Schon wieder über Corona reden? In dieser nasskalten Februarwoche hat mich der Lockdown das erste Mal richtig hart getroffen. Ich musste schlucken, als ich am Mittwochmorgen las, was sich Irlands politische Führung für uns in den kommenden Wochen ausgedacht hat: Der strenge Lockdown, der dritte übrigens, der uns seit Jahresbeginn wieder daheim und in einem Freigehege von maximal fünf Kilometern Umkreis eingesperrt hält, soll nun nicht am 5. März enden, sondern bis Ende April oder sogar in den Mai hinein verlängert werden. Erstmals Mitte April könnte es leichte Lockerungen geben. Das ist bitter – für uns alle, vor allem aber für die jungen Menschen hier im Land. Wir leben nun seit fast einem Jahr unter der Fuchtel des Virus – oder zumindest unter der Corona-Politik.
Klar ist: Die Regierung hat es mit ihrer leichtfertigen Entscheidung, den Lockdown im Dezember auszusetzen, um den Menschen zur Belohnung schöne Weihnachtsfeiern zu bescheren, so richtig vermasselt. Sie gibt nun sogar selber zu, dass es keine gute Idee war, dem ausgeprägten Familienleben im Dezember wochenlang freien Lauf zu lassen. Zehntausende Auslands-Iren, darunter viele junge Leute, die in England, Wales oder Schottland leben, kamen über die Feiertage nach Hause und brachten neben Geschenken auch das Virus mit – bevorzugt in der englischen Mutation, die als Kent-Variante B.1.1.7 traurige Berühmtheit erlangt hat. Nun kämpft Irland an vorderster Front gegen die englische Mutation, und wir dürfen weiter daheim bleiben – eine Ende ist nicht in Sicht.
Vom Improvisieren und Dilettieren
Die hierzulande gepflegte Improvisationskunst habe ich immer bewundert und auch wiederholt an dieser Stelle gerühmt. Aus wenig etwas zu machen, Kaputtes zu reparieren, eine Maschine, ein Auto, ein Elektrogerät zumindest provisorisch wieder zum Laufen zu bringen, obwohl das richtige Ersatzteil fehlt, das hat mir stets imponiert. Auch in der Coronakrise rühmten sich manche Einheimische der hohen Improvisationskunst, mit der man anfangs erfolgreich durch die Pandemie navigierte. Nun allerdings müssen wir erkennen, dass es doch einen gravierenden Unterschied gibt zwischen Improvisieren und Dilettieren.
Fintan O`Toole wies uns kürzlich in der Irish Times darauf hin, dass Improvisieren eigentlich nur kann, wer das Handwerk oder das Instrument wirklich beherrscht. Ja, es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen einer virtuosen Klavier-Improvisation von Keith Jarrett und der schrägen Guggemusik der Fasnachts-Kapellen, die zu dieser Jahreszeit üblicherweise auf den Fasnachtsumzügen meiner alten Heimat an der Schweizer Grenze gespielt würde.
So gesehen sind Irlands Krisen-Manager die Guggemusiker. Wo Gesetze allenfalls Richtlinien sind, quasi Empfehlungen, deren Nichtbefolgen keine Konsequenzen hat, da machen die Egoisten natürlich, was sie wollen. Und rücksichtslose Egoisten gibt es auch hier genügend. In den letzten Wochen fiel den Ordnungshütern im Land dann doch noch auf, dass täglich ein- bis zweitausend Mitbürger braun gebrannt den Fliegern entsteigen. Sie kommen aus den Ferien in wärmeren Regionen, während die meisten Menschen daheim artig damit kämpfen, ihre Fünf-Kilometer-Zone nicht zu verlassen. Was die Ego-Traveller wohl Neues mitbringen außer der Urlaubsbräune?
Nur nach und nach scheinen Gesetzgeber und Behörden eine für alle verbindliche Gangart anzuschlagen. Aktuell muss, wer ohne triftigen Grund außerhalb seines Fünf-Kilometer-Freigeheges unterwegs ist, 100 Euro in die Staatskasse spenden. Wer trotz der Verbote in die Ferien fliegt, ist mit 500 Euro dabei. Viele Urlauber zahlten den Aufschlag gerne – und mit einer gewissen neu-irischen Geste der Arroganz. Die Strafe soll deshalb auf 2000 Euro erhöht werden, und sogar Gefängnisstrafen werden jetzt erwogen.
