15 Jahre tot. Am 1. Januar 2023 wäre John O’Donohue 67 Jahre alt geworden. Heute – oder in der Nacht auf heute – vor 15 Jahren starb der bekannte irische Priester und Schriftsteller, Philosoph und Dichter, Umweltaktivist und Lebenslehrer in Maubec, einem Städtchen in Südfrankreich, im Alter von nur 52 Jahren. Er wurde plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen. Auch nach 15 Jahren können viele Menschen, die John und sein Werk liebten und schätzten, seinen Tod nicht richtig verstehen. John ist auf dem Craggagh Cemetery in Fanore im County Clare begraben (Foto).
Um das unkonventionelle Leben und den überraschenden Tod des Welt-Besteller-Autors von Anam Cara rankten sich seitdem viele Mythen und Gerüchte. Weil nur wenig über den Menschen John O’Donohue bekannt war, wurde seine Person Jahr um Jahr geheimnisvoller. Viele Geschichten machten die Runde. Ich wollte wissen, was wahr ist und was nicht, wie der Schriftsteller und Poet aus dem Burren wirklich lebte, wie er liebte und wie er starb. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 war deshalb die umfangreiche Recherche über das Leben und Wirken des Mannes, der in jungen Jahren als katholischer Priester in Kirchen im Westen Irlands predigte und der im fünften Lebensjahrzehnt zum weltweit bekannten spirituellen Autor und Lehrer, für viele auch zum Guru avancierte.
Nach eingehenden Recherchen habe ich das Leben von John O’Donohue in einer zehnteiligen Serie beschrieben, die exklusiv hier auf Irlandnews erschienen ist. In der Übersetzung findet die Serie mittlerweile auch in der englischsprachigen Welt viel Beachtung. Hier geht es zu den Beiträgen: Klick
Im Gefolge der Veröffentlichung haben mir zahlreiche Menschen geschrieben, viele, die John persönlich kannten oder mit ihm befreundet waren. Ich habe mit ihnen gesprochen und geschrieben und daraus noch einmal viel gelernt über diesen faszinierenden Menschen, dessen Stimme mir oft seine Worte zuflüstern, wenn ich zu Fuß an den schroffen Klippen und in den kargen Bergen an Irlands Südwestküste unterwegs bin.
Die Irlandnews Serie über John O’Donohue: Wie er lebte, wie er liebte wie er starb.
- Hier geht es zur Übersicht: John O’Donohue. Eine Spurensuche. Alle Beiträge im Überblick.
- Einen Überblick über das literarische Werk von John O’Donohue gibt es hier.
- English Version: KLICK
Heute, an John O’Donohues 15. Todestag, will ich von einigen eher subtilen Erlebnissen während meiner Recherchen erzählen.
In einem meiner Beiträge schildere ich meinen Besuch am alten einsamen Cottage in Connemara, in dem John gewohnt hatte:
„Ich schaue vom Feldtor in das Seitenfenster des Anbaus: Dort steht Johns Schreibtisch, dort hat er gearbeitet, gedacht, gefühlt, geschrieben. Ich bin geschockt. Über der Lehne des Schreibtischs-Stuhl hängt Johns ärmellose Felljacke, auf dem Schreibtisch liegt ein Schreibblock. Es wirkt, als wäre er nur schnell zum Einkaufen gefahren und käme gleich zurück, um weiter zu arbeiten. Doch zuletzt stand er von diesem Schreibtisch vor über 13 Jahren auf. Kurz vor Weihnachten 2007. Die Zeit ist stehen geblieben in diesem Haus. Nichts scheint sich seitdem verändert zu haben.“
Bald sandte mir ein alter Freund von John ein Foto. Es zeigt diesen Schreibtisch, den Ort, wo er gedacht und geschrieben hat. Die Jacke über der Stuhllehne. Als wäre er nie weg gegangen. Das Foto lässt mich seitdem nicht mehr los.
