Kritzeleien, Pinseleien, Sprühereien, Schnitzereien, Schmierereien – Graffiti. Das Bedürfnis der Menschen, sich an öffentlichen Orten visuell bemerkbar zu machen, mit der Spraydose, dem Taschenmesser oder dem Schraubenzieher an Hauswänden, Bäumen oder Steinen die eigene Markierung zu hinterlassen, hat eine lange Geschichte. Wer einmal in Irlands heiliger Historienkammer, in Newgrange, war, hat die unbeholfen eingeritzten Namenszüge neben den jungsteinzeitlichen Felskunstwerken gesehen. Wer in Coole Park war, kennt  die Signaturbuche, deren Rinde Yeats und Freunde bearbeitet haben. Wer in Dublin spazierte, kann die Graffitis junger Dubliner mit denen in Brooklyn vergleichen.

Kritzler, Sprayer und Ritzer müssen vom Wunsch getrieben sein, sich mit einem kleinen expressiven Akt für alle bemerkbar und sichtbar zu verewigen, sich ein Stück weit unsterblich zu machen. Unterwegs in den den Bergen Irlands entdeckte der Wanderer in dieser Woche eine für ihn neue Form der Oberflächen-Bearbeitung: das Torf-Graffito. Die Einritzungen in eine zwei Meter hohe Torfschicht sind im Abbaugebiet am Barley Lake in den Caha Mountains zu besichtigen. Nein, schön sind sie nicht, alt sind sie nicht, auch nicht kunstvoll – zumindest aber interessant.