Superschlaue Egoisten fliegen zum Zahnarzt-Termin nach Teneriffa
Noch immer allerdings verabschieden sich Dutzende Superschlaue zum “dringenden” Zahnarzt-Termin auf die spanische Urlaubsinsel Teneriffa. Aus einer Zahnarztpraxis dort wird berichtet, dass die massenhaft eingehenden Terminanfragen aus Irland nun gar nicht mehr beantwortet würden: Es sei nämlich trotz über 50 Terminvergaben niemand zu den vereinbarten Behandlungen erschienen. Cute hoor on tour . . .
Jetzt kann man natürlich stundenlang Dampf ablassen über das Treiben der Rücksichtslosen, das Versagen der Politik, über das Fehlen einer Strategie und die Inkonsistenz der politischen Entscheidungen. Das Wüten und Jammern wird den Lockdown nicht verkürzen. So unpolitisch es klingen mag: Es hilft, die Filme im eigenen Kopfkino sorgfältig auszuwählen und sich um eine positiven Einstellung im Alltag unter erschwerten Bedingungen zu bemühen. Vor allem: Man kann das selber tun, für sich. Man ist sein eigener Regisseur. Die Trauma-Forscherin Tanja Michael rät zu diesen drei einfachen Schritten aus dem Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins, hin zur Selbstwirksamkeit*:
Drei Schritte gegen die Corona-Ohnmacht
- Calm your mind: Beruhige dich, ordne deine Gedanken, und denke nicht zu viel.
- Log moments of joy: Protokolliere die guten Momente. Wir sollten auch weiter Verhaltensweisen nachgehen, die uns normalerweise guttun, diese registrieren und bewusst abspeichern. Statt mich zu grämen, was ich nicht machen kann, ist es günstiger, den Fokus dahin zu verlegen, was ich weiter tun kann. Dadurch erlebe ich mich als selbstwirksam und erlebe Kontrolle. Das sind Resilienzfaktoren. Wer sich so als handelnd erlebt, verlässt die Opferrolle.
- Make other people happy. Mach andere glücklich. Tue etwas für andere. Wer helfen kann, dem geht es häufig besser.
Wie bleibt man im Lockdown ausgeglichen, motiviert und kreativ?
Zum Thema passt, was mir die Night School gerade geschenkt hat. Vorgestern fand ich beim Aufwachen diese Idee in meiner mentalen Letterbox: Die neue kleine Irlandnews-Serie „How to hang on to lockdown without losing your mind“ – sinngemäß: Wie man im Lockdown bleibt, ohne den Verstand zu verlieren. Irlandnews-LeserInnen im Lockdown geben Antworten auf diese drei Fragen:
1. Schaffst Du es, im Dauer-Lockdown ausgeglichen, motiviert oder sogar kreativ zu bleiben – und wenn ja wie und womit?
2. Was vermisst Du im Lockdown am meisten? (Gibt es ein Rezept gegen dieses Fehlen und Vermissen?)
3. Welche Lockdown-Errungenschaft möchtest Du in eine Zeit danach – so es eine geben wird – hinüber retten?
Wer hat Lust, mit zu machen? Die Kommentar-Spalte weiter unten ist geöffnet.
Fotos: Markus Bäuchle. Lichtstimmungen im Fünf-Kilometer-Freigehege. Ich lasse mich auf Spaziergängen von Lichtstimmungen inspirieren, versuche, sie intensiv zu erleben und erst danach zu fotografieren. So entstanden die heutigen Fotos.
* Quelle: Spiegel online vom 25. April 2020: Traumaforscherin zur Corona-Krise: Drei Dinge, die Ihre Seele stärken.
Vielen Dank, liebe Leute, für die schönen Beiträge zu Lockdown und Lockdown Blues. Heute beantwortet unser Musik-Autor Patrick Steinbach die drei Fragen – und noch eine vierte . . .
https://irlandnews.com/lockdown-mit-optimismus-gegen-den-chor-der-jammernden/
1. Vorausgeschickt, ich lebe in Irland, in einer Gegend, die ich vorher nach vielen Reisen „durch“ die Insel, habe aussuchen können. Bin Rentner und bin in einer privilegierten Situation. Die Rente kommt pünklich! Home-Office kein Thema! Die Kinder stehen auf eigenen Beinen. Also fällt auch Home-Schooling flach! Und wir leben auf unserer kleine Scholle mit einem 300-Meter-Abstand zum nächsten Nachbarn. Lebensmittel bestell ich per Internet bei unserem lokalen Super Value.
