Der größte Luxus: Eine weite, offene unbebaute Berg-Landschaft . . .

 

Warum in Irland leben? Wir leben und arbeiten nun seit fast 18 Jahren in unserer Wahlheimat im Südwesten Irlands – und mindestens einmal im Jahr mache ich innere Inventur. Lebe ich noch immer gerne hier und wenn ja: warum? Im Lauf der Jahre haben sich manche Gründe und Motive verändert. Vieles sehe ich aus der Innen-Perspektive kritischer als früher, mancher Unterschied zur alten Heimat in Deutschland ist im positiven Sinne noch bedeutsamer geworden. Die faszinierende Natur am Atlantik, die Stille, die Weite, die gute Luft machen unser Leben auf der Insel auch nach 18 Jahren lebenswert. Trotz mancher negativen gesellschaftlichen Entwicklung: Ich lebe sehr gerne hier.  Hier meine Gründe im April 2018.

 

Warum ich gerne in Irland lebe und arbeite . . . 

Weil das Land hier weit und offen ist. Weil es Raum bietet für die Augen und die Seele. Der größte Luxus in einer zugemauerten und kaputt-asphaltierten Welt ist der freie Blick auf eine weite, offene unbebaute Berglandschaft.

Weil es viel unverbrauchte Natur gibt: Die Schönheit der Berge, der Strände, des Meeres, der Wiesen und Wälder geht zu Herzen. Weil ich hier die ersten Adler in freier Wildbahn, die Furcht vor dem Feuer und den Respekt vor den Orkanwinden erlebt habe. Anders gesagt: Weil sich die Zerstörungen durch wachstums-gieriges menschliches Wirtschaften (noch) in Grenzen halten.

Weil die Stille hier eine Erfahrung ist. Man kann sie hören, die Stille, diese völlige Abwesenheit von Zivilisationslärm.

Weil in Irland noch nicht alles entzaubert ist. Weil es hier noch einsame und wilde Orte gibt.

Weil der Blick über den weiten Atlantik die Seele öffnet und mich einen Hauch von Ewigkeit spüren lässt . . .

Weil das Wetter in Irland immer beachtenswert und ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens ist. Regen, Sonne, Wind und Sturm sind die nahen und ständigen Begleiter. Und weil der Regen den Sonnenanbetern die Reise-Richtung vorgibt.

Weil die Luft in Irland so frisch und sauber ist. Die irische Atlantikküste ist Europas Reinluftgebiet Nummer 1. Kein Sommer-Smog, kein Winter-Smog. Immer Zeit zum Durchatmen.

Weil es hier noch Dunkelheit und damit Ehrfurcht gebietende Sternenhimmel gibt, mit Millionen glitzernden Punkten entlang der Milchstraße.

Weil Irland das Land des Lichts ist. Das ewig wechselnde atlantische Wetter bedingt das ewige Spiel des Lichts, das Sonne, Wolken und Meer miteinander austragen.

Weil Iren stets interessante Leute sind: Sie sind im ersten Moment erfrischend freundlich, redegewandt, schlitzohrig, anarchisch, ducken sich dann auch mal gerne weg und haben einen feinen Sinn für alternative Fakten, sind dazu gerne stur, gesellig und feierfreudig, haben ein langes Gedächtnis und neigen leicht zum Nachtragend sein. Und weil Iren die am Ende kompliziertesten Menschen sind, die ich kenne: widersprüchlich, strahlende Oberfläche und fest versiegelter Kern. Nie langweilig jedenfalls.

Weil hier nichts zu sagen hat, wer nichts erzählen kann (Dank an Christoph Ransmayr für die schöne Formulierung).

Weil Irland noch immer ein relativ liberales Land ist, das noch am Ausbau der bürgerlichen Rechte arbeitet, während andernorts in Europa die rechten Populisten den öffentlichen Diskurs prägen und das Rad rückwärts drehen.

Weil Autor & Wanderer als Deutscher in Irland für mich ein schöner Beruf ist.

 

Zooropa

 

. . . und warum trotzdem . . . .

Obwohl Tiere fast keine Fürsprecher haben und Bäume so gut wie keine.

Obwohl Irlands Wirtschaftspolitik stark neoliberal und die ökonomische Realität bisweilen unbarmherzig ist.

Obwohl das Habenwollen das Sein dominiert, Gier und Wachstums-Gläubigkeit den Takt vorgeben.

Obwohl der Keltische Tiger Auferstehung feiert und vor allem in den Städten wieder laut und ordinär röhrt.

Obwohl die Natur hier fast keine Lobby hat und Naturschutz ein noch bizarreres Fremdwort ist als auf dem Kontinent.

Obwohl der anhaltende Flächenverbrauch hier kein Problem zu sein scheint, weil das Problem niemanden interessiert.

 

 

Irland Buch

 

Foto-Serie: In den kommenden Wochen werde ich die gesammelten guten Gründe, Irland zu lieben in einer kleinen Foto-Serie auf unserem neuen Irlandnews-Foto-Blog kommentieren.

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Fotos: ©  Markus Bäuchle – Wanderlust