Irland Forbes RankingDie gute Nachricht in der vergangenen Woche überraschte und schmeichelte den krisengeplagten Iren : Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes hat Irland im jährlichen Ranking The Best Countries for Business zum weltweit besten Geschäfts-Standort gekürt.  Wow, welch ein Comeback. Das rezessions-verkrüppelte kleine Land an der Spitze der besten Business-Standorte dieser Welt. Das ist doch was.

Erst auf den zweiten Blick fällt auf, wie vergiftet das Lob und wie zweifelhaft diese Auszeichnung ist. Man muss die Frage stellen: Bester Standort für wen? Die nüchterne Antwort: Für die multinationalen US-amerikanischen Konzerne, die sich mittlerweile als die neuen Staatenlosen gerieren, um allen nationalen Steuerforderungen zu entkommen. Irland wird von Konzernen wie Apple, Google oder Facebook geliebt, weil es “monetäre Freiheit” und die besten Voraussetzungen für Steuervermeidung und legalen Steuerbetrug anbietet ( manche Ökonomen vertreten die starke Meinung, die Hauptleistung der irischen Regierung sei die Sonderanfertigung von Steuerschlupflöchern, die international funktionieren.) Zudem können sich die Multis auf ein Heer williger und gut ausgebildeter Arbeitsloser verlassen, die  zu Arbeitgeber-freundlichen Gehältern arbeiten und auch noch Englisch sprechen.  Platt übersetzt bedeutet das Forbes-Lob: Irland ist die Lieblings-Hure des global  frei vagabundierenden Wirtschaftskapitals.

Die Kolumnistin Breda O’Brien ordnet die “gute Nachricht”  in einen größeren Zusammenhang ein: Nach dem globalen Finanz-Crash sah es für einen kurzen Moment so aus, als könnten wir Alternativen zum diesem egoistischen Wirtschaftssystem entwickeln, das einzig der Logik der Maximierung privater Gewinne folgt. “Dieser Moment ist vorbei”, schreibt O’Brien in der Irish Times: Der Wille zur Veränderung ist verschwunden. “Wir ignorieren weiter die Gefahren des Klimawechsels und der Ressourcen-Vernichtung und jubeln schon wieder über steigende Hauspreise, als hätten wir rein gar nichts dazu gelernt.” O`Brien´s Kolumne ist sinnig überschrieben mit der Headline: “Wer das Forbes-Ranking für eine gute Nachricht hält, verwechselt die Gesellschaft mit dem Markt”.

Abbildung: Forbes Magazine