News aus Irland immer aktuell

Umwelt-Taxis und Bandenkriege in Dublin, Vetternwirtschaft in der neuen Regierung, Abwanderungslust und Trinkfreudigkeit in der Bevölkerung und Prüfungsstress bei den Schülern: Was diese Woche in Irland geschah, lesen Sie heute wieder im schnellen Sonntags-Newsüberblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin.


Zwei Taxis für die Umwelt

Irlands Taxis kommen in vielen Farben daher. Zwei von ihnen nun auch in grün – öko-grün, um genau zu sein. Am Mittwoch wurden in Dublin erstmals zwei Elektrofahrzeuge als Taxis in Betrieb genommen. Die beiden Autos, ein Nissan Leaf und ein Peugeot Expert, haben eine Reichweite von etwa 160 Kilometern, genug um die tägliche Taxi-Durchschnittsstrecke von 120 Kilometern mit einer Aufladung zu absolvieren. Nachts werden die Fahrzeuge bei den Fahrern zu Hause aufgeladen. Das vom Staat subventionierte Pilotprojekt läuft in Zusammenarbeit mit dem Energieversorger ESB und der Taxi-Gesellschaft National Radio Cabs. Also, Augen auf beim nächsten Dublin-Besuch. Vielleicht fahren Sie ja im Elektro-Taxi vom Flughafen in die Stadt. Aber bitte nicht gleich bis nach Cork fahren wollen … (Quelle: Irish Times)

Vetternwirtschaft blüht auch in der neuen Regierung

Sie ist knapp einhundert Tage im Amt, und in einer Hinsicht ähnelt die neue Regierung bereits verdächtig der alten: Die Vetternwirtschaft blüht, und das, obwohl man ihr eigentlich den Kampf angesagt hatte (siehe auch unseren Wochenrückblick vom 3.4.2011). Wie der “Irish Independent” letzte Woche meldete, “vertrauen” 25 der 166 Abgeordneten den lieben Verwandten, wenn es um persönliche Assistenten, Fahrer oder Berater geht, und das zuweilen gleich mehrfach. Bei Junior-Minister Shane McEntee teilen sich seine Schwester und seine Tochter eine Vollzeitstelle als persönliche Assistentin. Und Ausbildungs-Minister Ciaran Cannon beschäftigt seine Frau als persönliche Sekretärin und seinen Schwiegersohn als Fahrer. In Zeiten, in denen 440.000 Menschen arbeitslos sind und sich verzweifelt um Jobs bemühen, dürfte das Gebaren der Abgeordneten in der Bevölkerung für reichlich Unmut sorgen. Vor allem, wenn man dabei auch noch so offensichtlich gegen seine eigenen Wahlversprechen verstößt. (Quelle: Irish Independent)

Ehemaliger Finanzminister Brian Lenihan ist tot

Am Freitag verstarb im Alter von 52 Jahren der frühere Finanzminister Brian Lenihan. Mit ihm ging ein Politiker, der den größten Respekt von Kollegen aller Parteien genoss. Der Bevölkerung wird er leider als der Finanzminister in Erinnerung bleiben, der Irland durch die ersten Jahre des wirtschaftlichen Abschwungs begleitete, der die Bürgschaft für die Banken übernahm, der die Immobilien-Treuhandgesellschaft NAMA konzipierte, und der im November 2010 den von EU und Internationalem Währungsfonds bereitgestellten Rettungskredit in Anspruch nehmen musste.

Im Mai 2008 hatte Lenihan beim großen Stühlerücken nach dem Rücktritt von Premierminister Bertie Ahern das Amt des Finanzministers in der Regierung unter Brian Cowen übernommen – just zu der Zeit, als das Finanzsystem und die Wirtschaft Irlands vor dem Kollaps standen. Ihm fiel die knifflige Aufgabe zu, steigende Staatsausgaben mit sinkenden Einnahmen auszugleichen. Im Dezember 2009 wurde bekannt, dass er an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt war. Trotz seiner Erkrankung erfüllte “Brian the Brave”, wie ihn die Zeitungen im Nachruf nannten, bis zu den Neuwahlen im Februar 2011 sein Amt als Finanzminister. Tapfer kämpfte er gegen eine leere Staatskasse und gegen den Krebs. Bei der Wahl gelang ihm als einzigem Fianna Fáil-Politiker im Raum Dublin die Wiederwahl. Brian Lenihan verstarb am Freitagmorgen im Kreis seiner Familie. Er hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.

