51 Tage nach Ostern feiert Deutschland am zweiten Tag die Ausgießung des Heiligen Geistes: In Irland hat der Pfingsmontag keine Bedeutung und ist ein ganz normaler Tag – es sei denn, man zählt zu den 120.000 Schülern, die heute in die zweite Prüfungswoche für das Junior oder das Leaving Certificate (Abitur) gehen. So erhält das Empfangen des “Heiligen Geistes” für manchen Abiturienten, der an diesem Montag in der Irisch- oder der Mathematikprüfung auf den zündenden Gedanken wartet, eine gänzlich neue Bedeutung.

Die von einer zentralen Prüfungkommission gesteuerten Prüfungen dauern noch bis zum 24. Juni – dann gehen auch die Prüfungsschüler in die verdienten langen Sommerferien. Sie werden auch “das große Warten” genannt, denn die Prüfungskommission in Athlone, County Westmeath, lässt sich in der Regel bis Ende August Zeit, bis sie die Prüfungsergebnisse bekannt gibt – und dann bricht Hektik aus: Innerhalb weniger Tage ziehen die Studenten eilends im mehr oder weniger koordinierten Schweinsgallop zu ihrem Studienort und beginnen anfang September schon mit dem Studium – sofern sie die prüfungen bestanden haben. Unter dieser irischen Spezialität, Zeitdruck dort zu schaffen, wo er gar nicht sein muss, leiden Jahr für Jahr tausende Familien. Aber wie das so ist in Irland – die Menschen jammern und klagen und nehmen es am Ende geduldig hin. Ein Grund, das abstruse System zu ändern, ist das noch lange nicht. Man kann ja auch das Wetter nicht ändern . . .

Foto: Wikipedia, Darstellung der Ausgießung des heiligen Geistes im Rabbula-Evangeliar aus dem Jahr 586.