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Michael Healy-Raes Telefon-Joker,  Geldnotstand in den Krankenhäusern, eine Job-Initiaitive gegen Arbeitslosigkeit und ein Mord im Krankenhaus. Die Woche in Irland war turbulent. Was diese Woche geschah, lesen Sie heute wieder im schnellen Sonntags-Newsüberblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin. Übrigens: Ab heute trifft sich die Literatur-Elite Irlands in West Cork.

 

Telefon-Gate-Affäre um den Abgeordneten Healy-Rae

Irland amüsiert sich über einen Telefon-Joker der besonderen Art: Der parteilose Abgeordnete Michael Healy-Rae hatte 2007 an der irischen Version der Promi-TV-Show “Dschungelcamp” teilgenommen. Healy-Rae, damals noch Abgeordneter im County Council von Kerry, ging damals als Sieger der Show hervor, nachdem die meisten Zuschauer per Telefon für ihn gestimmt hatten. Nun wurde bekannt, dass mehr als 3.600 Telefonanrufe zu seinen Gunsten ausgerechnet im Parlamentsgebäude Leinster House in Dublin getätigt wurden. Healy-Rae beteuert, damit nichts zu tun gehabt zu haben. Trotzdem (!?) erklärte er sich großzügig bereit, die damals angefallenen Gebühren von 2.500 Euro zu erstatten, die aus Steuermitteln bezahlt wurden. (Quelle: breakingnews)

Wer die Anrufe letztlich tätigte, wird wohl nicht geklärt werden können. Aber ist es Zufall, dass ausgerechnet Michael Healy-Rae in die Affäre verstrickt ist? Die Healy-Raes aus der südwestlichen Grafschaft Kerry sind eine Spezies für sich. Papa Jackie, ein Winston-Churchill-Verschnitt mit Tweed-Mütze und bis Februar 2011 (das schließt 2007 mit ein) ebenfalls parteiloser Abgeordneter, gilt als Exzentriker. Jackie Healy-Rae ist, was man hier als “cute” bezeichnet – clever und schlitzohrig, jemand der seine Finger in jedem Kuchen hat und immer erkennt, wenn sich ihm eine gute Gelegenheit bietet. Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm. Sein Sohn Michael wird im Volksmund nur “Dolly” genannt, nach dem berühmten Klonschaf. Man fragt sich nun, warum die Telefon-Affäre erst jetzt, vier Jahr später, an die Öffentlichkeit kommt. Nun, offensichtlich ist einer der beiden Healy-Raes jemandem gewaltig auf den Schlips getreten, und derjenige rächt sich jetzt. Politik-Theater vom Feinsten …

 

Irlands wahre Helden auf  Medaillen-Jagd

Beginnen wir unseren Wochenrückblick mit dem Sport: Von vielen leider völlig unbeachtet finden derzeit in Athen die Weltsommerspiele der Special Olympics statt, der sportliche Höhepunkt für Sportler mit geistiger Behinderung. 22 Sportarten stehen auf dem Programm, 7.500 Athletinnen und Athleten aus 180 Ländern haben sich angemeldet. Auch Irland ist mit 126 Sportlern vertreten. Gleich vom ersten Wettkampftag an zeigte das Team aus Irland großartige Leistungen und heimste eine Medaille nach der anderen ein. Doch Medaillen sind letztlich nicht so wichtig. Jeder Athlet und jede Athletin verdient den größten Respekt für die erzielten Leistungen. Die Spiele gehen noch bis zum 4. Juli. Drücken wir “Team Ireland” ganz doll die Daumen. (Quelle: Special Olympics)

Volkszählung: Bevölkerungszahl auf 150-Jahres-Hoch

Am 10. April war Volkszählung. Vergangene Woche veröffentlichte das Zentrale Statistikamt CSO die ersten Ergebnisse. Ganz offiziell leben nun 4.581.269 Menschen in der Republik Irland. Dies ist der höchste Stand seit der großen Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts. Etwas überraschend ergab sich gegenüber der letzten Volkszählung aus 2006 ein deutlicher Zuwachs von 341.421 Bewohnern. 363.500 Geburten im Zeitraum 2006 bis 2011 stehen 140.700 Sterbefälle gegenüber, so dass sich der Zuwachs zu zwei Dritteln (222.800) auf natürliche Weise vollzog. Den größten Zuwachs verzeichneten die Regionen um die großen Städte. Die Bezirke Laois, Cavan, Fingal, Longford, Meath und Kildare, die man allesamt zum größeren Einzugsbereich der Hauptstadt Dublin zählen kann, legten am meisten zu. Aber auch die Regionen um Cork im Süden, Galway im Westen und Wexford im Südosten verzeichneten kräftigen Zuwachs.