Ich kann ohne Einschänkung genau das machen, was ich in den letzten 20 Jahren auch schon weitgehenst gemacht habe: Gartengestaltung! Anbauen von Gemüse und Obst! Geschichtenschreiben! Intensive Kontakte pflegen mit meinen Lieben, Freunden und Gleichgesinnten – per mail. Und den verordneten 5-Kilometer-Radius nutze ich voll aus. Und da es vermehrt auch andere Menschen ausnutzen, die nicht auf den Mund gefallen sind, gewinnt man schnell interessante Zeitgenossen.
Also, der Lockdown hat nicht an meiner Ausgeglichenheit gekratzt. Motivieren brauchte man mich noch nie.
2. Das Einzige, das ich vermisse, sind die vielen, schönen, persönlichen Kontakte – manchmal auch mit einer Umarmung.
3. Ich würde es begrüßen, wenn Unternehmen, die es sich leisten können ihre Mitarbeiter auch weiterhin in Home-Office zu lassen – so sie das wollen. Auf meinen 5-Kilometer-Wanderungen hab ich Viele zu diesem Thema gesprochen, die sich recht wohl dabei fühlen. Es würden sich viele Probleme entspannen. Die täglichen Fahrten zur Arbeitsstelle entfallen! Die Städte vom Verkehr entlastet. Benzin und Diesel würden eingespart. Die Country-Side würde nicht aussterben! Mieten würden sinken. Ebenso die Hauspreise! Die „Heimarbeiter“ sind in ihren Familien aufgehoben. Fühlen sich wohler und glücklicher. Bleiben entspannter und gesünder, was auch die Gesundheitskosten senken würde. Ich denke, darüber einmal nachzudenken wäre kein Fehler!
Bleibt alle gesund und virenfrei! Slán!
Peter Bernhardt
Lieber Peter, es kommt sehr bald der Tag, an dem wir zusammen wieder die schöne Beara Peninsula erkunden werden. Freue mich drauf!
Danke für deinen gelassenen Bericht.
Leider wird von vielen Seiten die allgemeine Angst vor dem Virus zu einer (rechten) Stimmungsmache mißbraucht.
Da tut es gut mitzubekommen, daß es auch noch Menschen gibt, die ihr eigenes Denken nicht aufgeben.
Bin auch in Rente und hatte mich schon um 1980 herum in Irland verliebt. Nach 2 Urlauben seinerzeit ist die Sehnsucht nach Irland immer noch in mir wach. Hatte leider den Absprung nicht gewagt………….
Ein schöne Zeit weiterhin auf der grünen Insel
wünscht Walter
Hallo, Markus,
Um es kurz zu machen: das schönste aller Hobbys bzw. die größte Leidenschaft, ist das Beschäftigen mit der Lieblingsinsel, auch dank eurer regelmäßig gelesenen, immer wieder als angenehm ausgewogen empfundenen Nachrichten.
Selbst im lockdown beruflich zwar wenig tangiert, hellen mich jedoch alle Themen rund um Irland, auch die weniger guten Nachrichten, mental auf und geben mir die Hoffnung auf den baldigen Besuch am Wunschort an der Westküste.
Es wird ein Nachcorona geben, vielleicht anders als vorher, aber nicht unbedingt schlechter.
Mit den Gedanken an das nächste frisch gezapfte Pint Stout übersteht man die graue Wartezeit. Slainte
Liebe Grüße and take care 😉
Just
Hallo Just, ja wir lernten beim Warten das Warten. ein Pint auf die Vorfreude.
Hallo Markus,
seit fast 30 Jahren fahre ich nach Irland, zuletzt 2016. Dabei habe ich fast die gesamte Insel incl. Nordirland umrundet. Es war immer großartig, mehrfach auch in Glengarriff, ich liebe das Land und die Menschen dort. Seit mehr als 50 Jahren liebe ich die irische Musik, habe vor ca. 10 Jahren sogar ein Mitglied der Dubliners in einem kleinen Hotel in Norddeutschland nach einem Club-Konzert beim Frühstück getroffen. Meine Tochter hat mir 2020 zum 70. Geburtstag eine Städtereise nach Irland geschenkt. Welch Glück. Daraus wird nun leider erst mal nichts, Corona hat etwas dagegen und meine Tochter erwartet im Sommer ihr erstes Kind. Grund zu großer Freude, aber keine gute Zeit für Irlandreisen. Dennoch gebe ich die Hoffnung nicht auf, all die Plätze wieder zu besuchen, die ich in mein Herz geschlossen habe. Danke für deine tiefsinnigen und sehr nachvollziehbaren Gedanken zur ganzen C-Situation. Euch und uns allen viel Zuversicht für die kommende Zeit. Herzlich Grüße Fritz Buchholz
Hallo Fritz,, die Reise wird kommen, Irland wird immer noch hier sein und liebenswert sein, und sei es 2022.