Studie: Drei von vier hochqualifizierten Fachkräften wollen auswandern

Drei von vier Berufstätigen mit qualifizierter Ausbildung könnten Irland in den nächsten drei Jahren verlassen. Dies ist die Kernaussage einer Studie, die das Personal-Vermittlungs-Unternehmen Hays Recruitment durchführte. Das Beunruhigende: Die mögliche Abwanderung von Fachkräften trifft vor allem Sektoren wie die Informationstechnologie, das Finanzwesen und das Ingenieurwesen, die bislang von der Rezession nicht so hart getroffen wurden. Gerade die IT hat in den letzten Monaten zahlreiche neue Jobs nach Irland gebracht. Dennoch sehen viele der Befragten offenbar keine interessanten Zukunftsperspektiven in Irland. Andere gaben die schlechte Lebensqualität in Irland als Grund für eine mögliche Auswanderung an. 2.173 Berufstätige wurden über einen Zeitraum von drei Jahren befragt. Ein Drittel der Befragten hat inzwischen das Land verlassen. (Quelle: Newstalk.ie)

Dublins Schattenseite: Bandenkriege fordern ein weiteres Opfer

Die blutigen Bandenkriege in Dublin forderten ein neues Opfer: Am frühen Donnerstagmorgen starb ein 53-jähriger Familienvater im Kugelhagel in seinem Haus in Clondalkin im Westen von Dublin. Obwohl bislang nicht nennenswert aufgefallen, war das Opfer Anti-Terror-Einheiten der Polizei bekannt. Es wird vermutet, dass der Anschlag auf das Konto von republikanischen Splittergruppen geht, die in den letzten Monaten wieder mehr Aktivität gezeigt hatten. Der jüngste Anschlag war bereits der dritte innerhalb weniger Wochen, was wieder einmal deutlich vor Augen führt, wie es hinter den Kulissen von Dublin zugeht. (Quelle: Irish Independent)

Kostenverursacher Alkohol:  Iren sollen weniger trinken

Im Gesundheitssystem ließen sich jedes Jahr etwa 80 Millionen Euro einsparen – wenn die Iren mit weniger Alkohol auskommen könnten. Laut einer Studie werden etwa neun Prozent der Betten in Krankenhäusern allein für die Behandlung der Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum benötigt, von direkt mit dem Alkoholkonsum in Verbindung stehenden Erkrankungen bis hin zu indirekten Folgen wie aufgrund von Verkehrsunfällen. In den letzten fünf Jahren wurden hierfür 850 Millionen Euro aufgewendet, wobei die eigentlichen Kosten für die Behandlungen einschließlich Medikamente noch gar nicht berücksichtigt sind. Wäre der Alkoholkonsum der Iren um die Hälfte niedriger, hätten im gleichen Zeitraum etwa 400 Millionen Euro eingespart werden können, pro Jahr also etwa 80 Millionen Euro. Aber ob diese Rechnung auch von der trinkenden Bevölkerung mitgetragen wird? (Quelle: Irish Times)

Irlands Schüler im Prüfungsstress

Für etwa 120.000 Schüler schlagen in diesen Tagen die Stunden der Wahrheit. Etwa 57.000 Schüler legen ihre Prüfungen zum “Junior Leaving Certificate” ab (vergleichbar mit dem deutschen Hauptschulabschluss). Und 55.500 Schüler des Abschlussjahrgangs 2011 machen ihr “Leaving Certificate” (vergleichbar dem deutschen Abitur). Für sie geht es darum, möglichst gut abzuschneiden und wichtige Punkte für die begehrten Hochschulplätze zu ergattern. Ein enormer Druck lastet auf den jungen Menschen, denn Ausbildungsplätze sind derzeit rar. Drücken wir allen die Daumen. Und wünschen wir ihnen viel Erfolg für ihren Lebensweg, wo immer dieser sie hinführt. (Quelle: Irish Times)

Und was bringt die kommende Woche?

Nach Cork nun Dublin: Vom 16. bis zum 19. Juni zeigen die weltbesten Straßenkünstler ihr Können am Merrion Square in Dublin. Und nicht vergessen: Am 16. Juni ist wieder “Bloomsday”. Mit zahlreichen kleinen Events feiert Dublin jenen magischen Tag im Leben des Leopold Bloom, den James Joyce in seinem Roman “Ulysses” verewigte. Also, Augen auf, und am besten am James Joyce Centre vorbeischauen.

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine schöne neue Woche.

Der Autor: Dirk Huck. Dirk lebt und arbeitet in Dublin. Mehr von ihm gibt es auf seinem eigenen Blog zu lesen.