Eingefrorene Zeit: Was ist hier in diesem alten Cottage in Connemara geschehen seit John O’Donohues plötzlichem Tod im Januar 2008? Und was nicht? Das fragen sich die Menschen im Dorf seit Jahren. Bei einem zweiten Besuch am alten Cottage lag das Haus weiter einsam und verlassen. Das Gebäude grau, das Wetter grau, die Felder schon braun. Der einzige Farbtupfer an diesem tristen Tag: Auf einer abgegrasten Schafswiese vor dem Haus wuchs ein Strauß Herbstzeitlose (Naked Lillies) – in den Farben von John´s Schal, den er im Herbst 2007 oft getragen hatte.
Im Herbst 2022 hielt ich ein letztes Mal am Craggagh Cemetery in Fanore, County Clare, um John O’Donohue´s Grab zu besuchen. Dabei entstand das Foto von seinem Grab (unten). Ich entdeckte die Details erst, als ich längst wieder zuhause war.
Und immer wieder denke ich: Ich hätte diesen Menschen, dessen Bücher und Texte mir so viel gegeben haben, gerne kennen gelernt.
Fotos: Hans-Ruedi Hebeisen (Porträtfoto); Markus Bäuchle (3)
Das ist leicht…Jaqueline … in himmlischen Sphären ein besseres Leben zu haben, als hier. Man muss noch nicht einmal ganz oben angekommen
sein um bis in die tiefen der Seele ein Glück zu spüren, das mit nichts auf Erden zu vergleichen ist.
Das erste, das einen als Erkenntnis vollständig erfasst ist, daß man nach hause kommt…endlich ! ..dahin, wo man wirklich und wahrhaftig herkommt und nicht irgendein Ort, den man als Ersatz dafür gewählt hat, sei es geografisch, oder innerlich…
Und wenn man es schafft bei einer Rückkehr nur einen einzigen Fetzen dieser Erinnerung zu behalten, dann hat man einen Schatz, der so
wertvoll ist, daß man ihn für nichts in der Welt wieder hergeben würde, noch dazu erhellt er uns den Weg, wenn es einmal soweit ist, die wirklich
letzte Reise anzutreten.
Im Grunde sind wir alle auf diesem Weg zurück, nur viele lassen sich von dieser zähen Schwere und Dunkelheit erfassen, schauen zu tief hinein um die leuchtenden Zeichen zu sehen, die jedem von uns leuchten, auch wenn uns nie ein Einblick hinter den Vorhang gewährt worden
ist.
Ich kannte John nicht, habe nur bruchstückhaft von seinen Büchern gehört, aber ein Wanderer zwischen den Welten erkennt einen anderen. Sein Grab? Da ist er nicht. Ist er befreiht von der Erdenschwere und ist er frei von den Erwartungen, die man hier unmöglich erfüllen kann mit all den Einschränkungen, die man hier in wirklich jeder Hinsicht hat.
Ich werde ihn wohl nicht antreffen dort auf dem Friedhof, aber ich weiß, daß ich ihm eine Nachricht und einen starken Segen hinterlassen kann.
Manchmal muss man voraus gehen und nicht zurück sehen, damit auch die anderen den Weg finden. LG Anja
….“Die Segnungen, nach denen wir uns sehnen, sind an keinem anderen Ort und in keinem anderen Menschen zu finden. Nur unser Selbst kann sie uns gewähren. Sie sind am Herdfeuer unserer Seele zu Hause.“
John O Donohue
Aus Anam Cara
Werter Markus,
schön, daß Du in Gedenken an John O’Donohue einen neuen Artikel verfasst hast. Ich habe die Tage die DVD „A Celtic Pilgrimage“ mal wieder angesehen und mich dem Inhalt seiner wunderbaren Bücher erinnert, die mir heilig sind. Obwohl auch ich ihn nicht persönlich kannte, macht mich sein Tod bis heute traurig, selbst jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, als ob ein Seelenverwandter diese Welt verlassen hat. Auch ich kann seinen Tod nicht wirklich verstehen, er war wie aus dem Nichts (für mich war’s damals wie ein Schock und das geht mir seeehr selten so). Möge er in Frieden ruhen und in himmlischen Sphären ein besseres Leben haben, als er es hier hatte.
Dir und Deiner Familie wünsche ich ein gesundes, friedvolles Neues Jahr.
Einen herzlichen Gruß nach Irland.