Einfach mal dankbar sein für all die Probleme, die wir nicht haben!
Damit schaffe ich derzeit meine ganz persönlichen Krisen. Seit März 2020 durch Corona ohne Arbeit und Aufgabe, Tod der Mutter im Juli, Misserfolge im Aufbau meiner Collie Zucht und 2 abgesagte Irlandreisen. Aber es geht noch mehr. Ich hatte vor 3 Wochen einen schweren Unfall mit einem Schädel-Hirn Trauma, Einblutungen und Wassereinlagerungen im Gehirn. In einsamen 4 Tagen Intensivstation (wegen Corona striktes Besuchsverbot) überlebte ich und bin dankbar, dass mein Schädel nicht geöffnet werden musste. Ich kämpfe mich seither sehr erfolgreich wieder zurück in den Alltag und bin unendlich dankbar, dass ich wieder vollständig gesund werde. Im Dezember lernte ich “The Wayfarer” von Patrick Pearse auswendig und ich freute mich sehr, dass mir dieses Gedicht trotz meiner Amnesie wieder einfiel. Das ist Glück! In dieser Zeit war Corona so unendlich weit weg, es gibt noch anderes in unserem Leben.
Heute bin ich wieder zu Hause, kann diesen Kommentar schreiben, auf der Terrasse sitzen und mich an der Sonne und der kalten Winterluft erfreuen. Ich lerne gerade Geduld zu haben und ich schmiede neue Pläne für meine Colliezucht und die nächsten Irlandreisen.
Bleibt optimistisch und dankbar für all die Probleme, die ihr nicht habt!
Freundliche Grüsse Heike
Liebe Heike;
schön von dir zu hören – wenngleich mich dein gesundheitlicher Zustand erschüttert hat. Ich wünsche dir auf diesem Weg alles Gute. Geduld und Vertrauen sind sicher Werte, die du dir erhalten solltest.
Toll, dass du das Pearse-Gedicht gelernt hast. Du hast ja damals im September, als ich in dieser Rubrik “Lyrik am Sonntag” genau den “Wayfairer” übertragen habe, geschrieben, dass du sehr berührt von den Gedanken bist.
Herzliche Grüße
Werner
Hier das Gedicht: https://irlandnews.com/lyric-padraic-pearse/
Liebe Heike,
wie sich das Leben und der Blick darauf von einem Augenblick zum anderen drastisch verändern kann.
ich wünsche Dir weiterhin gute Genesung, jede Menge Energie und viel Lebensfreude.
Nein, ich schaffe es definitiv nicht, ausgeglichen, optimistisch und kreativ zu bleiben, auch wenn ich es mir beinahe vollständig abgewöhnt habe, die politischen Verlautbarungen aller Couleur zu Gemüte zu führen und mir dabei sehr oft wie ein kleines Kind vorzukommen, dem man gebetsmühlenartig sagt, was richtig und was falsch ist. Ich habe das Gefühl, meine Lebenszeit verschwindet im Nichts und das ist bitter, zumal ich keine 30 mehr bin.
Das Fehlen konkreter und positiver Perspektiven ist bitter, dieser Impfstoff hätte eine solche Perspektive sein können, wenn sie nicht auf administrativer Ebene stümperhaft wieder zerstört wurde.
Ich vermisse am meisten die Entscheidung über mein persönliches Handeln und Tun nicht mehr eigenverantwortlich treffen zu können und mit Vorschriften und Reglementierungen leben zu müssen, die ich nur zum Teil nachvollziehen, geschweige denn akzeptieren kann. Und ich habe das auch hier schon geschrieben: die offensichtlich so einfache und rigorose Abschaffung bzw. Einschränkung elementarster Grundrechte (zumindest für einen aufgeklärten Westeuropäer) macht mich inzwischen nur sprachlos und unendlich traurig.
