter (IBAL)”. Während das Stadtamt im Zentrum kräftig schrubben lässt und mitten am Tag die Straßenreiniger demonstrativ durch die Fußgängerzonen jagt, türmen sich in einigen verwahrlosten Stadtteilen die illegalen Müllberge. Dies bleibt auch vielen Touristen und Geschäftsreisenden nicht verborgen, bemängelt IBAL. Dublin City Council, wo 466 Angestellte für die Sauberkeit der Stadt zuständig sind, gelobt Besserung. Aber auch wenn Dublin das Gesamtbild etwas trübt: Insgesamt kommt Irland in Sachen Sauberkeit recht gut weg. Sauberster Ort ist übrigens Killarney in der Graftschaft Kerry im Westen des Landes. (Quelle: Irish Independent)

Kampf dem Sozialhilfe-Missbrauch: 345 Millionen Euro eingespart

Das hat sich doch schon richtig gelohnt. 345 Millionen Euro half das Ministerium für Sozialen Schutz den Staat einzusparen, und das allein in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres. Aufgabe des Ministeriums ist unter anderem die Überprüfung der Ansprüche auf Sozialleistungen und die Aufdeckung von Missbrauchs- und Betrugsfällen. So brachte zum Beispiel die Überprüfung von Zahlungen an allein erziehende Eltern Einsparungen in Höhe von 101 Millionen Euro. Bei den Renten konnten 84 Millionen Euro eingespart werden, beim Krankengeld 49 Millionen Euro. Vorbei sind offenbar die Zeiten, in denen Häftlinge weiterhin Arbeitslosen- und Wohngeld kassierten und Familien ohne Probleme jede Woche die Rente für die schon lange verstorbene Oma abholen konnten. Die Bevölkerung hilft bei der Aufklärung kräftig mit: Gingen 2008 noch 1.044 anonyme Hinweise auf Sozialhilfe-Missbrauch ein, waren es 2010 schon 12.648. (Quelle: Irish Times)

Beaumont Hospital in Dublin meldet Überfüllung der Notaufnahme

Die Krise in den Krankenhäusern spitzt sich zu. Das Beaumont Hospital in Dublin meldete diese Woche eine akute Überfüllung der Notaufnahme. Die Schließung von Krankenstationen aufgrund der Budget-Kürzungen führt dazu, dass Notfallpatienten nach der Behandlung nicht auf eine Station verlegt werden können, sondern zu Dauerpatienten in der Notaufnahme werden. Dies führt zu katastrophalen Zuständen. Teilweise müssen neue Patienten mehrere Stunden auf Stühlen sitzend auf eine Behandlung warten, weil keine Liegen frei sind. Ähnliche Probleme berichteten auch andere Krankenhäuser im Land. Die Gewerkschaft der irischen Krankenschwestern und Hebammen, INMO, drängt auf Maßnahmen, um das Personal-Problem in den Krankenhäusern in den Griff zu bekommen. (Quelle: Irish Times)

Personalkrise bei der Polizei zu befürchten

Polizei IrlandBraut sich hier die nächste Personalkrise zusammen? Irlands Polizei beschäftigt derzeit etwa 14.000 Beamte. Doch demnächst könnten bis zu 1.200, vor allem erfahrene und hochrangige Beamte einfach ihren Hut nehmen, ohne dass für Ersatz gesorgt werden würde. Denn das neue Frühpensionierungs-Programm können alle Beamten im Alter zwischen 50 und 60 jederzeit in Anspruch nehmen. Der Einstellungsstopp, der seit Juni gilt, würde das entstehende Personalproblem zusätzlich verschärfen. TV-Sender RTÉ ermittelte diese Woche, das im schlimmsten Fall jede zehnte Polizeiwache ohne einen leitenden Sergeant auskommen oder jede zwölfte Station gar ganz geschlossen werden müsste. Justiz-Minister Alan Shatter beschwichtigte und erklärte, man sei auf das mögliche Personalproblem vorbereitet. Vielleicht muss man sich darauf einstellen, künftig bei einem Notruf nur den Anrufbeantworter der Polizei zu erreichen: “Alle unsere Beamten sind derzeit mit anderen Notfällen beschäftigt. Bitte versuchen Sie es später erneut”. Schöne Aussichten. (Quelle: Irish Independent)