Und auch das ist interessant: Während die Bevölkerungszahl zwischen 2006 und 2011 um 8,1 Prozent wuchs, stieg die Zahl der Wohnungen überproportional um 13,3 Prozent. Die Folge: Derzeit stehen landesweit 294.202 Wohnungen leer – jede siebte. (Quelle: CSO)

Regierung startet Job-Initiative

Am Mittwoch stellte die Regierung ihr neues Projekt zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vor. Die Initiative “JobBridge” will bis zu 5.000 Arbeitslose in Praktikantenstellen vermitteln, um sie so für einige Monate wieder in die Berufswelt zurückzuführen. Viele namhafte Unternehmen bekundeten bereits ihr Interesse an dem Projekt. Die Praktikanten erhalten wöchentlich 50 Euro zusätzlich zu ihrem Arbeitslosengeld. Und vielleicht ergibt sich für den einen oder anderen ja aus der Praktikumsstelle heraus eine Möglichkeit zur Festanstellung. 20 Millionen Euro wurden für die Initiative bereitgestellt. (Quelle: Merrion Street)

Regierung senkt Mehrwertsteuer-Sätze im Tourismus-Sektor

Auch die folgende Maßnahme zielt darauf ab, Arbeitsplätze zu schaffen: Mit Wirkung vom 1. Juli senkte die Regierung für bestimmte Waren und Dienstleistungen im Gastronomie- und Tourismussektor die Mehrwertsteuer von 13,5 auf 9 Prozent. Soll heißen: Die Preise gehen runter. Mit dieser Maßnahme erhofft man sich eine kräftige Stimulation für die Tourismusbranche. Im Nachhall der Besuche der englischen Königin und des amerikanischen Präsidenten sicherlich begrüßenswert. Bleibt nur zu hoffen, dass die Betriebe die Preisnachlässe auch wirklich an die Kunden weiterreichen. (Quelle: Irish Times)

Geldnot: Notstand in vielen Krankenhäusern

Außer den Ärzten (wir hatten berichtet) geht den Krankenhäusern nun auch langsam aber sicher das Geld aus. Ende April bereits verzeichnete die Gesundheitsbehörde HSE für das laufende Jahr ein Defizit von 183 Millionen Euro, wovon 99 Millionen auf die Krankenhäuser entfallen. Die haben bereits gewarnt, dass ihnen bald das Geld ausgeht, wenn das Budget nicht aufgestockt wird. Doch Gesundheitsminister James Reilly ermahnte die Krankenhäuser, mit ihrem zugewiesenen Budget hauszuhalten. Mehr Geld gäbe es nicht. Es läge an den Krankenhäusern, so der Minister, selbst entsprechende Sparmaßnahmen auszuführen. Doch das könnte am Ende die Patienten hart treffen. Abgesehen von der vorübergehenden Schließung von Notaufnahmen und ganzen Stationen müssten auch dringend notwendige Operationen verschoben werden. Schon in der Vergangenheit gab es zahlreiche Skandale um nicht begutachtete Röntgenaufnahmen, krasse Fehldiagnosen und falsch zugestellte Krankenberichte. Man darf sich auf weitere schlechte Nachrichten gefasst machen. (Quelle: Irish Times)

82-jähriger Patient von Mitpatient im Krankenhaus von Cavan ermordet

Die folgende Meldung vom vergangenen Montag unterstreicht den Notstand in irischen Krankenhäusern: Auf der psychiatrischen Station im General Hospital von Cavan Town wurde ein 82-jähriger Patient von einem Mitpatienten getötet. Der Täter, ein 47-jähriger Arbeiter, wurde festgenommen. Der Fall wirft einige Fragen auf: Wie ich aus sicherer Quelle weiß, litt der 82-Jährige Mann an Alzheimer. Warum hielt man ihn mehr als zwei Jahre lang auf der psychiatrischen Station eines öffentlichen Krankenhauses? Und wo war zum Tatzeitpunkt das Personal? Warum stand die psychiatrische Station nicht unter ständiger Beobachtung? Die simple Antwort zu den Fragen dürfte lauten: Geldnot, auch wenn es die Regierung vermutlich nicht zugeben wird. Es fehlt das Geld für ausreichend und für geschultes Personal – genauso wie für genügend Plätze in Pflegeheimen. Das Gesundheitssystem arbeitet an seiner Grenze. Mit schwerwiegenden Folgen für die Patienten (Quelle: breakingnews).

Und was bringt die kommende Woche?

In Bantry in West Cork endete gestern das erstklassig besetzte West Cork Kammermusik-Festival – und ab heute treffen sich in der kleinen Stadt in Irlands Südwesten die besten Literaten der Insel mit internationaler Verstärkung beim West Cork Literatur-Festival. Wer Schriftsteller und Autoren von Rang einmal live sehen und hören will, sollte sich die Literaturwoche in Bantry nicht entgehen lassen. Das voll gepackte Programm gibt es hier. Hier nur einige klingende Namen, die in den kommenden Tagen in Bantry lesen, reden, diskutieren werden: Paul Soye, Pauline McClynn, Peter Sheridan, Senator David Norris, Hisham Matar, Elena Gorokhova, John Banville, Hugo Hamilton, Damien Enright, Barbara Fitzgerald, Michael Morpurgo, und, und und . . .

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine schöne Woche.

Der Autor: Dirk Huck. Dirk lebt und arbeitet in Dublin. Mehr von ihm gibt es auf seinem eigenen Blog zu lesen.