Heute morgen liegt Zuckerguss aus Schnee auf unserem Hausberg Sugarloaf und den Caha Mountains. Er erinnert mich an Fräulein Ellen Hutchins. Sie lebte ihr kurzes Leben von 1785 bis 1815 in Ardnagashel in der Bantry Bay. Ellen war lungenkrank und litt unter der Zerstrittenheit ihrer Familie, der zweitmächtigsten englischen Adelsfamilie in der Gegend. Ein befreundeter Arzt in Dublin empfahl der jungen Frau deshalb, an der frischen Luft botanische
Studien zu betreiben, und siehe da: Die fleißige Ellen erforschte die gesamte Bucht und katalogosierte in nur drei Jahren 1200 heimische Pflanzen – viele davon Neuentdeckungen, die noch heute auf den Beinamen „hutchinsii“ hören. Ellen widmete sich vor allem den Flechten und Moosen, einem ungeheuer komplexen Mikrokosmos, den wir Durschnittbetrachter mit zwei einfachen Worten abtun. Für ihre kreative Sammelarbeit – sie malte auch viele Pflanzen – erhielt Ellen Hutchins nach ihrem Tod viel Anerkennung. Sie sollte später sogar zur „ersten weiblichen Botanikerin Irlands“ geadelt werden.
Eine Gedenktafel auf dem kleinen Familienfriedhof der Hutchins am alten Arboretum von Ardnagashel erinnert an Fräulein Ellen – ihr Grab auf dem alten Friedhof von Bantry, wo sie 1815 beerdigt wurde, ist allerdings für immer verschwunden. Die junge Frau und ihre Brüder Arthur und Emanuel erkannten früh die Vorteile des milden Klimas am wärmenden Golfstrom und der Lage in der gut vor den salzigen Winden geschützten Bantry Bay. Ihr Gespür für Schnee und Frost, beziehungsweise dessen weitgehende Abwesenheit, motivierte sie in den frühen Jahren des 19. Jahrhunderts zum Import von Pflanzen aus aller Welt und zum Aufbau eines grandiosen Pflanzen- und Baumparks am Familiensitz Ardnagashel Estate. Als Großkunden der englischen Pflanzenjäger-Expeditionen und von eigenen Reisen importierten sie exotische Bäume aus Australien, Asien, Amerika und Europa. Die Familie Hutchins verantwortet unter anderem die Existenz der Japanischen Sicheltanne (Cryptomeria Japonica) und vor allem der invasiven Myrte (Myrtus Luma) in der Bucht. Der chilenische Baum mit dem orangefarbenen Stamm beispielsweise gedeiht im milden Klima Glengarriffs hervorragend, doch schon eine um ein, zwei Grad niedrigere Durchschnittstemperatur wie beispielsweise in London lässt die Myrte – oder auch die hier so beliebte Cordyline Palme – unweigerlich eingehen.
Das alte Arboretum von Ellen und ihren Brüdern ist ein Muss für alle Pflanzenfreunde. Auf unserer Website stellen wir den magischen Ort vor , der heute leider vom Verfall, wenn nicht gar von der Zerstörung durch profitgierige Betonisten bedroht ist. Wie das Arboretum gerettet werden soll, erzählen wir hier demnächst.
Hinterlasse einen Kommentar