Patrick Steinbach aus Neu-Isenburg hat die Liebe zur irischen Musik zum Beruf gemacht: Der deutsch-irische Musiker betreibt eine Musikschule, spielt Irish Traditionals in Bands, organisiert Konzerte und gibt eigene Notenbücher heraus. Hier erzählt Patrick seine Geschichte, und die der Noten von Turlough O`Carolan, dem National-Komponisten Irlands (Bild).
„Seit mehr als vier Jahren liegt nun ein Manuskript bei diversen Musikverlagen in der Schublade, das ich voller Begeisterung geschrieben hatte und von dem ich überzeugt war, die Welt würde nur darauf warten. Es ging um nicht weniger als die Veröffentlichung einer repräsentativen Sammlung von Werken des großen irischen Komponisten Turlough O´Carolan (1670-1738). Nun hat jedes Land bedeutende Komponisten hervorgebracht. Irlands Nationalkomponist ist der bekannte Harfenspieler aus der Barockzeit, von dem etwas 200 Kompositionen überliefert sind. Die Musikverlage hätten sich um eine solche Sammlung reißen sollen, so meine naive Vermutung. Doch die Reaktionen blieben aus. Ja, es gab mehrere Jahre überhaupt keine Reaktionen. Auf behutsames Nachfragen hieß es dann, unser Lektorat ist komplett ausgetauscht worden, und die neuen Lektoren finden die alten Manuskripte der alten Lektoren nicht, müssten sich außerdem erst noch einarbeiten, und um wen ging es da nochmal? Sicherlich wird eine Sammlung von Carolan-Stücken kein Millionseller. Doch hätte ich mir grundlegend mehr Interesse gewünscht. Sicherlich muss ein Verleger mehrere tausend Euro in die Produktion stecken, von der nicht sicher sein kein, ob das Geld jemals wieder rein kommt.
Nun arbeiten Musikverlage extrem langsam. Von der Manuskripteinreichung bis zum fertigen Notenbuch vergehen locker drei oder vier Jahre. Als leicht ungeduldiger Mensch, der gerne schnelle Ergebnisse sieht, war mein Frust schon vorprogrammiert. Frust ist ein guter Ratgeber. Er riet mir, es einfach selber zu veröffentlichen. Die Idee zum IMA war geboren. Das IRISH MUSIC ARCHIVE ist eine Unterseite meiner Website und beherbergt mittlerweile eine ansehnliche Sammlung von Carolan Tunes, Jigs, Reels, Polkas, Märsche, Hornpipes und den Melodielinien bekannter irischer Folksongs.“
Also: Alle Noten stehen mit Akkordsymbolen als PDF zum kostenlosen (!) Download bereit. Auch soll das Archiv kontinuierlich wachsen. Da es sich um Traditionals handelt, die keinen Urheber kennen, können sämtliche Stücke im IMA frei verwendet werden. Wir wünschen allen interessierten Musikern viel Spaß beim Spielen und Studieren der dort archivierten irischen Musik.
Hier geht es zum Irish Music Archive
Liebe Nicola,
vielen Dank für deine netten Zeilen.
Es ist tatsächlich so, dass sich Musikverlage nur schwer von irgendwas Neuem begeistern lassen.
Und wer zum Teufel ist schon der Carolan, bitte?
Aber es macht mir auch einfach riesigen Spaß die Noten zu schreiben und sie ins Netz tzu stellen.
Ich wünsche mir, dass viele an irischer Musik interessierten Menschen daraus schöpfen können und schlicht Spaß an den Melodien haben.
Wenn ich auch nur ein kleines Stückchen von dem Erbe von Edward Bunting oder Francis O´Neill oder Donall Sullivan, den großen Collectors irischer traditioneller Musik, digital weitergeben kann, dann hat es sich doch für alle hoffentlich gelohnt.
Das IMA wird auch weiterhin wachsen und mit neuen Stücken aufgefrischt!
Patrick
Das ärgerliche Trödeln des Musikverlags ist vielleicht das Beste, was dieser Sache passieren konnte.
Für den Verlag, weil es sich leider wohl wirklich eher um ein Nischenthema handelt und der Aufwand möglicherweise in keinem Verhältnis zum Gewinn gestanden hätte.
Und für die an diesem Nischenthema interessierten Musiker/innen, die nun weltweit kostenfrei an diese alten, teilweise schwer erhältlichen Melodien herankommen und sie dadurch ohne viel Aufwand lebendig erhalten und vielleicht sogar neue Fans dafür gewinnen können. Wegen einer geringen Auflage hätte das einzelne Heft vermutlich nicht gerade wenig gekostet.
Schade für dich, Patrick, dass du nun für deine Sammel-Arbeit keine Verlags-Tantiemen bekommst, und gut, dass du sie trotzdem der Allgemeinheit zur Verfügung stellst. Damit erweist du dieser Musik einen Gefallen, und du profitierst indirekt, denn dein Name wird wieder mehr Leuten ein Begriff. Ich glaube, sowas nennt man eine win-win-Situation :-) . Dieses Mal sogar für drei Parteien!