Ich fürchte, dass viele stark von der Pandemie betroffene Länder, dazu rechne ich besonders Irland, in ihrer sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung um mindestens 20 Jahre zurückgeworfen werden, die sozialen Spannungen werden aufgrund der wirtschaftlichen Ungleichheit schärfer und drängender. Aber ich hoffe auch, dass in vielen Bereichen (Touristik, privater Konsum) eine Veränderung eintritt und man allgemein nicht mehr nach dem Motto “je mehr und billiger, je besser” handeln wird.
Trotz allem mit einem optimistischen Gruß
Ich bin da nicht so pessimistisch, lieber Michael, was unsere Freiheit angeht. Überdies müssen wir alle dringend über den Freiheitsbegriff nachdenken. Freiheit könnte auch sein, sich aus freien Stücken selber Grenzen zu setzen.
Ja, so langsam geht dem frömmsten die Puste aus mit dem Virus…. Wobei es in Deutschland ja schon ein wenig leichter wird/ist als bei euch in Irland.
Zu 1 :meine Kreativität( Miniaturen, Handarbeiten und Aromaspielereien) hat mich eindeutig gerettet , die war vorher schon stark und ist mein rettender Anker. Beruflich hab ich zum Glück kein Homeoffice, wäre auch schwer meine Patienten mit heim zu nehmen ;-)) also auch da etwas Abwechslung. Dafür hatte ich lange Zeit in der Küche ein Homeoffice Arbeitenden und am anderen Ende der Wohnung einen Home Studierenden sitzen , es war wie eine WG ….
Zu 2 :Was vermisse ich ?? Lachende, freie Gesichter, nicht vermummt und auf abstand bedacht.
Und natürlich Reisen …hauptsächlich nach Irland ( die geplante für Mai ist mit deinem Beitrag gerade in weite Ferne gerückt). Konzerte besuchen und spontan Essen gehen.
Zu 3 Behalten möchte ich die Freundschaften die online wieder erwacht sind, möchte sie dann aber gerne persönlich pflegen.
eingeschränkter Konsum , man braucht gar nicht so viel um zufrieden zu sein ( sorry an den Einzelhandel….)
In dem Sinne bleiben wir alle gesund !!! und versuchen das beste draus zu machen, wir haben eh keine andere Wahl.
Gruß Martina
Halt durch, liebe Martina. Noch ist das Licht am Ende des Tunnels nicht ausgeschaltet ;-)
Hier mal eine Lockdown Stimme aus Irland… ;-)
1. Schaffst Du es, im Dauer-Lockdown ausgeglichen, motiviert oder sogar kreativ zu bleiben – und wenn ja wie und womit?
Ja, eigentlich ist das mit Familie und komplettem Home Office sogar ein Muss. Allerdings bin ich eher der ‘Glas-ist-halb-voll’-Typ, weniger der deutsche ‘Ich-hätte-da-gerne-mal-ein-Problem’-Typ, das hilft in dieser Krise natürlich schon. Und nur mit viel Bewegung zwischendurch bleibt der Kopf wach, das ist einfach so, Sauerstoff führt zu Ideen.
2. Was vermisst Du im Lockdown am meisten? (Gibt es ein Rezept gegen dieses Fehlen und Vermissen?)
Reisen, ohne Frage. Allerdings sind mir in den letzten Jahren auch Zweifel gekommen, es war alles einfach zu viel, der Weg nicht immer das Ziel… Jetzt muss man sich überlegen, wie das mit dem Reisen weitergehen könnte. Teurer sollte es schon werden, aber damit wird es nicht automatisch bewusster, oder? Pläne schmieden hilft in jedem Fall, sofern über die mangelnde konkrete Planbarkeit kein neuer Frust entsteht.
3. Welche Lockdown-Errungenschaft möchtest Du in eine Zeit danach – so es eine geben wird – hinüber retten?
Ich habe Sport und Outdoor im korrekt interpretierten 5 km-Radius deutlich intensiviert und das darf gerne so weitergehen, dann irgendwann auch mal wieder mit noch mehr Auslauf!
Gruss aus der regionalen Nachbarschaft
Stephan
Hi Stephan, wir müssen mal austesten, ob unsere 5-Kilometer-Freigehege eine gemeinsame Schnittfläche haben, um quasi gemeinsam Sauerstoff in gute Ideen zu verwandeln.