Präsidentschaftswahl: Fianna Fáil verzichtet auf einen Kandidaten

Noch immer ist viel Bewegung im Feld der Kandidaten für das Amt des irischen Staatspräsidenten. Fianna Fáil jedoch warf jetzt das Handtuch. Zum ersten Mal in der 85-jährigen Geschichte der Partei wird man keinen Kandidaten aufstellen. Dies gab diese Woche der Vorsitzende Michael Martin bekannt. Zuletzt hatte man sich bemüht, den beliebten, aber politisch unabhängigen Radio- und TV-Moderator Gay Byrne unter der Fianna-Fáil-Flagge antreten zu lassen. Doch lehnte dieser ab. Nun steht man ohne da. Eine weitere Blamage für Fianna Fáil, die Martin als “strategische Entscheidung” schönzureden versuchte. Doch es ist zu offensichtlich: Die einst mächtige Fianna Fáil, die seit dem Bürgerkrieg 1922 den politischen Ton angab und im keltischen Tiger die irische Wirtschaft mit Volldampf gegen die Wand fuhr, gleitet langsam aber sicher in die Bedeutungslosigkeit ab. (Quelle: Irish Independent)

Bertie Ahern als Staatspräsident? – Lächerlich, sagt Michael Martin

Aber vielleicht gibt es ja doch noch einen Kandidaten für Fianna Fáil? Niemand geringerer als Bertie Ahern, der frühere Teflon-Taoiseach mit den undurchsichtigen Spesenabrechnungen und einer glücklichen Hand bei Pferde-Wetten, bot sich wiederholt als Kandidat für das Amt des Staatspräsidenten an. Das allerdings jagt vielen Iren einen kalten Schauer über den Rücken. Laut einer Umfrage würden 90 Prozent nicht für Ahern stimmen. Selbst Parteichef Michael Martin bezeichnete Aherns Kandidaturpläne als “lächerlich” und “realitätsfern”. (Quelle: Irish Independent)

Nachwuchs für die Kirche: 22 Priester-Anwärter beginnen Ausbildung

Trotz Kirchenskandalen und leerer Gotteshäuser: Das Leben eines Geistlichen scheint noch immer für einige eine gute Option zu sein. Diese Woche begannen 22 junge Männer, Durchschnittsalter 25 Jahre, am St. Patrick’s College in Maynooth, Co. Kildare, ihre Ausbildung zum Priester. Damit sind es in diesem Jahr immerhin sieben Männer mehr als im letzten Jahr. Monsignore Hugh Connelly, der Präsident des St. Patrick’s College, hieß die neuen Priester-Anwärter willkommen. “Der Weg zum Priester birgt viele Herausforderungen,” sagte er bedeutungsvoll. Wie wahr. Mal sehen, wie viele der 22 Männer die Ausbildung auch wirklich beenden. (Quelle: Irish Independent)

Sportwetten-Anbieter Paddy Power mit sattem Gewinn

Wenigstens ein irisches Unternehmen, dass derzeit kräftig Gewinn macht: Wettanbieter Paddy Power verzeichnete im ersten Halbjahr 2011 einen Gewinn von 57 Millionen Euro vor Steuern, ein Plus von 15 Prozent. Allerdings ist dies in erster Linie dem Online-Geschäft und den Märkten in England und Australien zu verdanken. In Irland selbst sank der Profit leicht. Zwar haben die Iren ihre Wettleidenschaft nicht abgelegt. Aber sie setzen bei ihren Wetten weniger ein. (Quelle: Irish Times)

Und was bringt die kommende Woche?

Noch immer (oder schon wieder) auf der Suche nach dem idealen Ehemann oder der idealen Ehefrau? Warum nicht die Suche einem professionellen Matchmaker überlassen? Vom 1. September bis zum 2. Oktober steigt im kleinen Lisdoonvarna, Co. Clare, das berühmte “Matchmaking Festival”, Europas größtes Partnervermittlungs-Event. Garantiert viel Spaß, Tanzen, Singen, Trinken, und vielleicht auch mehr. Also, auf nach Lisdoonvarna.

Der Autor: Dirk Huck berichtet aus Dublin.

 

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine schöne Woche.

 

Mehr von Dirk  zu lesen gibt es auf seinem Blog www.blog-for-ireland.blogspot.com.