Das Wetter bestimmt nicht nur das ländliche Leben in Irland, es dominiert auch die täglichen Gespräche, den Smalltalk. Die eher rhetorische Gruß-Frage: “Wie geht es?” (How are you?”), wird meist kurz beantwortet mit “Good” oder “Not too bad” und dann mit einem Kommentar zum Wetter gekontert: “Nice morning”. Der Konter widerum wird erwidert mit einer Bestätigung des Wetterkommentars, etwa mit “Glorious morning”. Danach wird dann das Wetter im Detail diskutiert, und so geht das eine ganze Weile hin und her, bis man endlich zur Sache kommt.

In diesen Tagen geht es im zwischenmenschlichen Austausch auf der Grünen Insel immer um den Sommer. Kein Wunder: Das Wetter ist anhaltend prächtig, wir genießen Sommerwetter vom Feinsten. Die einen äußern deshalb, dass ihre Erwartungen endlich eingetroffen seien: “Der Sommer ist nun endlich da” – wobei er eigentlich schon einige Zeit die Wetterlage bestimmt. Andere freuen sich einfach: “Das ist nun unser Sommer”. Und Dritte treibt die Sorge um: “Hoffentlich ist das nicht schon unser Sommer”. Diese Wetterdeuterfraktion plädiert für einen sommerlichen Juli und August, will einen Sommer im wahren Sommer und keinen “vorgezogenen” im Mai. Denn traditionell erwartet man in Irland alles Sommerliche vom August – dann, wenn  das Meer am wärmsten ist, wenn die Kinder noch Ferien haben und die Eltern auch.

Erstaunen jedenfalls löst das 2010er-Wetter derzeit bei vielen Inselbewohnern aus. So fragen sie sich und Gäste aus dem Ausland: ” Hey, ist das wirklich Irland?” Soviel Sonne und soviel gutes Wetter am Stück gab es selten in den vergangenen Jahren. Ja, hey, das ist Irland.

Foto: Irland zieht blank, und die Pflanzen haben Durst. Das Vorgarten-Foto wurde gestern in Bantry, Co. Cork, aufgenommen.