Guten Morgen
Ja, das sind keine guten News, ich werde meinen Sprachaufenthalt und Musikkurs das 3. Mal verschieben müssen. Das
tut mir auch leid für das Land das ich so liebe und die vielen tollen Musiker.
Liebe Grüsse
Monika
Hi Monika, kommt Zeit, kommt Kurs . . .
Hallo Markus,
ich habe das Glück, nicht ausschließlich Homeoffice machen zu müssen. So komme ich zumindest zweimal die Woche unter Leute und genieße die langen Gespräche mit meinen Arbeitskollegen.
Besonders dankbar bin ich, dass ich nicht in einer Neubauwohnung eingepfercht bin, sondern tägliche lange Spaziergänge durch den Wald machen kann und dabei auch schöne Naturfotos knipse.
Auch hilft mir, dass meine eigentlich schon großen Kinder noch zuhause wohnen, so muss ich mir zumindest keine Gedanken darüber machen, ob und wann ich sie besuchen darf. Das ist schon schmerzlich genug bezüglich meiner Eltern.
Während des Lockdowns habe ich angefangen, regelmäßig Kreuzworträtsel zu lösen. Das strengt die grauen Zellen an und lenkt ab von allzu trüben Gedanken.
Wenn das Fernweh nach Irland kommt, schaue ich mr Urlaubsfotos an, höre irische Musik (danke für die tollen Empfehlungen, seitdem bin ich Fan der Band Picture This) und sehe mir Filme über Irland an.
Ich wünsche Euch, dass die kommende Zeit erträglich wird und Ihr bald wieder bessere Tage seht.
Bleibt gesund.
Herzliche Wintergrüße aus Brandenburg
Anja
André Heller sang schon: “Die wahren Abenteuer sind im Kopf . . .” , liebe Anja.
Der lange Lockdown in Deutschland und Irland hat mir einen dicken Strich durch meine Pläne/Lebenswunsch in Irland zu leben gemacht. Seit ich 17 Jahre alt war, weiß ich, dass ich dort leben will. Jetzt bin ich “Rentnerin” und begann 2017 mit der Häuser-Suche auf Beara und den benachbarten Halbinseln, sheap head und mizen head. Beinahe wäre ich schon dort gewesen, dann kam aber Corona. Ich habe seit der Haussuche in Irland viele neue Erfahrungen gemacht, die zum Ablegen der “rosa Brille” führten. Auch deine Ausführungen, Marcus, haben weiter dazu beigetragen.
Das ist alles gut so, denn ich will ja nicht wegen oder mit rosa Brille nach Irland.
Diese Corona-Ausnahme Zeit stabilisiert mich, weil ich mich frage, wozu das alles dient und mir einen stabileren Stand verschafft, wenn mir die Antworten kommen. Mein Entschluss, nach Irland zu ziehen bleibt.
Was mir jetzt in dieser Zeit hilft, ist mich von Tag zu Tag im Hier und Jetzt zu bewegen, denn ich habe meine alte Heimat bereits aufgegeben und bin überall nur zu Gast. Schwer ist es, aber eine gute neue Erfahrung.
Was ich mitnehme in die Zeit danach ist auf jeden Fall nach vielen inneren Prozessen und Loslassen einen größeren Raum für Neues. So bin ich froh, dass diese Prozesse dorthin noch hier in Deutschland abgelaufen sind und noch ablaufen.
Ich will mit Optimismus in die Zukunft schauen, denn die Gedanken von heute sind die Tatsachen von morgen.
Liebe Grüße von
Anita ,zur Zeit in der Nordeifel bei Aachen.
Was bedeutet Irland für Dich, und wie kommt es, dass Du so lange schon weißt . . . ?
Markus, ich habe wegen mangelnder Internet-Verbindung gerade erst deine Frage auf meinen Beitrag hin gesehen.
Deine Frage, was Irland für mich bedeutet : Ich fühle mich in Irland mehr zu Hause als in Deutschland, das war meine auffälligste Erfahrung nach dem 2./3. Mal in Irland. Ich wollte damals mein Architektur Studium in Dublin beginnen, was ich mir dann nicht zutraute, auch in der Gewissheit, dass die Verbindung zu meiner befreundeten Farmersfamilie im County Wicklow damit nicht gut einhergehen würde. Ich fühlte eine Hälfte irisch und eine Hälfte deutsch in mir. Mit der Entscheidung, in Aachen zu studieren war das Thema erstmal erledigt. Die Liebe zu Irland ist stark geblieben. Ich war oft dort in verschiedenen Gegenden. Nachdem meine Kinder jetzt selbst Familien gegründet haben und ich meine Selbstständigkeit beendet habe, weiss ich , dass jetzt Irland für mich dran ist.
Liebe Grüße und danke für deine Nachfrage,
Anita
Ich muss gestehen, dass ich mit dem deutschen Lockdown eigentlich ganz gut klar komme, ich muss keine Kinder betreuen und wurde auch nicht zum Homeoffice verdonnert. Am Arbeitsplatz gibt es Hygiene-Vorschriften und Kollegen, mit denen man sich zumindest etwas austauschen kann. Trotzdem fehlt mir natürlich der Kontakt zu einem Großteil der Familie, die weiter weg wohnt, und dem engeren Freundeskreis. Neue Erdenbürger, die man bisher nur über Skype kennenlernen durfte, den betagten Vater, mit dem man aus Vorsicht lieber telefoniert als ihn zu besuchen. Es bleibt viel Zeit, die genutzt werden möchte, und man erinnert sich plötzlich an Sätze, die anfangen mit “Das mache ich mal, wenn ich Zeit habe…” Jetzt ist die Zeit. Zum Beispiel die Zeit, kreativ zu werden und Dinge zu produzieren, weil man sie gerade nicht kaufen kann. Inventur im Keller zu machen und dabei feststellen, was man recyceln kann und was draus machen. Die To Do-Liste abarbeiten, die schon ziemlich lang geworden ist. Die alte Kiste streichen, die man vor Jahren auf dem Flohmarkt erstanden hat, endlich den Tisch in der Küche abbeizen, alles, was man längst hatte machen wollen. Wenn man mal Zeit hat. Wenn nicht jetzt, wann dann? Was ich auf jeden Fall “in die Zeit danach” mitnehmen möchte, ist, mehr Kontakt zu halten, und sei es nur per Mail oder Telefon. Und mir vorstellen, wie ich in ein paar Jahren auf diese Zeit zurückschaue,,,
Ja Caro, das ist ein gutes Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann . . .
Hallo Markus,
Ich versuche mich mal in der Beantwortung dieser 3 Punkte:
Zu 1. ich stöbere in meinem Foto Archiv und bastle verschieden Videos daraus und erfreue damit meine Freunde (das ist schon lange mein Hobby) oder mache neue Fotobücher zu früheren Events.
Zu 2. vermissen tu ich am meisten, dass ich nicht in Urlaub kann. 2019 erst habe ich Irland als mein Sehnsuchtsland entdeckt und lieben gelernt. Ich war in Dublin, Kenmare, Galway und Wicklow. Allerdings immer nur ein paar Tage – das heißt ich hab immer nur an der Oberfläche gekratzt. In 2020 wolle ich mit meiner Familie nach Westport und den nächsten Abschnitt erkunden, doch dieser Trip fiel Corona zum Opfer.
Seither sitze ich hier und warte auf Impfung und Lockerungen des lockdowns. Gleich Sonntags nach der Pandemie mache ich mich wieder auf den Weg nach Irland zu wundervollen Menschen, toller Landschaft und hervorragenden Pubs.
In der Zwischenzeit höre ich fast täglich Livemusik von irischen Musikern – dank Facebook!? Sorry.
Und mache dadurch einen kleinen Trip in Gedanken auf die Insel. Ich liebe diese irische Musik! Ansonsten höre ich Irish Pub Radio im webradio.
Zu 3. ich hoffe doch, dass es eine Zeit nach Corona gibt! Ich hab seit Beginn der Pandemie viele Wanderungen gemacht wozu ich vorher zu faul war. Und es macht mir immer noch Spaß in der Natur zu sein. Das werde ich auf jeden Fall beibehalten. Viel lieber würde ich an Irlands Küsten wandern gehen! Dieses Fernweh bringt mich dazu durchzuhalten.
Ich drück uns allen die Daumen, dass es bald Licht am Ende des Tunnels gibt.
Dann mache ich mich sofort mit meinem Auto auf den Weg und bin sicher es ist auch ein Abstecher nach Bantry drin und vielleicht können wir uns auf ein Guinness treffen.
Liebe Grüße aus Baden-Württemberg
Uli
Ein Pint auf das Licht am Ende des Tunnels, liebe Uli!